Star Wars Episode VII – Das Erwachen der Macht

Gibt es Gründe für Skepsis?

Wenn – wie bei „Episode VII – Das Erwachen der Macht“ der Fall – ein Star-Wars-Film erstmals weitgehend ohne Beteiligung des Schöpfers George Lucas produziert und dazu auch noch die Filmrechte an der legendärsten Science-Fiction-Saga zuvor an Disney abgetreten werden, dann sind das allein schon zwei gute Gründe, die im Vorfeld der Premiere des neuesten „Star Wars“-Films reichlich Platz für Skepsis bieten. Zumal bei aller Vorfreude auf den siebten Teil über allem noch die unliebsame Erinnerung an die zwischen 1999 und 2005 eher mau verfilmte Prequel-Trilogie schwebt, die – und hier vor allem die seinerzeit hart kritisierte „Episode I“ – nicht bei jedem Zuschauer auf Gegenliebe stieß.

Doch um das gleich zu Beginn dieser Kritik klarzustellen: Die anfängliche Skepsis gegenüber Episode VII ist nach den 135 Filmminuten schnell verflogen und echter Begeisterung gewichen. Die Sorgen, bei einem Kinobesuch ein zweites „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ zu erleben, sind völlig unbegründet.

Das Weltraumspektakel ist richtig gut!

 

Vielmehr ist das absolute Gegenteil der Fall. Denn das von Regisseur J.J. Abrams, der zuletzt unter anderem bei den neueren „Star Trek“-Streifen auf dem Regiestuhl saß, geschaffene Weltraumspektakel ist einfach richtig gut. Ja, der siebte Teil der Weltraumsaga, der den Auftakt zur dritten Trilogie darstellt, sollte es sogar schaffen, den gewaltigen Erwartungen der weltweit riesigen „Star Wars“-Fangemeinde gerecht zu werden.
Denn etwa 32 Jahre nach dem Kinostart von „Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, die damals die legendäre erste und für viele Fans einzig wahre Trilogie um „Episode IV – Eine neue Hoffnung“ und „Episode V – Das Imperium schlägt zurück“ abschloss, versteht es der siebte Teil nun bestens, die Geschichte weiter zu erzählen. Und dies mit einem gelungenen Mix aus eigener Handschrift und einer charmanten Portion Nostalgie. Auch feinen Humor, knackige Oneliner und standesgemäße und richtig gut aussehende Actionsequenzen haben J.J. Abrams und sein Team auf die Leinwand gezaubert.

Dass die Verantwortlichen im Vorfeld einmal mehr die totale Nachrichtensperre verhängten, sorgte dafür, dass über den Inhalt der Geschichte nur spekuliert werden konnte. Zu viel soll an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten werden – ein wenig muss aber dann doch sein:
Etwa 30 Jahre nach den Ereignissen von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ hat sich das damalige finstere „Imperium“ als „Erste Ordnung“ neu aufgestellt. An dessen Spitze stehen  General Hux (Domhnall Gleeson) und der mysteriöse Kämpfer Kylo Ren (Adam Driver). Dieser dunklen Seite der Macht haben Republik und der Widerstand nur wenig entgegenzusetzen – zumal Luke Skywalker (Mark Hamill) nach einem verheerenden Zwischenfall, der sich bei seiner Ausbildung junger Jedi-Kämpfer ereignet hat, spurlos verschwunden ist. Die Information, wo sich der letzte Jedi-Ritter befindet, ist sowohl bei den Schurken als auch bei den Rebellen äußerst begehrt. Die Lösung dieses großen Rätsels trägt der kleine Droid BB-8 in sich, der sich auf seiner Flucht vor Kylo Ren mit der Plünderin Rey (Daisy Ridley) zusammentut. Diese hat es sich wiederum zu ihrer Aufgabe gemacht, den Droiden mit Hilfe des desertierten Sturmtrupplers FN-2187 (John Boyega) zu den Rebellen zu bringen. Auf ihrer Flucht treffen sie auf einige alte Bekannte, die ihnen im Kampf gegen die „Erste Ordnung“ zur Seite stehen…

Wer verbirgt sich hinter der Maske des finsteren Schurken Kylo Ren?

 

Wie schon Luke und Anakin Skywalker, die Hauptfiguren der vorherigen Trilogien, die noch von „Star Wars“-Mastermind George Lucas weltweit in die Kinos gebracht wurden, lebt auch Hauptfigur Rey (Daisy Ridley) auf einem Wüstenplaneten. Und wie bei ihren Vorgängern ist das Schicksal ihrer Eltern ihr wunder Punkt und zugleich auch ihr größter Antrieb. Doch wer sind ihre Eltern, und was ist mit ihnen passiert? Und wer verbirgt sich hinter der Maske des finsteren Schurken Kylo Ren? Das sind neben dem Verbleib des legendären Luke Skywalker einige der treibenden Fragen, die in der siebten Episode gestellt und – so viel sei schon mal verraten – immerhin teilweise auch beantwortet werden. Da fällt auch kaum ins Gewicht, dass die Handlung – stark vereinfacht – eigentlich genauso simpel ist wie schon in der Ur-Trilogie: Gut kämpft gegen Böse.

Dass der Film dennoch perfekt unterhält und funktioniert, liegt dabei nicht allein an dem wuchtigen Sound und den gelungenen Actionsequenzen (vor allem in 3D). Diese sind mit starken Spezialeffekten, unterschiedlichen Vegetationen, packenden Laserschwert-Duellen und atemberaubenden Weltraumschlachten zwar überzeugend, einem Mega-Budget von etwa 200 Millionen Dollar angemessen und erscheinen dabei sogar noch wesentlich realer als noch die teils schlecht gemachten CGI-Orgien rund um Episode I. Doch vielmehr ist es das gelungene Zusammenspiel der neuen und alten Figuren, die einfach richtig gut harmonieren: Neben Rey und  FN-2187 (John Boyega) können vor allem die alten Haudegen um Han Solo (Harrison Ford), Leia (Carrie Fisher) und Chewbacca überzeugen. Und das, obwohl die größte Szene gegen Ende des Films einem anderen alten Bekannten gehört – und der muss noch nicht einmal ein Wort sagen, damit sie so richtig unter die Haut geht.

Nicht ganz so eindrucksvoll fällt dagegen die Präsenz des Bösewichts Kylo Ren aus – trotz dessen entfernter Ähnlichkeit mit dem legendären Darth Vader. Doch im Großen und Ganzen erledigt er seinen Job sehr ordentlich. Weniger zufriedenstellend ist allerdings die Performance seines befehlshabenden Strippenziehers: Bei Supreme Leader Snoke, der lediglich als riesiges Hologramm in Erscheinung tritt und dabei wie ein überdimensionaler Gollum aussieht, bleibt mit Blick auf die noch anstehenden Episoden VIII und IX noch einige Luft nach oben.

Das Erwachen der Macht wird Rekorde brechen!

Fazit: Keine Frage, der Streifen wird Rekorde brechen und die Prognosen höchstwahrscheinlich übertreffen, die ein Einspielergebnis von mindestens 2,4 Milliarden Dollar vorhersagen (das wäre nach James Camerons „Avatar“ mit 2,7 Milliarden Dollar dann der zweite Platz in der ewigen Bestenliste).
Filmisch gesehen bringt „Das Erwachen der Macht“ (endlich) wieder das lang ersehnte magische Star-Wars-Feeling der legendären Original-Trilogie um die Episoden IV, V und VI auf die Leinwand, auf das man trotz der ganz netten Prequel-Trilogie (I – III) lange warten musste. Dabei lehnt sich die Story nicht nur dank der alten Helden, der Hintergrundgeschichten der neuen Helden und einigen weiteren Zutaten (so ist beispielsweise der „Todesstern“ von damals eben diesmal etwas größer und heißt „Starkiller Base“) hier und da schon deutlich an die gute, alte Weltraum-Trilogie an. Dies macht jedoch ebenso wenig etwas aus wie der Umstand, dass einige Storytwists am Ende gefühlt recht schnell und einfach abgewickelt werden.
Denn insgesamt ist das Werk von J. J. Abrams ein nostalgischer Volltreffer, der zwar nur wenig Neues und – so ehrlich muss man sein – kaum Unvorhersehbares bietet, aber dafür unglaublich viel Spaß macht und dabei so viele spannende Fragen offen lässt, dass sich nicht nur eingefleischte Fans der Weltraum-Saga schon auf die nächsten beiden Teile freuen werden.

 

Standardbild
Niklas Frielingsdorf
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