Die große Jubiläumsausstellung „Die Neue Sachlichkeit“ in der Kunsthalle Mannheim, kuratiert von Inge Herold, gliedert sich in verschiedene Themenbereiche, bei denen das historische Ausstellungskonzept hinterfragt und auch kritisch ergänzt wird. Gleichzeitig wird das politische Klima des aufkommenden Nationalsozialismus thematisiert.
Umfassende Ausstellung mit Werken von 124 Künstler*innen
Mehr als 230 Arbeiten von 124 Künstler*innen nationaler und internationaler Leihgeber*innen sowie aus der eigenen Sammlung sind in der Ausstellung zu sehen. Dabei stehen Themen wie das Zeitgeschehen, der Alltag der Menschen, die Industrialisierung, eine neue Mobilität, das Menschenbild und die neue Rolle der Frau sowie Stillleben und Landschaften im Mittelpunkt.
Auch wenn es zur historischen Ausstellung keine fotografischen Raumaufnahmen gibt, lassen sich mittlerweile 112 der damals 132 gezeigten Arbeiten anhand von Fotos belegen und geben erstmals derartig umfangreich Aufschluss über das Konzept. Eine Auswahl damals in Mannheim zu sehender Werke aus den Beständen der Kunsthalle sowie als Leihgaben anderer Museen sind Teil der Ausstellung. Sie bieten einen Querschnitt durch die historische Schau.
Der Blick in die Ausstellung von 1925 erfolgt aber vor allem in digitaler Form: In einer immersiven multimedialen Raumprojektion werden die damals gezeigten Werke, aber auch die Lücken und Verluste visuell erlebbar.
1925 waren keine Künstlerinnen vertreten. Dies lag einerseits daran, dass Frauen im damaligen Kunstbetrieb benachteiligt waren; andererseits befand sich das Werk einiger neu-sachlich malender Künstlerinnen um 1925 erst in der Entwicklungsphase und entging so Hartlaubs Aufmerksamkeit. Er
verzichtete, vermutlich aus organisatorischen Gründen, mit ganz wenigen Ausnahmen bewusst auf einen Blick über die Grenzen Deutschlands hinaus, wenngleich die Hinwendung zu einer gegenständlichen
Formensprache kein auf Deutschland beschränktes Phänomen war. Um dies beispielhaft zu zeigen, werden in der Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit“ auch Werke internationaler Künstler*innen präsentiert.
Auch wenn sich schon Mitte der 1920er-Jahre abzeichnete, dass die neu-sachliche Bildsprache immer stärker in einen neuromantischen, rückwärtsgewandten Stil überging, bedeutete die Machtergreifung der Nationalsozialisten eine Zäsur, die die Kunst, aber auch das Schicksal der Künstlerinnen nachhaltig und oft dramatisch beeinflusste.
Gezeigt werden Arbeiten von
Max Beckmann, Kate Diehn-Bitt, Otto Dix, Dodo, George Grosz, Edward Hopper, Hannah Höch, Karl Hubbuch, Alexander Kanoldt, Lotte Laserstein, Jeanne Mammen, Georgia O’Keeffe, Felix Nussbaum, Pablo Picasso, Anita Rée, Christian Schad, Rudolf Schlichter, Georg Scholz, Georg Schrimpf
u.v.m.
Kunsthalle Mannheim Laufzeit der Ausstellung: 22.11.24 – 09.03.25
Titelbild: Arno Henschel: Dame mit Maske, 1928
Kulturhistorische Museen Görlitz
Foto: Görlitzer Sammlungen