COCONUT HERO – Filmtipp

Mike Tyson, wer so einen Namen besitzt, muss ihn sich auch verdienen. Dieser Gedanke scheint in den meisten Köpfen herumzuspuken, wenn sie dem 16-jährigen Mike (Alex Ozerov) begegnen, und reagieren entsprechend. Zumeist macht Mike diese Erfahrung auf dem Schulhof; immer wieder fordern ihn Mitschüler heraus und machen sich einen Spaß daraus, wenn er wieder einmal eine Niederlage einstecken muss. Er lebt mit seiner notorisch nörgelnden Mutter Cynthia (Krista Bridges) in Faintville, einer in der Zeit stehengebliebenen Holzfällerstadt tief in den kanadischen Wäldern.

Krista-Bridges
Mutter Cynthia (Krista Bridges)

Nicht gerade eine aufbauende Lebenssituation, vielleicht würde Mike mit allem irgendwie klar kommen, wenn er einen Vater an seiner Seite hätte, doch er wächst ohne Vater auf (Sebastian Schipper). Freunde sind auch weit und breit keine zu sichten, und dann hat er noch nicht einmal ein Lieblingsessen. Was soll er eigentlich hier? Eigentlich gibt es keinen Grund. Darum hat Mike auch bald nur einen Wunsch – er will aus der Welt verschwinden.
Mit profesionellem Ernst verfasst er seine eigene Traueranzeige, inseriert sie im Tagesblättchen der Stadt und schießt sich in den Kopf.

02_coconuthero
Mike will endlich Sluss machen © Majestic

Das Inserat erscheint, doch Mike wacht zu seiner großen Enttäuschung am nächsten Tag im städtischen Krankenhaus auf. Seine Mutter ist empört. Und so glaubt Mike, es gehe alles weiter wie bisher. Doch weit gefehlt, denn bei der Routineuntersuchung entdecken die Ärzte einen walnussgroßen Tumor in seinem Kopf. Mike kann sein Glück kaum fassen und verheimlicht die Krankheit, um die lebensrettende Operation zu umgehen.

Mike-mit-Vater
Mike mit seinem Vater (Sebastian Schipper) © Majestic

Auch als sich sein Vater plötzlich meldet, ändert er seine Pläne nicht.

Erst als Mike Miranda (Bea Santos) begegnet, wächst langsam ein völlig neuer, lebensbejahender Wunsch in ihm…

mike-_miranda
Mike lernt Miranda (Bea Santos) kennen. Sie wird seine große Liebe © Majestic

COCONUT HERO ist ein absolut toller Film, der zu keiner Sekunde langweilt. Der Grund ist einmal der bezaubernde junge kanadische Schauspieler Alex Ozerov, der seine Rolle mit einer unglaublichen Professionalität spielt. Man müsste meinen, der Selbstmordkandidat sei ständig verzweifelt oder weine still vor sich hin. Nein, er ist von einer seltenen stoischen Abgeklärtheit und plant nicht sein Leben, sondern seinen Tod ganz selbstverständlich. Und das ist berührend, oft auch komisch in Szene gesetzt von Regisseur Florian Cossen, der 2010 mit seinem Kinodebüt DAS LIED IN MIR mit Jessica Schwarz und Michael Gwisdek in den Hauptrollen ein packendes und vielfach ausgezeichnetes Drama vorlegte.

Mit COCONUT HERO erzählt Cossen eine unglaubliche Geschichte, die auf die Nöte junger Menschen  und deren Sehnsucht nach Verständnis und Liebe aufmerksam macht. Zusammen mit den komischen Momenten, die das Leben zweifellos manchmal liefert, wird daraus eine bemerkenswerte und melancholische Komödie – unbedingt sehenswert!

COCONUT HERO

Filmstart 13. August 2015

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
Artikel: 3379

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.