„Warum gibt es keine männlichen Aktmodelle?“, fragt Marthe, die eigentlich Maria heißt, den Maler Pierre Bonnard (Vincent Macaigne). Weil es zumeist nur Maler, keine Malerinnen gibt. Das genügt im Film „Die Bonnards – Malen und Lieben“ der hübschen und forschen Marthe zunächst. Wenig später, nachdem sie Pierre Bonnard nach kurzem Zögern ihr Dekolleté freigibt, haben sie Sex miteinander und für Bonnard wird Marthe de Méligny (Cécile de France) Geliebte und Muse zugleich.
Über 140 Bilder und 700 Zeichnungen zeigen sie angezogen oder als Akt. In Vernon in der Normandie, direkt an der Seine gelegen, entdecken die beiden Liebenden ein leerstehendes Haus. Es wird zu ihrem Lebensmittelpunkt und Beginn einer 50 Jahre währenden stürmischen Liebesbeziehung. Marthe leidet an Asthma und einem schwachen Herzen. Sie soll täglich Wannenbäder nehmen und Pierre kauft der Geliebten eine Badewanne. Die Quelle des berühmten Bildes „Marthe au Bain“ (Marthe beim Baden).
Claude Monet und seine Frau Cecile sind häufig zu Besuch, und aus Paris lassen sich einflussreiche Freunde und Freundinnen blicken. Nur ein Wunsch bleibt Marthe versagt. Pierre will keine Kinder. Stattdessen haben sie zwei Hunde, die sie abgöttisch lieben. Als Pierre nach einigen Jahren immer häufiger in Paris ist, ahnt Marthe, dass er eine Beziehung hat. Marthe reagiert anders als erwartet; sie ist zwar eifersüchtig, aber wagt sich daran, selbst zu malen. Es entstehen expressionistische, naive Bilder, die sie schnell hintereinander malt, ohne auch nur zu schlafen. Als Pierre zurückkehrt, ist er fasziniert. Marthe bekommt ihre erste große Ausstellung. Bis zu ihrem Tod leben die beiden in Vernon.
Bonnard wird zu den Post-Impressionisten gezählt wegen der starken Bedeutung des Lichts in seinen Werken. Er hat jedoch eigentlich einen ganz eigenen Stil verwirklicht.
Auch der Regisseur MARTIN PROVOST war bereits in Kindestagen von einem Bonnard-Plakat fasziniert, auf dem Marthe am Tisch des Landhauses „Ma Roulotte“ sitzt, im Hintergrund eine üppige, von Licht und Farben erfüllte Landschaft. Insbesondere die Sinnlichkeit und die Besonderheit, die von ihm ausging, waren grundsätzlich eine Inspiration. Schließlich durch die Anfrage der Großnichte von Marthe an ihn, einen Film über ihre Großtante zu drehen, wurde der Film DIE BONNARDS – MALEN UND LIEBEN realisiert.
Idyllische Landschaften und malerische Bilder verwandeln den Film selbst in kunstvolle Bildlandschaften. Zudem wird ein spannendes Frauenporträt gezeigt, das kritisch die Rolle der Frau an der Seite eines Künstlers zeichnet – verknüpft mit einer stürmischen Liebesgeschichte.
Die Geschichte von Liebe und Verlangen, von Eifersucht und Verrat wird brillant von Cécile de France als sinnliche Frau der Jahrhundertwende, die sich in der mondänen Gesellschaft manchmal als Anhängsel empfindet, und Vincent Macaigne als einen in seine Malerei verliebten und nie damit zufriedenen Künstler gespielt.
Wer leidenschaftliche Beziehungen und die Kunst des Impressionismus im Kino erleben will, der sollte sich unbedingt diesen herausragenden Film im Kino ansehen.
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