Die 18jährige Shira aus einer orthodoxen chassidischen Gemeinde in Tel Aviv bereitet sich auf ihre Heirat vor – mit einem von der Familie vorgeschlagenen, vielversprechenden jungen Mann. Doch die heile Familienwelt zerbricht, als am Purimfest ihre Schwester bei der Geburt des Kindes stirbt. Zurück bleiben der Ehemann Yochay mit dem Neugeborenen und die trauernde Familie. Shira wird mit dem Vorschlag konfrontiert, ihren verwitweten Schwager zu heiraten und dessen Kind eine Mutter zu sein. Die junge Frau steht vor der schweren Entscheidung ihrem Herzen oder den Wünschen ihrer Familie zu folgen.
An ihrer Stelle gibt in ruhigen, stimmungsvollen Bildern einen bemerkenswerten Einblick in die uns größtenteils unbekannte Welt einer orthodoxen chassidischen Gemeinschaft. Der Film zeigt uns die Traditionen und die religiösen Regeln dieser Welt auf – ohne zu erklären oder zu werten. Eine in sich geschlossene Welt, in der alle Mitglieder die Balance zwischen dem Wohl der Gemeinschaft und ihrem persönlichen Glück suchen.
DIE GESCHICHTE aus der Sicht der Autorin & Regisseurin RAMA BURSHTEIN
Ich habe mich in meiner Arbeit immer für die Beziehungen zwischen Männern und Frauen interessiert. Im Judentum gibt es keine erzwungenen Hochzeiten. In der chassidischen Welt, in der der Film spielt, werden den Kindern Vorschläge von ihren Eltern gemacht, aber die jungen Erwachsenen müssen mit dem zukünftigen Partner einverstanden sein. Ich war auf der Hochzeit der Tochter einer Freundin, als ein junges Mädchen, nicht älter als 18 Jahre alt, an unseren Tisch kam. Sie trug eine goldene Uhr, Diamantohrringe und einen auffälligen Ring – alles klare Zei chen dafür, dass sie sich kürzlich verlobt hatte. Meine Freundin gratulierte ihr herzlich, aber irgendetwas war merkwürdig an dieser Unterhaltung. Als sie wieder weg war, erklärte sie es mir: „Hast Du das hübsche, junge Mädchen gerade gesehen? Sie hat sich vor einem Monat mit dem Ehemann ihrer älteren Schwester verlobt.“ Mehr brauchte es nicht, um meine Phantasie in Gang zu setzen und die Geschichte von An ihrer Stelle zu schreiben.
MOTIVATION
Ich habe mich aus einem tiefen Schmerz heraus auf diese filmische Reise gemacht, da die ultraorthodoxe Gemeinde meiner Meinung nach keine eigene Stimme im kulturellen Dialog hat. Man könnte auch sagen, wir sind stumm. Zwar ist unsere politische Stimme laut – geradezu heftig laut – aber unsere künstlerische und kulturelle Stimme bleibt leise und schwach. Ich kenne mich nicht gut aus mit Politik und ähnlichem. Meine Stärke ist das Geschichtenerzählen, Dinge zu berichten, für die ich Leidenschaft empfinde. Und was soll ich machen – es sind alles Geschichten und Dinge, die mit den Bräuchen in der ultraorthodoxen Welt zu tun haben.
An ihrer Stelle handelt allerdings nicht im Geringsten vom religiös-säkularen Dialog. Das interessierte mich hier nicht so sehr. Der Film öffnet mit einer kleinen Geschichte ein Guckloch in eine sehr spezielle und komplexe Welt. Um genau zu sein, vermeidet es der Film, die beiden Welten zu vergleichen. Er hat genügend Selbstbewusstsein, um seine eigene Geschichte zu erzählen. Ich glaube, die einzige Möglichkeit eine Brücke zwischen der religiösen und der säkularen Welt zu schlagen, ist unvoreingenommene Aufrichtig keit. Der gemeinsame Nenner muss in den Herzen der Menschen gefunden werden.
Regie
Rama Burshtein
mit
Hadas Yaron | Yiftach Klein | Irit Sheleg
Chaim Sharir | Razia Israely | Hila Feldman uvm.
KINOSTART: 11. Juli 2013