THE MENU – subversive, schwarze Komödie

Filme, die den Reichen und Schönen den Stinkefinger zeigen, erfreuen sich offensichtlich seit einiger Zeit bei Filmemachern und Zuschauern steigender Beliebtheit. „Knives Out“, die Mini-Serie „The White Lotus“, die derzeit auf den Streamingplattformen Prime und WOW zu sehen ist, und vor allem der Cannes-Gewinner „Triangle of Sadness“ sind nur einige wenige Beispiele.  

Auch der Film „THE MENU“ des britischen Regisseurs Mark Mylod folgt diesem Muster des „rich bashing“. Er spielt in der Welt der Haute Cuisine, in der die Gäste, ohne mit der Wimper zu zucken 1250 Dollar pro Person für ein aufwendiges mehrgängiges Abendessen zahlen, dessen Qualität sie allerdings ebenso wenig zu schätzen wissen wie das Personal, das es zubereitet und serviert. Es ist die Welt des prätentiösen Chefkochs Julian Slowik (Ralph Fiennes), der das preisgekrönte Nobelrestaurant „Hawthorn“ auf einer kleinen Privatinsel führt. Seine Gerichte werden mit einem Höchstmaß an Theatralik zubereitet und präsentiert und von den meisten Gästen ehrfürchtig akzeptiert.

Tyler (Nicholas Hoult) und Margot (Anya Taylor-Joy) warten auf die Weiterfahrt zum Restaurant

Auf der illustren Gästeliste des heutigen Abends steht Tyler (Nicholas Hoult), ein unausstehlicher Feinschmecker, der Slowik verehrt und dessen Wortschöpfungen wie „Mundgefühl“ verwendet. Begleitet wird Tyler von der schrägen Margot (Anya Taylor-Joy), die in letzter Minute für seine ursprüngliche Verabredung eingesprungen ist. Sie ist die Stimme der Vernunft, die sich nicht um die absurden, mit hochtrabenden Namen servierten kulinarischen Spezialitäten schert, sondern einfach nur gut essen will. Schon bald verärgert sie den Chefkoch, dessen finsterer Plan für den Abend nicht mit ihrer Anwesenheit gerechnet hat. 

Das Menü

Dann gibt es noch eine selbstgefällige Gastrokritikerin (Janet McTeer) und ihren unterwürfigen Redakteur (Paul Adelstein), einen alternden Filmstar (John Leguizamo), der die besten Jahre seiner Karriere längst hinter sich hat und mit seiner Assistentin (Aimee Carrero) hadert, weil sie gekündigt hat; ein wohlhabendes älteres Ehepaar, das sich für Stammgäste des Restaurants hält und glaubt, Margot zu kennen, drei vulgäre IT-Spezialisten, deren Chef der Hauptinvestor des „Hawthorns“ ist, und eine geheimnisvolle ältere Frau, die separat an einem Tisch sitzt.  

THE MENU: Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel

Schon bald werden sie alle feststellen, dass sie in einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel gefangen sind und ihr schickes Essen mit einer sehr hohen Rechnung verbunden ist, der weit über den ausgestellten Betrag hinausgeht.  

THE MENU ist eine herrliche, subversive, schwarze Komödie, die die Ängste der Superreichen und die Absurdität einer maßlos übertriebenen Spitzengastronomie ins Visier nimmt. Das einfallsreiche Drehbuch von Tracy und Reiss ist voller überraschender Wendungen, die die Spannung von Gang zu Gang steigern lassen. Es gibt ein paar wohlplatzierte Lacher, wie das Servieren des „brotlosen Brottellers“, aber auch ein paar kräftige Schockmomente. Trotz der sich häufenden Gewalttaten ist das Blut jedoch eher angedeutet als wirklich ekelhaft: ein Horrorfilm für Leute, die normalerweise keine Horrorfilme ertragen können.  

Collin Stetsons imposante, spannende und anschwellende Filmmusik lässt den Zuschauer noch tiefer in den Bann der mit kalter, brutalistischer Ästhetik  gestalteten Hawthorne-Küche eintauchen.

Die Rollen sind hervorragend besetzt, allen voran Anya Taylor-Joy als scharfsinnige, aufsässige Margot und Nicolas Hoult als leicht nerviger Feinschmecker. Und Ralph Fiennes als diabolischer Küchenchef mit dem Charisma eines Sektenführers, der an diesem Abend etwas anderes im Sinn hat, als seine Gäste zu verwöhnen, ist, nun ja eben Ralph Fiennes. 

Ab 17.11.2022 im Kino

Fotos: © 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Standardbild
Hans Kaltwasser
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