Wer gerne Jazz hört, der sollte sich schnellstens den franko-italienischen Sänger Charles Pasi und sein heute erschienenes Album „Bricks“ anhören. Wie schon erwähnt, gehört er zu den wenigen französischen Sängern, die mit dem Jazzlabel Blue Note einen Vertrag abschließen konnte. Doch wer jetzt eine klare stilistische Jazzlinie zu hören erwartet, der irrt. Denn Charles Pasi, der seine Stücke alle selbst schreibt, variiert Jazz mit Soul und auch ein wenig Pop. „Bricks“ ist sein viertes Album, das in einem Zeitraum von 18 Monaten in Studios in Paris und Brüssel aufgenommen und – wie schon “Sometimes Awake” – von Pasi zusammen mit Jean-Philippe Verdin produziert wurde.
“Ich denke, die Songs sprechen für sich selbst”, so Charles Pasi. Den Titel „Bricks“ begründet er so: “Bausteine sind das, was man am Anfang hat, wenn man etwas konstruiert. Aber sie sind natürlich auch noch da, wenn man fertig ist. Und wenn nichts anderes übrigbleibt, gibt es immer noch Bausteine.(…) Ein Baustein kann einerseits ein Wurfgeschoss sein und andererseits etwas Sicheres. Bausteine stehen für Heim, ein Symbol für geschützt sein.“
Drei immer wiederkehrende Themen des Albums sind deshalb: die Stadt, Bausteine und Widersprüche.
Der Opener „From The City“ ist ein sehr herrlicher City-Blues, getragen von Pasis Mundharmonikaspiel – er ist wirklich ein genialer Vertreter dieser Kunst, ein Instrument, das häufig unterschätzt wird. Als 17-Jähriger wurde Pasi durch Bob Dylans „Mr. Tambourine Man” zum Kauf seines ersten Exemplars motiviert: „Ich glaube, dass viele nicht wissen, was man mit ihr machen kann. Jeder weiß, wie ein Klavier klingt oder ein Saxofon, aber was die Mundharmonika angeht, die ist eher ein Spielzeug“. Pasi weiß, wie man ihr die tollsten Töne entlocken kann. Und für alle Songs bis auf „Love me or leave me“ ( (Donaldson and Kahn 1928), den Nina Simone auch interpretiert hat, trifft zu, man kann sie in keine Schublade stecken.
Charles pflegt einen kreativen Mix aus verschiedenen Stilen, mal lässt er stärker den Blues raushängen oder wie bei „All the Way“ wird er deutlich jazziger.
Eins ist sicher, der Künstler überzeugt mit seinen insgesamt elf Songs ganz simpel durch gute Musik. Daher will ich gar nicht mehr viel schreiben, sondern lediglich empfehlen: hören und genießen.
Bricks
Charles Pasi
VÖ: 29.9.
Label: Universal Music / Blue Note
Foto: Bors Allin