CENTER STAGE – Albumtipp

Alle drei gehören zu den gefragtesten Session-Musikern des Musikgeschäfts. Die Referenzen des legendären Schlagzeugers Steve Gad reichen von Frank Sinatra, Chick Corea bis hin zu Eric Clapton und Steely Dan. Der Kontrabassist Eddie Gomez hat sich vor allem durch seine exzellente Arbeit an der Seite des Jazzpianisten Bill Evans einen Namen gemacht. Und auch der Baritonsaxofonist Ronnie Cuber kann auf eine lange Reihe beeindruckender Sessions zurückblicken, bei denen er sich mit George Benson, Dr. John und Billy Joel die Bühne geteilt hat. In den 1980-er Jahren spielten die drei zudem als Mitglieder der Gadd Gang zusammen.

Das am 23.9. erscheinende Album CENTER STAGE bringt das Trio noch einmal zusammen, hier tatkräftig unterstützt von der WDR Big Band, die dem Ganzen unter der kompetenten Leitung von Arrangeur und Dirigent Michael Abene einen glanzvollen orchestralen Anstrich verleiht. Die neun Stücke schlängeln sich durch einen Mix aus Coverversionen und Eigenkompositionen, bei denen die drei Protagonisten ihre ungebrochene Musikalität noch einmal voll zur Geltung bringen.

Das Album eröffnet mit einer funkigen Version von Stevie Wonders „Signed, Sealed, Delivered“, dessen stilvolles R&B meets Jazz-Arrangement an STUFF erinnert, jene Superband der 1970-er Jahre, in der Gadd einst trommelte.   

Zu den herausragenden Stücken gehören die lebhaften Interpretationen von Buddy Miles‘ „Them Changes“ und Otis Reddings „Can’t Turn You Loose“, die vor allem durch das dynamische Zusammenspiel zwischen den Solisten und der Bläsersektion begeistern.

Dass das Trio eine besondere Affinität zum Blues hat, wird an der subtilen Interpretation von Bill Doggetts R&B-Hit „Honky Tonk“ aus dem Jahr 1956 deutlich, der hier mit dem Klassiker „I Can’t Stop Loving You“ von Ray Charles wunderbar verzahnt wird.

 Zudem lässt die WDR Big Band, die mit großer Spielfreude und Virtuosität agiert, den drei Musiker-Ikonen genügend Raum, um sich mit Solos zu entfalten. Gadds etwa zeigt bei den Stücken „Signed, Sealed, Delivered“ und „Way Back Home“, dass er trotz seines Alters nichts von seinem unfehlbaren Gespür für Groove und seinem transparenten, kreativen und musikalischen Spiel verloren hat. Ronnie Cuber brilliert mit sensibler Baritonarbeit, Eddie Gomez mit einfallsreichem Bassspiel in der wunderschönen Interpretation der Ballade „Che Ore So“, des italienischen Sängers und Songwriters Pino Daniele.

Eine Gospel-Version „My Little Brother“, ein Song, den Gadd schrieb und bereits 1984 auf seinem Soloalbum „Gaddabout“ mit Ronnie Cuber aufnahm, rundet das Album ab. Auch auf dieser neuen Fassung ist Cubers  Baritonsaxofon zu hören, die mit exquisiten Holzbläserarrangements aufwartet und das Album mit euphorischen warmen Klängen abrundet.

In der Rock- und Popmusik wird leider häufig das Neue auf Kosten des Altbewährten gefeiert, wobei das Neue dann unberechtigt immer schon mit Innovation gleichgesetzt wird. Dieses warmherzige Album mag vielleicht kein „Game Changer sein“. Aber es zeigt, dass es für den ausgeprägten Sinn für handwerkliches Können, den Erfahrung und Reife mit sich bringen, keinen Ersatz gibt.

Wer Big Bands mag, dem wird auch dieses Album gefallen. Fans der Musiker-Legenden Steve Gadd, Eddie Gomez und Ronnie Cuber sowieso.

Hans Kaltwasser
Hans Kaltwasser
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