Bugge Wesseltoft – Am Are

Minimalistisch beginnt der Pianist Bugge Wesseltoft sein neues Album „Am Are“ mit dem Stück How?, das nur knapp vier Minuten dauert. Zunächst sind atmosphärischen Synthesizer zu hören, an die sich Pianotöne anschließen, die immer wieder die Frage aufwerfen „How?“

Der dritte Track heißt „Is Anyone Listening?“. Tatsächlich sollten hier Musikfans unbedingt hinhören; spätestens wenn sich die Stimme der Sängerin Rohey Taalah erhebt, die mit ihrem rauchigen Timbre und ihrer jazzigen Phrasierung eine Interaktion mit dem Tenorsaxophon Martin Myhre eingeht, zu der ein gedämpftes, perkussives Klavier von Bugge Wesseltoft erklingt. Ein sehr stimmungsvoller Song, der zum Ende hin etwas Zerrissenes bekommt und damit vielleicht Verzweiflung ausdrücken will..

„JazzBasill“ beginnt mit Bugge am Piano und Jens Mikkel Madsen am Akustikbass im mäßig langsamen Tempo, das Øyunns Schlagzeug übernimmt: Der Track gefällt seinem klassischen, wunderbar improvisierten Klaviertrio-Stil. Auch hier gibt es raffinierte Jazz- Interaktionen, die in einen verrauchten Jazzclub versetzen, die es nicht (mehr) gibt.

Der Titeltrack „Am Are“ ist ein ausgesprochen melodiöser Jazzsong, der das Piano in den Vordergrund rückt und von sanftem Schlagzeugspiel untermalt wird.

Das letzte Stück, „Think aHeaD“ beginnt nach 30 sek. mit einer minimalistischem Pianofigur. Eine avantgardistische Geräuschkulisse will sich in den Vordergrund drängen, erhält Widerhall von der Oddrun Liljas Gitarre und Sanskriti Shrestha Harfe. So entsteht eine Ambient-Windlandschaft, bevor die minimalistische Melodie zurückkehrt.

„Am Are“ ist ein sehr ungewöhnliches Album, vielfältig und von beeindruckender Dynamik, die auch der wechselnden Besetzung sowie der Tatsache geschuldet sein mag, das es in drei verschiedenen Studios aufgenommen wurde: Village Recording in Kopenhagen, Rainbow Studios in Oslo und Wesseltofts eigenes Buggesroom Studio, die allesamt für eine exzellente Qualität bürgen. Die große Professionalität des Pianisten zeigt sich auch daran, dass er seine Präsenz jeweils den musikalischen Momenten bei seinem Spiel anpasst und lenkend auf seine Mitspieler hinwirkt, ohne deren Spielfreude und Eigenständigkeit je einzuschränken.
Die unverwechselbaren musikalischen Persönlichkeiten prägen diese spannende musikalische Reise, auf der die Zuhörer*innen verschiedene Stimmungen und Phasen erleben können. Jazz vom Feinsten!

Die Künstler auf dem Album sind:

Bugge Wesseltoft Piano/Synthesizer
Elias Tafjord (Schlagzeug)
Rohey Taalah (Gesang)
Martin Myhre Olsen (Saxophon)
Arild Andersen (akustischer Bass)
Gard Nilssen (Schlagzeug)
Jon Christensen (Schlagzeug)
Sveinung Hovensjø (Bass)
Jens Mikkel Madsen (akustischer Bass)
Øyunn (Schlagzeug)
Oddrun Lilja (Gitarre) & Sanskriti Shrestha (Tablas)
Abmischung durch Ulf Holand, Mastering durch Helge Sten

VÖ: 28. März 2025
Jazzland Recordings/Edel
Bugge Wesseltoft auf Tour

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
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