Im Gropius Bau versammelt die Fotoausstellung „Akinbode Akinbiyi – Six Songs, Swirling Gracefully in the Taut Air“, Werke aus Langzeitserien des in Berlin lebenden nigerianischen Fotografen Akinbode Akinbiyi aus vier Jahrzehnten. Sein künstlerischer Ansatz ist die eines Wanderers und Mittlers zwischen den Hemisphären. Unablässig dokumentiert und durchwandert er Küstenregionen und Städte wie Lagos, Berlin, Johannesburg, Bamako, Athen, Chicago, Dakar und Khartum. Sein Atelier ist die Stadt; vor seiner Kamera werden die täglichen Rituale der Menschen zu wiederkehrenden Erscheinungsformen.
Die Ausstellung beleuchtet seine einzigartige Beziehung zur Mittelformat-fotografie und den Einsatz der zweiäugigen Spiegelreflexkamera, die die Seele bewohnter Landschaften vermittelt. Aus den hunderten Fotografien, die diese Langzeitprojekte umfassen und die das persönliche Archiv des Künstlers bilden, zeigt der Gropius Bau eine besondere Auswahl. Die Schau bildet damit Akinbiyis erste große Einzelausstellung in Deutschland nach seiner Teilnahme an der documenta 14 in Kassel und Athen.
Im Gegensatz zu einer Welt, die von einem kontinuierlichen Strom von Sofortbildern besessen ist, versammelt Akinbiyi bedächtig bemerkenswerte Details aus der alltäglichen Oberfläche sowie gelebte Rhythmen und soziale Texturen von Orten. Er zieht es vor, undramatische Augenblicke zu beobachten – sowohl morbide als auch freudige. Er findet Momente der Hoffnung im dunklen Innenleben der Städte und dokumentiert das Zusammentreffen von atmenden Körpern und Spiritualität. So bemerkt der Künstler: „Ich beobachte, nehme an diesem urbanen Phänomen teil und versuche zu dokumentieren. Es bedarf einer Art Feingefühl, die Zugänge einer Stadt zu verstehen.“
Zu den bedeutenden Arbeiten in der Ausstellung gehört die Serie Lagos: All Roads (1980er Jahre bis heute), die die vielen Stimmungen und Gesichter von Akinbiyis Heimatstadt und Afrikas größter Metropole, Lagos, einfängt. Seine Fotografien nähern sich dem urbanen Umfeld, indem sie zwischen Anonymität und Verwandtschaft, Lärm und Zuflucht schwanken. Während sich verschiedene Bilder dieser Serie auf Straßenecken, soziale Prozesse und Marktplätze konzentrieren, beleuchten zahlreiche Szenen die Verbreitung von Fotostudios, Druckereien und Fassadentexten, die die visuelle Grammatik von Lagos und seine Beziehung zur Bildgestaltung vermitteln.
Ein abschließendes Element dieser Ausstellung ist der Kurzfilm I wonder as I wander des Künstlers und Schriftstellers Emeka Okereke. Gedreht in Berlin und Bamako gibt er einen tieferen Einblick in Akinbode Akinbiyis Methodik, seine anekdotischen Aufzeichnungen und Arbeitsprinzipien.
Kuratiert von Natasha Ginwala, assoziierte Kuratorin
7. Februar bis 17. Mai 2020 – Gropius Bau, Berlin
Titelfoto: Akinbode Akinbiyi, Victoria Island, Lagos, 2006 Aus der Serie Lagos: All Roads Fotografie Courtesy: der Künstler