Ein wenig verstört schauen die Männer auf, als sie vor dem Zimmer des Landschaftsgärtners von Ludwig dem XIV. André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts) wartend plötzlich eine Frau auftauchen sehen. Denn was will eine Frau hier? Doch Sabine de Barra (wunderschön Kate Winslet) macht sich nichts daraus, sie hat mehr als nur einen “grünen Finger” und sehr ungewöhnliche und radikale Ideen. Sie scheut auch nicht davor zurück, etwas so zurechtzurücken, wie es ihr passend erscheint, so auch den Blumenkübel vor dem Eingang zum Haus des André le Notre. Dieser hat das von seinem Fenster aus genau registriert, doch er will zunächst die Mitarbeit der eigenwilligen Person nicht. Sie stellt alles, was ihn auf diesem Gebiet auszeichnet, nämlich klassische, elegante Ordnung und Symmetrie, auf den Kopf.
Der Sonnenkönig verlangt im Paris, genauer Versailles des Jahres 1682, nach einem Garten von exquisiter und unvergleichlicher Schönheit. Die Größe und Eile dieses Vorhabens erfordert aber zusätzliche Arbeitskräfte.
Als le Nôtre, von Matthias Schoenaerts minimalistisch, aber passend dargestellt, die oft im Bild als hart arbeitende Gärtnerin zu sehende Sabine de Barra abends zuhause aufsucht, zeigt sich beim Betrachten des mit Kerzen geschmückten, einen Hauch von Modernität verströmenden kleinen Gartens der Sabine de Barra doch ein leichtes Entzücken in seinem Gesicht.
Schließlich dauert es nicht lange und Sabine bekommt den Auftrag von le Notré, einen Steingarten mit Fontainen, der als Ballroom im Freien fungieren soll, zu gestalten.
Die halbwahre Geschichte – le Nôtre gab es wirklich – um die ungewöhnliche Gärtnerin, ist eine unterhaltsame Verfilmung. Zwei verschiedene Ideen, wie Natur umgewandelt werden kann, um vor den kritischen Augen des Sonnenkönigs zu bestehen, mündet zwar im klassischen Klischee: die Frau als emotional und sich mathematischer Ordnung widersetzend, bleibt ihrem chaotischen Naturstil treu und gewinnt. Vielleicht auch darum, weil natürliche Schönheit auch beim Sonnenkönig, hervorragend gespielt von Alan Rickman, am verpuderten Hof etwas Besonderes ist. Denn Ludwig der XIV. – ein Rosennarr mit verwunschenem Rosengarten – weiß schließlich bestens, wie schnell die Schönheit der Rosen vergeht.
Ab 30.04.2015 im Kino
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Alle Fotos ©TOBIS