Daniel Thorne: Lines of Sight

Der im nordenglischen Liverpool lebende australische Saxofonist Daniel Thorne besitzt eine einzigartige Leidenschaft für die Erkundung und Erschaffung akustischer und elektronischer Klangräume in Form von Kompositionen und Improvisationen. Als Chef des 2014 gegründeten Immix Ensemble hat er sich bereits einen Namen gemacht. Mit LINES OF SIGHT legt er jetzt sein erstes Soloalbum vor. Herausgekommen ist ein atmosphärisch dichtes, schwer einzuordnendes und gleichzeitig schönes Werk, auf dem Avantgarde, Noise, Electronica, Kirchenmusik, Klassik und gelegentliche Tupfer von Jazz und Folk zu einer aufregenden, klangfarbenstarken Melange verschmelzen.

Schon der Opener „From Inside, Looking Out“, der die Geburt oder das Ende eines Planeten kompositorisch skizziert, schlägt den Hörer in den Bann. Thornes Saxophone schrauben sich aus einer dunklen, brodelnden Kakophonie wie die Lavaströme eines ausbrechenden Vulkans immer weiter in die Höhe und liefern ein ausdrucksstarkes Klanggemälde gewaltiger Eruptionen.

Das Stück „From the Other Side of the World“ lebt demgegenüber von eindringlichen melodischen Verschiebungen, wobei der Kontrast von schrillen Dur-Tonarten und sanften Mollakkorden den Jenseitscharakter des Themas unterstreicht.

Auf den Einsatz von Drums hat Thorne gänzlich verzichtet.  An die Stelle klassischer Perkussionsinstrumente treten hier arpeggierende, mit einer Fülle an subtilen Zwischentönen durchsetzte Akkorde, eine effektvolle Technik, die man unter anderem bei dem kanadischen Saxofonisten Colin Stetson antrifft, den Thorne als einen seiner prägenden Einflüsse anführt.

LINES OF SIGHT ist ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches musikalisches Werk, mit dem Thorne zum ersten Mal als Solist und begabter und souveräner Komponist ins Rampenlicht rückt. Man darf schon jetzt gespannt sein, womit uns der Australier das nächste Mal überraschen wird.  

Artist: Daniel Thorne
Album: Lines of Sight
Label: Erased Tapes
Vertrieb: Indigo
VÖ: 15. März 2019
Formate: Vinyl / CD / Digital

Foto: Alex Kozoboli

Standardbild
Hans Kaltwasser
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