Briefe – gestern und heute

Nein, nicht etwa, weil der US-Präsident mit seinen Briefen neue Zölle für seine Handelspartner rund um den Globus verkündet, tauchen wir in die Welt der Briefe ein. Übrigens soll der erste handgeschriebene Brief, so der antike Vielschreiber Hellanicus von Lesbos, um das Jahr 500 v. Chr. von der persischen Königin Atossa verschickt worden sein.

Der Versand von Briefen nimmt heute stetig ab, obwohl in Deutschland noch etwa 60 Prozent der Befragten zumindest gelegentlich Briefe verfassen. Fast jeder Zehnte bekommt sogar monatlich persönlich geschriebene Briefe. Der Rest verschickt seine Nachrichten digital – weil’s einfach schneller und besser läuft, egal ob geschäftlich oder privat.

Früher war das Briefeschreiben ein echtes Privileg – schließlich konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben! Im Mittelalter schrieben fast ausschließlich wohlhabende und gebildete Menschen Briefe. Damals existierte der Berufsstand der Schreiber, die für die Adeligen Briefe in Latein und kunstvoller Kalligrafie anfertigten.

Je mehr Menschen lesen und schreiben konnten und je öfter die Schriftsprache zum Einsatz kam, desto günstiger wurde das Verfassen von Briefen. Im 15. Jahrhundert brachte der Buchdruck frischen Wind in den Briefversand, der im 17. und 18. Jahrhundert schließlich zum florierenden Postwesen heranwuchs. Plötzlich gab es Vordrucke und Umschläge – und das Briefeschreiben wurde viel einfacher und entspannter!

Briefe als historische Zeitzeugen

Manche Briefe verschwinden irgendwann geschreddert im Müll oder werden womöglich verbrannt. Vielleicht steckten in ihnen mysteriöse Botschaften, die niemand entdecken durfte, als Briefe noch das Nonplusultra der Kommunikation waren. Digital versendete dagegen können manchmal wiederhergestellt werden. Andere sind liebevoll aufbewahrt und Erinnerungen wie etwa historische Briefe, die kategorisiert und in Archiven lagern. Diese stillen Zeitzeugen öffnen ein Fenster zur Vergangenheit und enthüllen dabei die verborgenen Emotionen des Schreibenden.

So der Brief Beethovens an Josephine Deym. Seine Gefühle für diese Frau waren so tief und für ihn in Worte kaum zu beschreiben, selbst seine hohe Kunst, Gefühle in Töne zu verwandeln, glaubte er, würden nicht ausreichen, müsse er seine Empfindungen darin ausdrücken.

„Ach nein – auch nicht in meinen Tönen kann ich es, (…)sie sind „doch zu wenig für Sie“ Quelle. Beethoven Haus in Bonn

Ein Literat, für den Worte sein Werkzeug bedeuteten, hasste das Briefe schreiben – Franz Kafka. Er musste zwar selbst einige verfassen, nannte Briefe aber ein so herrliches Anti-Schlafmittel. Zitatquelle

Johannes Brahms, der viele Sinfonien, große Instrumentalstücke und Kammermusik schrieb, komponierte in seinen letzten Jahren acht kleine Klavierstücke. In einem Brief an Clara Schumann, Brahms‘ große Liebe, schrieb er „Ich kann doch nichts anderes tun, als an Sie zu denken.
Nachdem der Komponist und Claras Ehemann Robert Schumann starb, eilte er sofort an ihre Seite. Zahlreiche Briefe belegen, was nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, dass sie schon längere Zeit eine Liebesbeziehung hatten. Die Briefe wurden alle vernichtet. Geblieben ist die Musik der beiden, die sich gegenseitig während ihrer Beziehung künstlerisch beflügelten..

I’m Gonna Sit Right Down and Write Myself a Letter

Manchmal tut es gut, sich selbst einen Brief zu schreiben – auch wenn das erst mal ein bisschen verrückt klingt! „I’m Gonna Sit Right Down and Write Myself a Letter“ ist ein bekannter Song aus dem Jahr 1935, komponiert von Fred E. Ahlert mit Text von Joe Young. Frank Sinatra hat ihn gecovert und viele andere. Er ist zu einem Standard des Great American Songbook geworden. Der Text spricht einen Geliebten an und tut so, als wäre er sein Liebesbrief – eine kleine Liebesillusion!

aron! – i think about you lots – dieser Brief sprüht vor Liebe, der das Herz höherschlagen lässt – anders kann man ihn kaum verstehen.

Letter from Home – Pat Metheny

Weit weg von zu Hause, überkommt einen manchmal das Heimweh, und die Freude über einen Brief oder eine Nachricht ist dann riesig.

Vielleicht eine gute Idee, nochmals selbst einen handgeschriebenen Brief zu versenden.

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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