Die Pianistin und Komponistin Clara Schumann wurde heute am 13. September vor 205 Jahren geboren und wird zumeist zusammen mit ihrem Ehemann Robert Schumann gesehen. Ihr Leben ist untrennbar mit dem des Komponisten verknüpft. Sie galten lange als Traumpaar der Musikgeschichte. Die Autorin Christine Eichel stellt in ihrem Buch „Clara“ die Frage „Wer war Clara wirklich?“ und versucht den Menschen hinter der Legende aufzuspüren. Dafür hat sie intensiv recherchiert. Und wie besser könnte man einen Menschen verstehen, als über die ersten Jahre seines Lebens. Die erweisen sich insbesondere für Clara als bestimmend und wegweisend.
Am 13. September 1724 wird sie in die Obhut ihres Vaters gegeben und von der Mutter getrennt. Doch nicht Liebe ist der Grund des Vaters dafür, die sie jedoch auch nicht von ihrer Mutter bekommen hatte. Wieck will sie vielmehr aus egoistischen und ehrgeizigen Gründen zurückhaben. Nach einem Theologiestudium machte er sich einen Namen als Musiker und Klavierpädagoge. Er will seine Tochter zur Pianistin ausbilden und greift dabei zu eigentümlichen Mitteln. Für Clara wird das Klavier zu einem Ersatz für alles, was sie als Kind und junge Frau vermissen muss. Sie besitzt außergewöhnliches Talent.
Noch bevor sie die Ehe mit Schumann eingeht, deren Basis sehnsuchtsvolle Fantasien und Vorstellungen sind, die dann in der Realität schmerzlich von Clara vermisst werden, hat sie es zu großem Ansehen in der Musikwelt gebracht. Ein Star ihrer Zeit. Mit der Ehe will Robert Schumann, der eine sehr dunkle Seite besitzt, seiner jungen Frau ihren Erfolg neidet und sie allein als Ehefrau und Mutter sehen.
Doch Clara ist geprägt durch ihre Erziehung, die in keiner Weise, die eines Mädchens der damaligen Zeit entspricht, und wird zu einer Kämpferin mit hoher Resilienz. Ihre Beziehung zu Robert Schumann, den sie bereits als 12-Jährige als Klavierschüler ihres Vaters kennenlernt, wird toxisch, und als Mutter von sieben Kindern ist sie eine glatte Fehlbesetzung.
Furchtlos setzt sie sich über männliche Besitzansprüche hinweg und löst sich mehr und mehr von ihrem psychisch labilen Ehemann. Das geht nicht problemlos, doch Clara weiß, dass es in ihrem Leben auch später als Witwe keine verlässliche und für sie infrage kommende Beziehung geben wird als die zu ihrem Klavier und der Musik. Obwohl fast zweihundert Jahre vor unserer Zeit, gibt es Aspekte im Leben der Clara Schumann, die auch mit den Erfahrungen heutiger Frauen vergleichbar sind. Eine einzigartige, gut recherchierte und sehr unterhaltsam geschriebene Biografie über eine große Musikerin.
Clara
Autorin: Christine Eichel
Verlag: Siedler
ISBN:978-3-8275-0174-5
Die Autorin Christine Eichel, 1959 geboren, studierte Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft und wurde mit einer Arbeit über die Musiktheorie von Theodor W. Adorno promoviert. Sie war Fernsehregisseurin, Moderatorin, Gastprofessorin der Universität der Künste Berlin und leitete das Kulturressort des Magazins Cicero.