Es ist das Jahr 1921 im Roman DAS HAUS DER TÜREN. In Malaysia lebt Lesley Hamlyn mit ihrem Mann Robert, der achtzehn Jahre älter ist, ein angenehmes Leben im Cassowary House in den Straits Settlements von Penang . Robert hat sich als Anwalt einen Namen gemacht. Das wohlhabende Ehepaar hat keine Kinder. Nach langen Jahren ist ihre Ehe von liebevollem Respekt füreinander gekennzeichnet. Das Leben folgt dem trägen Rhythmus einer kolonialen Welt unter britischer Verwaltung. Die regelmäßig stattfindenden Dinnerpartys mit ihrem Mix aus exzellenter einheimischer Küche und traditionellem englischen Essen, durchbrechen auf angenehmen Weise die Routine des Alltags und versorgen die Gäste mit insularem Kolonialklatsch.
Dann meldet sich ein Freund Roberts aus früher Zeit, den er zwanzig Jahre nicht gesehen hat. Der englische Schriftsteller W. Somerset Maugham, von seinen Freunden Willie genannt, möchte, nachdem er Indien, Birma, Westindien und Singapur bereist hat, in Malaysia eine Pause machen. Sein Sekretär und Liebhaber begleitet ihn.
Maugham gehört zu den größten Schriftsteller dieser Zeit. Doch er steckt in einer Schreibblockade und unglücklichen Ehe. Zudem hat er sich eine Erkrankung während seiner Reisen zugezogen. Lesley mag ihn zunächst nicht. Sie ist verunsichert von dem kalten, prüfenden Blick des Schriftstellers und ergreift instinktiv Partei für Maughams Frau. Doch Robert, der selbst an einer unheilbaren Lungenerkrankung leidet, blüht zusehends auf.
Willie erfährt, kaum angekommen, von seiner desolaten finanziellen Lage und weiß, dass er nun noch mehr schreiben muss als zuvor, um aus dieser Situation herauskommen. Da sind die Geschichten, die die langsam aufgetaute Lesley ihm anvertraut, sehr willkommen. Es sind ihre Geheimnisse, die sie bisher niemandem erzählt hat. Wie zum Beispiel ihre intensive Liebesbeziehung zu dem chinesischen Arzt Artur, einem Mitglied der Revolutionsgarde des chinesischen Revolutionsführers Sun Yat-sen.
Auch das Strafverfahrens gegen Lesleys beste Freundin weckt das Interesse des Schriftstellers, hinter dem die wahre Geschichte einer Engländerin steckt, die von Kuala Lumpurs Gerichten des Mordes für schuldig erklärt wurde.
DAS HAUS DER TÜREN ist ein historischer Roman des Autors Tan Twan Eng, Er erzählt auf elegante Weise abwechselnd aus der Sicht von Maugham (in der dritten Person) und von Lesley Hamlyn (in der ersten Person). Tan Twan Eng gelingt es dabei brillant, Fiktion und Wahrheit rund um eine Kolonialgesellschaft im vielfältigen Malaysia der 1920-er Jahre in seinem Roman zu vereinen.
Mit lyrischer Sprache beschreibt er die kulturellen Besonderheiten und die Schönheit der Insel, feinfühlig die Emotionen der beiden Liebenden Lesley und Artur und deren traumhaft und unwirklich wirkende Liebesbeziehung im Haus der Türen. Ein dichter und poetischer Roman, der inspiriert von einer wahren Geschichte, auch einen Lebensabschnitt des Schriftstellers Maugham teilweise fiktional verfremdet erzählt.
DAS HAUS DER TÜREN
Autor: Tan Twan Eng
Seiten: 352
Erscheinungstag: 15.04.2025
ISBN:978-3-7558-0018-7
Verlag: Dumont
TAN TWAN ENG, 1970 in Malaysia geboren, hat in England Jura studiert und lange als Anwalt gearbeitet. All seine drei Romane standen auf der Longlist bzw. Shortlist des Booker Prize. Tan Twan Eng lebt in Malaysia und in Südafrika