Adrian Younge und All Shaheed Muhammad können beide auf eine erfolgreiche Karriere als Vertreter einer spannenden Melange aus modernem Soul, Jazz und Hip-Hop zurückblicken. Younge ist Bassist, Keyboarder, Komponist und Produzent und hat mit den Philly-Soul-Legenden The Delfonics und Ghostface KIllah vom Wu-Tang-Clan zusammengearbeitet. Muhammad wiederum war Mitglied der Hip-Hop-Band A Tribe called Quest.
Gemeinsam riefen sie vor einiger Zeit das Projekt Jazz is Dead ins Leben, für das sie Jazzveteranen wie Roy Ayers, Marcos Valle und Gary Bartz mit jungen Talenten ins Linear Labs Studio nach Los Angeles holten. Hier wird unter Verzicht auf Pro Tools alles analog aufgenommen, wobei Vintage-Mikrofone, Vintage-Mikrofonverstärker und Röhrenkompressoren verwendet werden. Nur so lässt sich nach Meinung von Younge und Muhammad der spezifische Sound der großen legendären Jazz-Aufnahmen erreichen, den sie mit ihren Produktionen zu neuem Leben erwecken wollen.
Für die vierte Veröffentlichung ihrer Reihe Jazz is Dead arbeiteten die beiden umtriebigen US-Musiker mit dem Trio Azymuth zusammen, das mit seiner Mischung aus Samba, Funk und Jazz seit Jahren zu den Ikonen Brasiliens zählt. Younge und Muhammad mischen die sambagetränkten Rhythmen mit kantigem Hip-Hop, verzerrten Wah-Wah-Gitarren und flirrenden Elektroeffekten zu einem Vintage-Cocktail, der wohlklingend ins Ohr geht und extrem tanzbar ist.
Im Song „Friendship Samba“ etwa verbinden sich Gospel-Blues, flötenartige Melodien, eine satte Jazz-Orgel mit lateinamerikanischen Synkopen zu einem organischen Ganzen. „Apocolyptico“ ist eine aufregende Melange aus kratzigen Synthie-Klängen, Disco-Rhythmusgitarren und wechselnden Taktarten.
Auch Jahrzehnte nach seiner Gründung zeigt das Trio Azymuth, dass seine schöpferische Kraft ungebrochen ist. Bei den Songs „Cat Jump“ und „Fall Afternoon“ sorgt Alex Malheiros geschmeidiger E-Bass dafür, dass Saxophon, Synthesizer und kraftvolle Schlagzeugparts zusammengehalten werden. Keyboarder Lincoln Kiko Continentino besticht im Stück „Ao Redor Do Samba“ mit kühlen lang anhaltenen Akkorden und Loop-Phrasen und zeigt in „Pulando Corda“ seine Fähigkeit zum Aufbau feiner lyrischer Melodielinien. Und Schlagzeuger Ivan „Mamão“ Conti trägt die Hauptverantwortung für den Retro-Funk von „Sumaré“ und den polyrhythmischen Swing von „Quiet Storm“.
Zu Grabe getragen wurde der Jazz schon oft. Totgesagte leben jedoch bekanntlich länger. Dass und wie lebendig der Jazz ist, zeigt diese Jazz is Dead-Einspielung JIDOO4, die erneut deutlich macht, dass allen Unkenrufen zum Trotz dem Jazz keine Grenzen gesetzt sind.