Mit David Hockney (geb. 1937) präsentiert das Bucerius Kunst Forum einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Die Schau zeigt Werke aus über sechzig Jahren seines künstlerischen Schaffens – von den frühen Arbeiten als Kunststudent bis hin zum großformatigen Panorama In The Studio von 2017. Sie gibt einen einmaligen Einblick in Hockneys Vielseitigkeit als Maler, Grafiker und Zeichner. David Hockney. Die Tate zu Gast ist eine Reise durch die zahlreichen Methoden, mit denen er seit seinen Tagen als Student am Londoner Royal College of Art bis heute die Natur des Sehens und Darstellens hinterfragt.
Dabei steht sowohl Hockneys ständige Suche nach neuen Ausdrucksformen, als auch das Experimentieren mit der Darstellung von Perspektive, Wahrnehmung und Realität im Zentrum. Aber auch sein feines Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen und sein Interesse am männlichen Körper wird in zahlreichen Porträts und Aktdarstellungen deutlich.
Die Ausstellung ist chronologisch angelegt – etwa seine Druckgrafik „Woman with a Sewing Machine von 1954“, in der seine Mutter Laura Hockney ihm Modell saß. Ausgehend von dieser frühen Arbeit und selbstreferentiellen Werken wie Doll Boy (1960-1961, Hamburger Kunsthalle) wird zunächst beleuchtet, welcher Entwicklung sich Hockneys Kunst während seines Studiums an der Bradford School of Art und am Londoner Royal College of Art unterzog. Inspiriert von Picasso löst er sich bereits in dieser Zeit von der gängigen Vorstellung des einzigartigen Stils eines Künstlers.
1961 reist Hockney das erste Mal in die USA. Zurück in London verarbeitet er die in New York gewonnenen Eindrücke in einer Serie von Radierungen, die er in Anlehnung an William Hogarth A Rake’s Progress (Werdegang eines Wüstlings) nennt. Dieser Serie widmet die Ausstellung ein eigenes Kapitel, ebenso wie seiner frühen Los Angeles-Phase oder seinen Kavafis-Radierungen: 1964 zieht Hockney das erste Mal an die Westküste der USA. Es entstehen Darstellungen von intimen häuslichen Szenen wie etwa in der Arbeit „Man in Shower“, Beverly Hills (1964).
Anfang der 1970er Jahre wendet sich Hockney den naturalistischen Doppelporträts zu und vollendet 1971 nach häufigen Übermalungen sein in Großbritannien beliebtestes Werk Mr and Mrs Clark and Percy. Zahlreiche Porträts aus dieser Zeit verdeutlichen in der Ausstellung seine zunehmende naturalistische Darstellung von menschlichen Figuren, Licht und Schatten. Dabei liegt Hockneys inhaltliches Augenmerk darauf, in der Erstarrung eines Augenblicks die Besonderheiten einer Beziehung herauszuarbeiten.
In den 1980er Jahren studiert Hockney eingehend chinesische Rollbilder. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse bestätigen ihn in seiner Auseinandersetzung mit der Perspektive. Er schafft vom Kubismus geprägte querformatige Kompositionen mit perspektivisch gestreckten Panoramen von Innen- und Außenräumen.
Anfang der 1990er Jahre drückt er Gefühle und Geisteszustände in abstrakten Formen aus, anstatt sie figurativ zu illustrieren. Ende der 1990er Jahre widmet sich Hockney neben den Landschaften seiner Heimat Yorkshires auch dem Grand Canyon, der schon seit den 1980er Jahren sein Motiv ist. Eine Woche lang fertigt er dort Ölpastell-Studien an. Darauf basierend entsteht das großformatige A Closer Grand Canyon (1998, Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk), das den Abschluss der Ausstellung darstellt.
Ein Katalog mit Beiträgen von Kathrin Baumstark, Helen Little, Gregory Salter, Uwe M. Schneede und Lukas Schepers erscheint im Hirmer Verlag, München (ca. 220 Seiten mit Abbildungen der ausgestellten Werke, 29,00 Euro in der Ausstellung)
DAVID HOCKNEY. DIE TATE ZU GAST
1.FEBRUAR BIS 10. MAI 2020 im Bucerius Kunst Forum
Titelfoto: Ulrich Perrey