Erstmals ist das wegweisende Werk der 1948 in Tel Aviv geborenen Malerin, Psychoanalytikerin, Philosophin und Friedensaktivistin Bracha Lichtenberg Ettinger in Deutschland zu sehen. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf stellt zwölf neue Malereien, die teils erstmals das Atelier verlassen haben, ins Zentrum der umfangreichen Ausstellung, die insgesamt über 80 Arbeiten beinhaltet.
Die Werke verbinden Psychoanalyse und Malerei, ein feministisches Neudenken von Identität und
Geschlechterverhältnissen, radikale Verletzlichkeit und die Hoffnung auf einen friedlichen Umgang mit Konflikten und vererbten Traumata.
Zeugnisse über Gewalt und Verlust
In kleinen Ölgemälden, die in unbewussten Malprozessen über Zeiträume von bis zu acht Jahren entstehen, verwandelt BRACHA fotografische Zeugnisse, unter anderem von Gewalt gegen Frauen und Kinder während der Shoa, in Abbilder innerer Zustände, die sich über die Jahrzehnte hinweg sichtbar verändern.
Die historischen Abbildungen, die BRACHAs Werken zugrunde liegen, haben fast alle mit deutscher Geschichte zu tun: Darunter sind Fotografien ihrer Familie, die etwa ihre Eltern beim Spaziergang im jüdischen Ghetto von Lodz zeigen; Medienbilder der Olympiade 1936 in Nürnberg; die Fotografie einer Massenerschießung von Frauen und Kindern 1942 in der Ukraine; aber auch frühe deutsche Luftaufnahmen von Palästina, die 1917 während des Ersten Weltkriegs entstanden.
Auch die unaufgelösten historischen Spannungen zwischen Israel, Palästina und Deutschland hallen in den Werken nach. Sie sind verbunden mit einem Bewusstsein für Verletzlichkeit, wechselseitige Abhängigkeit und der Vorläufigkeit jedes sicheren Aufenthaltsortes.
In ihrer Kunst entwickelte BRACHA, wie sie sich als Künstlerin nennt, ab 1981 singuläre Techniken: Sie legte Buchseiten oder historische Fotografien auf d en Kopierer, öffnete diesen während des Belichtungsvorgangs und ergänzte die unvollständige Kopie mit Übermalungen aus Tusche, Öl und der Asche des noch nicht fixierten Tonerpigments. 1992 begann sie mit Öl auf Leinwand zu malen. Bis heute mischt sie ihren Ölbildern Asche bei, was ihnen den Charakter von Webereien verleiht.
Mit ihren Werken gelingt der Künstlerin BRACHA dem Verlust, Schrecken und Trauma auf eine einzigartige Weise Schönheit zu verleihen, die dennoch das Leid dahinter nicht verbergen. Eine sehr wichtige und berührende Ausstellung, die unbedingt sehenswert ist.