Chicago im Berliner Admiralspalast

Ohne Frage,  Chicago gehört  zu den großen stilprägenden Rockbands, die sich jenseits aller kurzlebigen Trends seit nunmehr 47 Jahren erfolgreich im Musikgeschäft behaupten. Nach dreijähriger Pause in Deutschland ist „Chicago“ jetzt zurück. Am vergangenen Donnerstagabend gastierte die Band in Berlin, wo sie sich im ausverkauften Admiralspalast in bester Spiellaune präsentierte. Im Gepäck hatte „Chicago“ eine 30 Titel umfassende Setlist, die einen gelungenen Querschnitt durch das gesamte kreative Schaffen der Band bot.

Den Abend eröffnete die Band mit dem Song „Introduction“, einem krachenden Jazzrock-Stück vom ersten Album „Chicago Transit Authority“, das deutlich machte, dass die Band auch nach fast fünf Jahrzehnten ihr Handwerk nicht verlernt hat. Fette Bläsersätze, bluesige Gitarren und druckvolles Schlagzeugspiel paarten sich mit souligem Gesang – Auftakt zu einem zweistündigen wahren Feuerwerk an Songs, bei dem knackige-jazzige Klangfarben mit schönen stimmungsvollen Power Ballads changierten. Neben vielen bekannten Highlights wie „Questions 68 and 69“, „If you leave me now“, „Does anybody know what time it is“, „You’re the inspiration“ und „Saturday in the park“ brachte die Band auch Songs von ihrem Anfang Juli veröffentlichten neuen Album „Chicago Now“: Der Titel „Now“, der als Single ausgekoppelt wurde, glänzte mit kompaktem Rock-Pop-Sound in bewährter Chicago-Manier der 80ziger Jahre. Demgegenüber gefiel der Song „America“, der kritische Reflexionen über den gegenwärtigen Zustand der USA anstellte („…The dream is fading before our eyes/Take some time to revive it/We the People must start now…“) als ein ruhigeres Stück, das im mehrstimmigen Refrain fast pathetisch-beschwörende Töne anschlug.

Eines der zahlreichen Glanzlichter des Konzerts war ohne Zweifel der Song „Beginnings“. Auf die wunderschön gespielte 12saitige Gitarre Howlands im Intro folgt ein dezenter Bläsersatz des Trios Parazaider, Pankow und Loughnane. Lamb besingt sodann mit dunkler Stimme die zarten Anfänge und verheißungsvollen Perspektiven einer starken Liebe. Tiefschwarzer, grummelnder Bass und Drums markieren die letzte Strophe und leiten über zu dem von Posaune, Trompete , Sax und mehrstimmigem Gesang dominierten Outro, das schließlich mit fein differenzierter Percussion ausklingt. Vor allem Loughnanes Trompete setzte hierbei feine Akzente. Unglaublich, wie kraftvoll und sauber der mittlerweile 70jährige das Solo auf seiner Claude-Gordon bläst.

Ein Höhepunkt des Abends war der Song „I’m a Man“, eines der wenigen Coverstücke aus den frühen Tagen der Band, das sie über Nacht berühmt machte. Aus dem gewiss nicht blutleeren R&B Original der Spencer Davis Group machte „Chicago“ ein kraftvolles Jazzrock-Stück, das in einer krachenden achtminütigen Drum Battle der beiden Schlagzeuger Imboden und Reyes gipfelte.

Das Berliner Publikum, anfangs noch ein wenig verhalten und die Performance der Band nach jedem Song artig mit Beifall bedenkend, ging dann am Ende des Konzertes doch ganz aus sich heraus: Das Medley aus „Just you’n me“ und „Feeling stronger everyday“ riss alle von den Stühlen. Bei der Zugabe „25 or 6 to 4“, einem Song über das Schreiben von Musik, drängten die Fans dann nach vorne und Trompeter Lee Loughnane musste viele Hände schütteln, eher er und die übrigen Mitglieder der Band schließlich von der Bühne gelassen wurden – freilich nicht ohne zu versprechen, schon bald wieder zurück zu kommen.

Fazit: Auch im fünften Jahrzehnt ihres Bestehens hat „Chicago“ nichts von ihrer Faszination verloren und sind ein „Hard Habit to Break“.

Hier geht`s zum Interview mit Lee Loughnane Gründungsmitglied der Band

Chicago website:

www.chicagotheband.com

Twitter handle: @chicagotheband

Facebook: www.facebook.com/Chicago.Official

Youtube: www.youtube.com/user/chicagotheband1

Chicago Fan Community: chicagotheband.us

Hans Kaltwasser
Hans Kaltwasser
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