Nathalie kann so schnell nichts erschüttern. Mitte 50 ist sie als Philosophielehrerin und Autorin philosophischer Unterrichtsbücher beruflich fest etabliert. Mit ihrem Ehemann Heinz, der als Philosophiedozent an der Pariser Sorbonne arbeitet, verbindet sie eine rege intellektuelle Beziehung – ihre beiden Kinder sind erwachsen.
Nur ihre Mutter Charlotte, die immer häufiger Symptome einer beginnenden Demenz zeigt, bereitet Nathalie Kummer. Als einziges Kind kümmert sie sich um Charlotte. Und Nathalie, exzellent dargestellt von Isabelle Huppert, gelingt es immer, eine Balance zwischen diesen unterschiedlichen Lebensbereichen herzustellen.
Doch plötzlich stürzen mehrere Ereignisse auf einmal auf Nathalie ein, und das gewohnte Gleichgewicht beginnt zu schwanken. Nathalies Ehemann hat eine Jüngere, ihr Verlag will ihre Unterrichtsreihe komplett modernisieren und ihre Mutter muss ins Pflegeheim.
Einziger Lichtblick bleiben Nathalies Kinder und ihr Lieblingsschüler Fabien, den sie sehr gefördert hat.
Als Nathalies Mutter schließlich stirbt, stellt sie plötzlich fest, dass sie vollkommen frei ist. Doch wie geht sie nun mit dieser Freiheit um, und welche neuen Herausforderungen kommen auf sie zu?
Die noch junge Regisseurin Mia Hansen-Løve hat mit ihrem Film ein sensibles Porträt einer Frau um die fünfzig gezeichnet. Mit feinem Gespür begleitet sie eine Frau, die nur scheinbar unverletzlich ist. In ruhigen, sehr nahen Kameraeinstellungen verfolgt sie die Emotionen wie Ängste und Sehnsüchte, die die unausweichlichen Veränderungen für Nathalie mit sich bringen.
„Für mich sind Filme bewegte Porträts und nur das Kino ist in der Lage, so etwas zu leisten. Es geht darum, etwas festzuhalten, das empfindsam, sinnlich und flüchtig ist – wie der Versuch, einen Zugang zum Nicht-Greifbaren, zum Unendlichen zu finden“, sagt die Regisseurin in einem Interview.
Mia Hansen-Løve hat im Film seltene Themen aufgegriffen: Intellektuelle und Philosophie – Ideen und Gedanken – die Suche nach dem Sinn des Lebens, wenn das eigene Leben gerade aus den Fugen gerät.
ALLES WAS KOMMT ist eine feine und klug inszenierte Regiearbeit einer vielversprechenden jungen Regisseurin, die auf der Berlinale verdient den silbernen Bären dafür erhalten hat.
Ein berührender, sehr sehenswerter Frauenfilm!
Ab 18.08. in den Kinos
Fotos © Ludovic Bergery – CG Cinéma