Ein emotional verschlossener Astronaut (Brad Pitt) reist durch die unendlichen Weiten der Galaxie, um seinen seit langem verschollenen Vater zu finden. Und vielleicht auch, um mit dem Mann endlich abzuschließen, dessen langjährige Abwesenheit tiefe seelische Verletzungen bei ihm hinterlassen hat.
Geschickt verknüpft der US-Regisseur James Gray in AD ASTRA – ZU DEN STERNEN das Thema Einsamkeit aus dem Film „Gravity“ mit dem der Suche nach dem mythischen Schurken Colonel Kurtz aus „Apocalypse Now“. Brad Pitt spielt den Major Roy McBride, eine Art intergalaktischen Captain Willard, der sich auf eine ebenso metaphorische wie tatsächliche Reise begibt. Anstelle dampfender Dschungel erwartet ihn hier die einsame Kälte des Weltraums. Statt Vietcong-Krieger menschenfressende Paviane und marodierende Piraten, die ihn in schnellen Dünenwagen jagen.
„Am Ende wird der Sohn für die Sünden seines Vaters bestraft“, murmelt Roy einmal unter seinem Astronautenhelm, während sein Raumschiff sich immer tiefer in die Schwärze der Galaxien bewegt. Denn sein Vater Clifford (Tommy Lee Jones) ist der Colonel Kurtz des Films, ein brillanter Astronaut, der sich vor Jahren unerlaubt vom Lima-Projekt auf dem Neptun abgesetzt hat und für die aktuelle Krise verantwortlich sein soll. Roys Vorgesetzten sagen, sie wollen, dass sein Vater nach Hause gebracht wird. In Wirklichkeit planen sie jedoch, sein Kommando zu beenden.
Brad Pitt als Major McBride – unaufgeregt und mit minimalistischem Minenspiel
Roy McBride ist stolz darauf, dass seine Pulsfrequenz nie über 80 steigt. Selbst nicht, als er von einer riesigen Antenne aus der oberen Atmosphäre auf die Erde stürzt und nur dank eines Fallschirms und seiner Coolness überlebt. Roy reist zum Planeten Neptun auf der Suche nach seinem verschollenen Vater, einem Mann, den er kaum kennt, und mit dem Auftrag, eine unerklärliche kosmische Strahlung zu beenden, die das Leben auf der Erde bedroht.
Roy registriert diese Information, ohne mit der Wimper zu zucken. Seine Gefühle für seinen Vater waren ohnehin immer widerspruchsvoll. Er ist sich nicht einmal sicher, ob er ihn überhaupt lebendig finden will. Dennoch schickt er auf seiner Reise immer wieder Nachrichten in die Tiefen des Weltraums hinaus und wartet auf eine Antwort. Dann dockt Roy am Mars an und macht sich allein auf den Weg, vier Milliarden Kilometer von zu Hause entfernt. An dieser Stelle wirft der Film seine Sciene-Fiction-Requisiten über Bord und wird zu einer berührenden Parabel eines beschädigten Vater-Sohn-Verhältnisses.
James Gray, der zusammen mit Ethan Gross das Drehbuch geschrieben hat, ist für großes, ehrgeiziges Kino bekannt, wie er es mit Filmen wie „The Yards – Im Hinterhof der Macht“, „Die versunkene Stadt Z“ und „The Immigrant“ geliefert hat. Doch so etwas Ambitioniertes wie diesen atemberaubenden psychologischen Weltraum-Thriller hat er noch nie gemacht.
Brad Pitt verkörpert den Major McBride unaufgeregt und mit minimalistischem Minenspiel so gut, dass es kaum nach Schauspielerei aussieht. Hoyte van Hoytemas Kamera fängt atemberaubende Bilder ein. McBrides Sturz aus der oberen Atmosphäre auf die Erde. Unglaublich realistisch wirkende Bilder des Weltraums, die mit echten Aufnahmen von der Marsoberfläche gemischt sind.
Eine Nahkampfszene im Weltall, bei der sich die schwerelosen Körper der Kombattanten wie Balletttänzer umkreisen. Und immer wieder Nahaufnahmen von Pitts Gesicht, in dem sich Einsamkeit, Sehnsucht und Traurigkeit spiegeln. Manche Filme muss man auf einer großen Leinwand gesehen haben. Dieser gehört definitiv dazu.
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©Twentieth Century Fox of Germany GmbH