Identität und die Suche danach – nie war sie aktueller als heute. Sich künstlerisch damit auseinanderzusetzen gelingt den jungen Künstlerinnen, die allesamt an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert haben mit der Ausstellung ATTEMPTS TO BE MANY der Kunstsammlung Philara. Sie greifen bei ihrer kreativen Verarbeitung dieses Themas auf mythologische Erzählungen zurück und transformieren sie mit Collagen verschiedenster Technik ins Heute.
Dabei vertreten sie einen pluralistischen Ansatz und formulieren gesellschaftlich konstruierte Identitätsmuster um, ergänzen sie oder stellen sie in einen anderen Kontext.
Eine Gruppenausstellung, die besonders interessant ist, weil sie diese thematische Basis durch die Vielfältigkeit der Collagetechnik sprechen lässt. Entweder im Mix aus visuellem Material, Fotomontagen, Videos und digitalen Techniken, aber auch, indem sie Alltagsgegenstände ihres eigentlichen Zwecks berauben und einen neuen Bedeutungszusammenhang herstellen.
Mutig und kreativ zeigen sie in den schönen Räumen der Sammlung Philara eine spannende künstlerische Sicht auf ein komplexes und relevantes Thema.
Die Ausstellung ist bis zum 23.01.2022 in der Sammlung Philara zu sehen
Die Künstlerinnen:
Nara Bak
(*1993 lebt und arbeitet in Düsseldorf)
2021 Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf bei Trisha Donnelly
2020 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Analia Saban, Stefan Kürten, Elizabeth Peyton, Eva Grubinger, Katharina Grosse, Ellen Gallagher
Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit von Nara Bak bilden eigene introspektive Aufzeichnungen. Empfindungen aus ihren subjektiven Erfahrungsräumen, die aus einer liminalen Phase herrühren, werden durch materielle Elemente und symbolische Repräsentanten erzählt. Dabei entsteht eine narrative Collage aus Monolog und Rede, zwischen Kollektiv und Individuum, zu dieser sich sowohl Materialien als auch Rituale des Alltags gesellen.
Jana Buch
(*1988, lebt und arbeitet in Düsseldorf)
2021 Moltkerei Werkstatt, Köln
2021 Preisträgerin des Förderpreises für Literatur Düsseldorf
2020 Notizen aus Stein / Baustelle Schaustelle, Essen / Düsseldorf
2019 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Christopher Williams, John Morgan und Keren Cytter
In ihrer Arbeit beschäftigt sich Jana Buch hauptsächlich mit Sprache und Fotografie. Ihre kurzprosaischen Texte verweben alltägliche Eindrücke mit Gesellschaftskritik und befragen aktuelle sowie historische Gegebenheiten. Derzeit arbeitet sie an mehreren interdisziplinären kollaborativen Projekten.
Donja Nasseri
(*1990, lebt und arbeitet in Düsseldorf)
2021/22 Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf bei Gregor Schneider
2021 I am yesterday. I know tomorrow. | Kadel Willborn, Düsseldorf
2015- 2019 Studium an Kunstakademie Münster bei Mariana Castillo Deball
Donja Nasseri befragt in ihren Werken aus Fotografie, Objekten, Video und Sprache vergangene und gegenwärtige Narrative historischer und persönlicher Geschichten und reflektiert in ihren Collagen über Tradition, Konstruktionen von Erinnerungen sowie Veränderungspotentiale.
Arisa Purkpong
(*1995 lebt und arbeitet in Düsseldorf)
2020 Notizen aus Stein | Baustelle Schaustelle, Essen / Düsseldorf
2019 Von mir aus | KIT – Kunst im Tunnel, Düsseldorf
2019 Faculty of Painting Sculpture und Graphic Art der Silpakorn University
seit 2016 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Christopher Williams und Trisha Donnelly
Von der Fotografie ausgehend arbeitet Arisa Purkpong mit medienübergreifenden Elementen, wie beispielsweise Video und Installation, die sie kontinuierlich erweitert. Durch ihre Auseinandersetzung mit feministischen Filmen, die sich formal und inhaltlich auf ihre Arbeitsweise auswirken, erneuert und schafft sie Erinnerungsbilder, die Verhaltenscodi, geschlechtliche Rollenzuschreibungen sowie unbewusst wirkende Narrative beschreiben. Sie erhielt 2019 das Baker Tilly Künstler-Stipendium und 2020 das Deutschlandstipendium.
Anys Reimann
(*1965, lebt und arbeitet in Düsseldorf)
2018 – 2020 Kunstakademie Düsseldorf bei Ellen Gallagher
2019 Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf bei Thomas Grünfeld,
2011 – 2019 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Thomas Grünfeld,
In ihren bildhaften und skulpturalen Arbeiten entstehen collagierte Körperbilder Schwarzer Emanzipation, Intimität und Geschlecht, die nicht zuletzt auch von intersektionalen Erfahrungen berichten. In ihren Collagen und Collagepaintings wird ein hybrides und fluides Identitätsverständnis sichtbar, dass Überlappungen von Formen und Inhalten als grundlegend betrachtet.
Theresa Weber
(*1996, lebt und arbeitet in Düsseldorf und London)
2021 Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ellen Gallagher
2021 Woven Memories | Dortmunder Kunstverein
Materialien wie Silikon, Kunsthaar, künstliche Nägel, Perlen, Textilien und Schmuck, die in den Arbeiten von Theresa Weber Körpererweiterungen markieren und identitätsstiftende Funktionen übernehmen, verwendet die Künstlerin um soziale Hierarchien zu decodieren und hybride Neuformulierungen kultureller Identität zu (er)finden.
Sammlung Philara
Die Sammlung Philara ist ein öffentliches Ausstellungshaus für Gegenwartskunst.
Neben der wechselnden Präsentation von Werken aus der Sammlung Gil Bronners finden jährlich eine Reihe von temporären Ausstellungen statt. Der Ausstellungsort in einer ehemaligen Glasfabrik wurde von Sieber Architekten umgebaut und für die Aufrechterhaltung des industriellen Charmes prämiert. Auf dem Dach der einstigen Industriebrache befindet sich ein 500qm großer Skulpturengarten.
Alleinstellungsmerkmal von Philara ist die Ausrichtung auf und Unterstützung von lokalem Nachwuchs sowie etablierten, international agierenden Künstler*innen und eine interdisziplinäre Ausrichtung.
In Kooperationen mit unterschiedlichen Institutionen werden Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Konzerte, Talks und Symposien realisiert.
TItelfoto: „Attempts to be Many“, Sammlung Philara, vlnr Nara Bak, Anys Reimann, Theresa Weber, Arisa Purkpong, Donja Nasseri und Jana Buch – Foto: Isabel Hernandez