Ein paar Töne einer Melodie, ein vages Gefühl, dann vielleicht ein Name, ein Ort, ein Geruch, eine Jahreszeit , musika-lische Erinnerungen gehören zu den tiefsten Erinnerungen, die wir haben. Im Alter, wenn die kognitiven Fähigkeiten nachlassen, eröffnet die Musik Wege zu unserer eigenen Geschichte, die schon verloren schien. „Dem Weggehen Zugewandt“ erzählt aus dem unbekannten Land des Alters, wenn Erinnerungen genauso real wie das alltägliche Leben, das Jetzt wichtiger als das Morgen und die Zeit, das Hier und das Gegenüber durchaus verhandelbare Größen sein können.
Die Stückentwicklung basiert auf Texten der 90-jährigen Autorin Ilse Helbich – u.a. auf Auszügen des 2012 erschienenen Werk „Grenzland Zwischenland“ – sowie auf Interviews, die das Team von Union Universal mit Menschen aus Hamburg, Berlin und Dresden seit September 2012 geführt hat. Die lange Dauer der Projektarbeit, die Zusammenarbeit mit Pflegeeinrichtungen vor Ort und die Probenstruktur ermöglichen eine nachhaltige Zusammenarbeit und einen Dialog, der bis in das alltägliche Leben aller Beteiligten reicht.
„Dem Weggehen Zugewandt“ macht Stimmen alter Menschen hörbar und sie selbst sichtbar, sowohl als Individuen, als auch als gesellschaftliche Gruppe. Grundlage und erster Teil des Interview- und Musiktheaterprojekts ist die Machina Recordatio – ein Archiv der Stimmen, in dem Erfahrungen, Erkenntnisse und Erinnerungen von 100 älteren Menschen gesammelt sind. Die Machina Recordatio ist eine interaktive Datenbank individueller Vermächtnisse und Ratschläge, enthält Antworten auf Fragen des alltäglichen Lebens und entführt in die Welt der Überachtzigjährigen. Die Erinn-erungen und Geschichten der Machina Recordatio sind sowohl online unter www.machina-recordatio.de, als auch in . einer Installation – in einem begehbaren Sprachrohr – im Stadtraum zu entdecken (ab Mitte Mai bis Ende Juni in Berlin und von Anfang August bis Ende September in Dresden).
Weitere Informationen unter:
http://www.dem-weggehen-zugewandt.de/
http://machina-recordatio.de
Dem Weggehen Zugewandt Ein Musiktheater über die Erinnerung
FR 28. Juni 20 Uhr Berliner Premiere
SA 29. SO 30. Juni 20 Uhr
WWW.RADIALSYSTEM.DE
Solistenensemble Kaleidoskop und Union Universal
Regie Maria Magdalena Ludewig
Komposition Manuela Kerer
Texte Ilse Helbich und Union Universal
Musikalische Leitung Daniella Strasfogel
Chorleitung Olga Kisseleva
Bühnenbild und Machina Recordatio Jörg Kiefel
Kostüm Annegret Riediger
Audio & Interviews Jakob Klaffs
Dramaturgie Martin Hammer
Künstlerische Mitarbeit Agnieszka Piwowarska
Mit Carin Abicht, Manfred Andrae, Bärbel Bolle, Irm Hermann, Fe Reichelt, Ursula Staack und Solistenensemble Kaleidoskop
Das Solistenensemble Kaleidoskop ist ein Berliner Kammerorchester, das es sich zur Aufgabe gestellt hat, traditionelle Konzertformen zu durchbrechen und verschiedene Künste in inszenierte Konzerte, Musiktheater oder Installationen einzubeziehen. Das Ensemble wurde 2006 von dem Cellisten Michael Rauter und dem Dirigenten Julian Kuerti gegründet. Das Repertoire reicht von Frühbarock bis zur aktuellen Musik, auch eigene Musikkonzepte werden dabei entworfen. Seit 2008 ist Kaleidoskop Hausensemble im RADIALSYSTEM V und regelmäßig zu Gast beiUnion Universal ist ein interdisziplinäres Kollektiv, gegründet 2008 von Maria Magdalena Ludewig, Martin Hammer, Jakob Klaffs, Agnieszka Piwowarska und Susanne Scheerer. Das Arbeitsfeld von Union Universal ist der öffentliche Raum und die Verarbeitung recherchierter dokumentarischer Stoffe für die Bühne, zu Videoarbeiten oder Texten. Letzte Projekte: „Perspektive Hamburg“, „Dreamdolls“, „Stars United“ und „Suche Zukunft“. www.unionuniversal.de
Maria Magdalena Ludewig studierte Philosophie, Germanistik und Medienkultur in Hamburg sowie Schauspielregie an der Berliner HfS Ernst Busch. Seit 2007 arbeitet sie regelmäßig auf Kampnagel, außerdem u.a. am Theater Heilbronn und am Thalia Theater Halle. 2008 gründete sie das Produktionsteam Union Universal, mit dem sie zahlreiche Projekte zwischen Bühnen- und Stadtraum meist auf Grundlage recherchierter Materialien entwickelte.
Manuela Kerer interessiert sich für konträre Arbeitsfelder: Neben ihren Kompositionsstudien schloss sie das Studium der Rechtswissenschaften und der Psychologie ab. Ihre Kompositionen wurden u.a. bei Festivals wie Klangspuren Schwaz, Transart Bozen oder Wien Modern aufgeführt. Manuela Kerer wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. wurde sie 2009 vom Ausschuss der Europaregionen als eines von europaweit 100 young creative talents ausgewählt. Neben ihrer umfangreichen Kompositionstätigkeit arbeitet Manuela Kerer momentan an ihren beiden Dissertationen an der Psychiatrie Innsbruck und an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Innsbruck.
Ilse Helbich, 1923 in Wien geboren, lebt im Kamptal und in Wien. Sie studierte Germanistik, arbeitete publizistisch und schrieb zahlreiche Radio-Features und Kolumnen. Ihren ersten Roman, die autobiographische „Schwalbenschrift“, schrieb sie mit 80 Jahren. Diesem späten Debüt folgten die Erzählbände „Iststand“, 2007, „Das Haus“, 2009, und „Fremde“, 2010. In ihrem zuletzt erschienenen Buch „Grenzland Zwischenland“ gewährt Ilse Helbich einerseits Einblicke in die Werkstatt der Schriftstellerin, andererseits in den Alltag eines Menschen, der mit den Behinderungen und den besonderen Umständen des hohen Alters konfrontiert ist.
Karten 14 € | 18 € | ermäßigt 11 € | 14 €
Karten können Sie online unter www.radialsystem.de
Öffnungszeiten Ticketbüro: Di – Fr von 10 bis 19 Uhr sowie
Sa von 12 bis 19 Uhr sowie 1 Std. vor Vorstellungsbeginn.
Telefonische Kartenreservierung unter +49 (0) 30 288 788 588
Foto: Irm Hermann (c)-Simone-Scardovelli