Ann Patchett – „Der Sommer zu Hause“

Lara ist entzückt, dass ihre drei Töchter Emily, Maisie und Nell den Sommer zu Hause verbringen. Der Grund ist zwar der weltweit verbreitete Corona-Virus, der die Menschen in den Lockdown gezwungen hat. Doch hier auf der Obstfarm in Michigan geht das Leben weiter, wenn nun auch ohne die dringend benötigten Erntehelfer. Jede Hand ist jetzt von Vorteil und die Töchter wissen auch, wie sich der Arbeitstag erleichtern lässt.

Ihre Mutter Lara soll erzählen, wie sie vor Jahren mit dem weltberühmten Schauspieler Peter Duke in einer Theatergruppe aufgetreten war, mit dem sie eine stürmische Liebesgeschichte erlebte. Lara hält das Drehbuch ihres damaligen Lebens in der Hand, und ihre Töchter erfahren nur das, was sie als junge Schauspielerin von sich preisgeben will. Wenn man so will, ein ‚Directors Cut‘ der besonderen Art.

Alles begann mit dem epischen Theaterstück „Unsere kleine Stadt“ von Thornton Wilder. Sozusagen das Trittbrett für eine Filmkarriere für Lara, die darin die Rolle der Emily spielt und richtig gut war. Deshalb soll sie auch für eine Festivalzeit nach Tom Lake, weil die Rolle der Emily neu besetzt werden muss. Und ihr Ruf eilt ihr voraus: sie rettet die Aufführungen, es gibt keine bessere Besetzung als Lara. Und sie wird sogleich von Duke vereinnahmt, der Emilys Vater spielt.

Voneinander angezogen verbringen sie die Tage sehr intensiv miteinander, proben, haben Sex oder schwimmen im See. Doch der Vorhang fällt für Lara schneller, als sie erwartet. Sie verletzt sich und kann nicht mehr auf die Bühne. Die Zweit-Besetzung springt ein, Laras Freundin Pallace. Auch sie ist einfach umwerfend. Und Lara tröstet sich mit dem Gedanken, dass sie ohnehin nicht ewig die Emily spielen kann. Peter Duke und ihre Karriere sind Geschichte, denn ihr Leben nimmt eine ganz andere Wendung.

Der Roman der US-amerikanischen Autorin Ann Patchett „Der Sommer zu Hause“ holt mit seiner einzigartigen und kraftvollen, bildreichen Erzählsprache die Vergangenheit in die Gegenwart. Damit gelingt Patchett, mit der jahreszeitlichen und vergänglichen Schönheit einer Kirschplantage Veränderungen im Verlauf der Zeit metaphorisch deutlich zu machen und eine stimmungsvolle Geschichte über Jugend- und Elternzeit zu entwerfen, die klug und empathisch auf menschliche Fähigkeiten und Schwächen blickt. „Der Sommer zu Hause“ ist von der ersten Seite bis zur letzten eine fesselnde Lektüre!

VÖ: 3. Mai im Berlin Verlag. Der Roman ist Teil des Jubiläumsprogramms des Berlin Verlags, der im Jahr 2024 sein 30-jähriges Bestehen feiert.

Ann Patchett, 1963 in Los Angeles geboren, lebt als Schriftstellerin und Kritikerin in Nashville, Tennessee. Ihr Roman »Bel Canto«, übersetzt in dreißig Sprachen, wurde mit dem PEN/Faulkner Award und dem Orange Prize ausgezeichnet und war auch in Deutschland ein großer Erfolg. Zuletzt erschienen hierzulande ihr Roman »Das Holländerhaus« und der Essayband »Diese kostbaren Tage«.

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

Artikel: 3887

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..