Avengers: Infinity War – Filmkritik

Von Niklas Frielingsdorf

„Avengers: Infinity War“ soll in Kombination mit dem voraussichtlich im Frühjahr 2019 folgenden und noch namenlosen zweiten Teil der Höhepunkt aus zehn Jahren Marvel Cinematic Universe sein. Und – so viel sei vorab mit Blick auf den ersten Teil bereits verraten – das ist er auch! Die Regisseure Joe und Anthony Russo haben zuvor bereits mit „Captain America: Civil War“ eindrucksvoll bewiesen, dass sie zahlreiche Superhelden in einem einzigen, gelungenen Streifen gekonnt unterbringen können. Und auch jetzt liefert das Brüderpaar auf dem Regie-Stuhl so richtig ab. „Avengers: Infinity War“ fühlt sich nämlich so an wie ihr starkes Vorgängerwerk – aber hoch zehn.

Es gibt zwar diesmal weniger Superheld-gegen-Superheld-Kämpfe. Aber das ist nur allzu logisch. Schließlich müssen sich so gut wie alle – nur Hawkeye und Antman haben (noch) keinen Auftritt – in den bislang 19 Marvel-Filmen der vergangenen Jahre eingeführten Helden zusammenraufen, um den mächtigen Thanos (Josh Brolin) aufzuhalten. Der ist nämlich gemeinsam mit seiner Leibgarde, der Black Order, auf der Jagd nach den sechs auf der Welt und im All verteilten Infinity-Steinen. Damit will der galaktische Oberschurke zum mächtigsten Wesen des Universums werden. Und so müssen die Avengers, aber auch die Guardians of the Galaxy zeitgleich an mehreren Orten eingreifen.

Vor diesem Hintergrund gibt es einige emotionale Wiedersehen, aber auch spaßige erste Aufeinandertreffen. So wie eben zwischen Teilen der Avengers und den Guardians.
Der Cast, der sich allein aufgrund der schieren Anzahl der Superhelden wie das Who-is-who Hollywoods liest, liefert in gewohnter Manier gekonnt ab. Ob Iron Man (Robert Downey Jr.), Thor (Chris Hemsworth), Star Lord (Chris Pratt), Spider-Man (Tom Holland), Hulk (Mark Ruffalo), Rocket (im Original gesprochen von Bradley Cooper), Black Panther (Chadwick Boseman) oder von Groot (gesprochen von Vin Diesel), Captain America (Chris Evans) und Drax (Dave Bautista) bis zu Doctor Strange (Benedict Cumberbatch), Vision (Paul Bettany), Black Widow (Scarlet Johansson) oder Scarlet Witch (Eilzabeth Olsen). Bei allem Bombast gelingt das Kunststück, jeder Figur während der 149 Minuten Spielzeit genügend Raum für ihre ganz persönlichen starken Momente zu geben.

Dazu unterhält der gut erzählte dritte Avengers-Teil auch noch von der ersten bis zur letzten Minute bestens. Es gibt viele wirklich lustige Interaktionen zwischen den Helden, einige coole Action-Momente, die sich auf einer visuellen Skala zwischen cool und schlichtweg atemberaubend bewegen, sowie einige kraftvolle emotionale Einschläge. Letztere kommen – wenig überraschend – sicher stärker bei jenen Zuschauern an, die das MCU samt aller Charaktere in der Vergangenheit eng verfolgt haben.

So oder so: Insgesamt stimmt die Balance zwischen ernsthafter Düsternis und auflockernden heiteren Szenen einfach. Eine überraschend konsequente Schlusssequenz, die auf die zwei zeitgleich an verschiedenen Orten verlaufenden finalen Showdowns folgt, dürfte dem Zuschauer fast mit offenem Mund zurücklassen. Doch zugleich macht es genau dieser Schlussakkord extrem schwierig, geduldig auf den zweiten Teil zu warten.

„Avengers: Infinity War“ist ein sehr guter Blockbuster

Allerdings sind es zwei andere Stärken, die „Avengers: Infinity War“ von einem guten zu einem sehr guten Blockbuster machen: Eine davon ist Thanos selbst. Denn der ist seit langem einfach der beste Bösewicht, mit dem sich die Helden messen müssen. Die zweite Stärke – und das geht mit eng mit der tiefen Charakterzeichnung dieses Antagonisten einher – ist der Umstand, dass Marvel im Vergleich zu den vorangegangenen Filmen des MCU im ersten Streifen des finalen Zweiteilers praktisch alle zuvor aufgestellten Regeln fallen lässt. Hier werden die Samthandschuhe abgelegt und nicht nur kompromisslos Klingen durch Körper getrieben, sondern es segnet sogar mehr als nur eine über die Jahre liebgewonnene Figur das Zeitliche. Die Brutalität des machthungrigen Titanen, der in den vergangenen MCU-Filmen immer mal wieder im Hintergrund die Fäden zog, und wird gleich in der Anfangssequenz deutlich. Diese setzt übrigens gleich am Ende von „Thor: Tag der Entscheidung“ an.

Fazit: „Avengers: Infinity War“ hat im Vorfeld unfassbar viel versprochen – und hält beinahe alles davon. Und das Beste ist: Es gibt trotz des durchweg gelungenen Gesamtpaketes noch einige Dinge, die nicht geklärt sind. Konflikte, die nicht gelöst sind. Und Figuren die (noch) nicht (wieder) aufeinander getroffen sind. Es bleibt also noch genügend Stoff für die schon jetzt mit Spannung erwartete und womöglich letzte Fortsetzung des Superhelden-Spektakels. Blöd nur, dass diese erst in rund einem Jahr in die Kinos kommt.
Wertung: 5 von 5 Punkten

Alle Fotos: (© 2018 Disney)

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Niklas Frielingsdorf
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