BELL COLLECTIVE – unterwegs mit den neuen Pionierinnen der Reisefotografie

Wir werden nicht die Aura spüren, die die 14 professionellen Fotografinnen erlebt haben, als sie ihr Motiv vor Augen hatten und den Auslöser des Fotoapparates gedrückt haben, um es zu fotografieren. Doch die Betracher*Innen sind sehr nahe daran, denn alle Fotografien, die im Band BELL COLLECTIVE versammelt sind, offenbaren einen einzigartigen, atemberaubenden und weiblichen Blick, von großer Individualität und Schönheit. „Das Bell Collective steht für Frauen, die etwas Eigenes entwickeln und andere inspirieren wollen“, so Alina Rudya, Gründerin des Projekts „Bell Collective“ auf Instagram.

Dabei steckt in den Frauen eine große Portion Entdeckungsgeist. Sie wollen die Welt bereisen und erfahren, andere Orte sehen und mithilfe ihrer Kamera dokumentieren, Vorurteile abbauen und eine neue und andere Sicht auf sie ermöglichen.

Das Vorbild der Fotografinnen ist die Britin Gertrude Margaret Lowthian Bell. Als eine der ersten Frauen reiste die Historikerin, Schriftstellerin, Archäologin, Alpinistin und politische Beraterin teilweise allein durch die Welt und besonders den Nahen Osten. Damit stellte sie sich den hauptsächlich männlichen Forschern und Entdeckern der damaligen Zeit entgegen. Deshalb gilt sie bis heute als Vorreiterin weiblicher Pionierinnen des Reisens.

Vierzehn Frauen, die eine unterschiedliche Perspektive auf die Welt haben und deren Stil verschiedenartig ist: Einige konzentrieren sich auf Farben und Licht, andere auf Formen und Menschen. Dabei sind manche Bilder konkret, andere abstrakt. Ein Ziel ist ihnen gemeinsam, keine perfekten Fotos von Balis Stränden aufzunehmen oder sich selbst in Pose zu setzen, sondern auch an Orte zu reisen, die schwer zu erreichen sind. Damit wollen sie die Welt zugänglich machen.

Nach einer Einleitung von Alina Rudya widmen sich die folgenden vierzehn Kapitel jeweils einem bestimmten Motto und einer Fotografin. Diese stellt darin eines oder mehrere Länder und sich selbst vor.

Ein Traum wurde für die Fotografin wahr, als sie die Bergformation Tschahabahar in Iran fotografieren konnte. Foto: Martina Bisaz

Die bekennende Bulli-Fahrerin Martina Bisaz reist und fotografiert unter dem Motto „Viel Zeit, um Vorurteile abzubauen“. Die Länder Marokko, Iran und die Schweiz waren ihre Ziele.

Bisaz erzählt auch, wie man am besten vorgeht, wenn man einen Roadtrip fotografisch dokumentieren möchte, und gibt Tipps zum Alleinreisen im Van.

Die Fotografin Annapurna Mellor fotografiert sehr gerne Menschen. Doch diese Wurzelbrücke, die das indigene Volk der Khasi hergestellt hat, faszinierte sie sogleich. Die Brücke ist eine unglaubliche Zusammenarbeit zwischen Mensch und Natur.

Foto: Annapurna Mellor

Alle Fotografinnen geben an, welche Ausrüstungen sie verwenden und was im Reisegepäck nicht fehlen darf.

Fotografieren und Reisen bereichert und verändert

„Manche Reisen verändern dich für immer“, sagt die Isländerin Ása Steinardóttir. Die Fotografin war fast fünfzehn Monate unterwegs. Als sie zurückkehrte, nahm sie ihre Heimat Island mit anderen Augen wahr.

Der Polarfuchs ist das einzige einheimische Säugetier Islands. Sein Fell ein effizientes Tarnmittel. Foto: Ása Steinardóttir

Kleine Geschichten zu den bereisten Ländern runden die Kapitel ab. Abschließend gibt Alina Rudya mit einem „Knips-Knigge“ zehn Hilfestellungen, wie man im weiten Feld der Reisefotografie seinen eigenen Stil finden kann.

Folgende vierzehn internationale Fotografinnen werden im Band vorgestellt:
Alina Rudya (Berlin, Deutschland), Martina Bisaz (Latsch, Kanton Graubünden, Schweiz), Annapurna Mellor (Manchester, England), Chiara Zonca (Saskatoon und Vancouver, Kanada), Lavinia Cernau (Cluj-Napoca, Rumänien), Ása Steinardóttir (Reykjavik, Island), Tekla Severin (Stockholm, Schweden), Emilie Ristevski (South East Queensland, Australien), Marion Vicenta Payr (Wien, Österreich), Julia Nimke (Berlin, Deutschland), Elzbieta Rynski (Berlin, Deutschland), Sarah Pour (Frankfurt am Main, Deutschland), Huda bin Redha (Dubai, Vereinigte Arabische Emirate), Julia Kivela (Helsinki, Finnland).

Im gerade erschienen gleichnamigen DuMont Bildband Bell Collective, stellen sich vierzehn internationale Fotografinnen des Bell Kollektivs vor und erobern sich einen Platz in der noch deutlich männerdominierten Welt der Reise-Fotografie. Denn sie erzählen und zeigen viel von der Welt und kommen dabei ohne stereotype Fotoaussagen aus. Vielmehr halten die Fotografinnen anhand ihrer wunderbaren, individuellen und kunstvollen Bildern fest, was Reisen bedeuten kann, verwöhnen gleichzeitig unsere Augen und geben uns Tipps, wo uns Reisen hinführen sollten. Unbedingt empfehlenswert.

BELL COLLECTIVE – Unterwegs mit den neuen Pionierinnen der Reisefotografie

DuMont Reiseverlag

256 Seiten
ISBN: 978-3-7701-8226-8

Titelfoto: Chiara Zonca , die kanadische Fotografin nennt die Antarktis als ihren Sehnsuchtsort. Ihr Foto zeigt Kulusuk in Ostgrönland vom Flugzeug aus.

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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