Den Sommerurlaub mit den Eltern und seiner Schwester Laura erlebt Daniel als harmonisch und schön. Nur am letzten Urlaubstag passiert etwas Schreckliches. Die Eltern trennen sich. Danach brennt die Küche im Elternhaus nieder und nichts ist mehr, wie es einmal war. Der verbrannte Geruch liegt noch lange in der Luft, und der Verlust des Vaters ist für Daniel schwer zu ertragen. Zunächst glaubt er, der Vater käme nach einer, zwei, dann nach drei Wochen zurück. Doch schließlich löst sich seine Hoffnung auf, wie der Gestank in der nun renovierten Küche.
Nun erst wird ihm bewusst, dass er der einzige Mann im Haus ist. Seine Mutter und Schwester brauchen ihn, glaubt Daniel. Laura leidet unter Stress und vermisst ihren Vater. Ihr Magen rebelliert. Als sich ein Praktikant der exzentrischen Großcousine Miriam in Laura verliebt, sieht Daniel rot. Und er bemerkt es als Letzter. Er selbst ist in seine Schwester Laura verliebt und will der einzige Mann für sie sein.
Daniel sucht Rat bei seinem Onkel Billy, der alles hat, was ein Mann von Welt haben muss: gutes Aussehen, Charme, Lebenserfahrung und Selbstbewusstsein. Daniel ist weit davon entfernt, ihm ähnlich zu sein. Die Großcousine holt ihn aus seinem Selbstmitleid heraus. Sie braucht ihn, um ihr Künstlerdasein zu ordnen.
Langsam jedoch kündigt sich in der Restfamilie viel Schlimmeres, Zerstörerisches an. Die Mutter verändert sich. Zuerst scheint es nur eine leichte Vergesslichkeit zu sein, doch bald erwacht die schlummernde Parkinson-Demenz der Mutter und macht sich ans vernichtende Werk. Daniel will nicht machtlos zusehen. Ermuntert die Mutter, droht ihr sogar und muss schließlich doch resignieren. Und die Familie wächst in veränderter Aufstellung wieder zusammen.
Aus der Perspektive eines Halbwüchsigen erzählt die Autorin Didi Drobna sprachgewaltig, berührend und authentisch die Dramatik eines Lebens, angefüllt mit heiteren, komischen und sehr tragischen Momenten. Wunderbar zu lesen.
Als die Kirche den Fluss überquerte
Didi Drobna
ISBN 978-3-492-05920-6
Verlag: Piper