Vom 30. Oktober bis zum 2. November 2014 findet das Jazzfest Berlin statt, das 1964 als Berliner Jazztage gegründet wurde und damit zu den ältesten und renommiertesten Jazzfestivals Europas zählt. An den vier Festivaltagen präsentieren die Berliner Festspiele in 17 Konzerten 25 Jazzformationen aus den USA, England, Schweden, Norwegen, den Niederlanden, Italien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland.
Anlässlich des Jubiläums blickt das diesjährige Jazzfest Berlin nach vorn und zugleich zurück auf gut 100 Jahre Jazzgeschichte. Die Kontinuität des Jazz im Wechselspiel von Tradition und Avantgarde lässt der künstlerische Leiter Bert Noglik in Programmen hörbar werden, die sich explizit auf Musik von Jazzlegenden beziehen: Jason Morans „Fats Waller Dance Party“ (02.11.) – eine Europapremiere, Francesco Bearzattis „Monk’n’Roll“ (30.10.) , „Potsa Lotsa plus plays ‘Love Suite’ by Eric Dolphy“ von Silke Eberhard (01.11.) und „Celebrating Eric Dolphy“ von Aki Takase und Alexander von Schlippenbach (02.11.). Auch die Formation Mostly Other People Do the Killing aus New York greift mit „Red Hot“ auf den frühen Jazz zurück und zelebriert dessen Explosivkraft mit feiner Ironie (02.11.).
Das Vorwort für das erste Jazzfest, die damaligen Berliner Jazztage, schrieb 1964 kein Geringerer als Martin Luther King, Jr. Er betonte die Bedeutung des Jazz im Ringen um Freiheit und Gleichheit als Musik der Ermutigung: „This is triumphant music“.
Das Jazzfest Berlin 2014 knüpft musikalisch und thematisch an die Visionen des Bürgerrechtlers sowie seinen Besuch in Berlin im September 1964 an und präsentiert zwei speziell für das Jazzfest entwickelte Projekte: „Tribute: MLK Berlin ’64“ des New Yorker Klanginnovators Elliott Sharp (30.10.) und „Freedom Songs“ der WDR Big Band mit dem Sänger Kurt Elling (01.11.).
Eine Brücke von der Black Church zu europäischem Besinnen schlägt das Konzert von Benny Golson, einem der letzten Veteranen des Hard Bop, mit dem Organisten Jasper van’t Hof in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche (01.11.). Am Abend zuvor steht Benny Golson mit seinem Quartett auf der großen Bühne im Haus der Berliner Festspiele (31.10.).
Soziales Engagement und eine besondere Mischung aus Rapp, Jazz und karibischem Sound sind Markenzeichen von Soweto Kinch (31.10.). Ebenfalls mit der Dimension der Freiheit assoziiert ist eine Wiederentdeckung beim Jazzfest Berlin 2014: „Die Engel – Vier Kurzopern“ von Jochen Berg und Ulrich Gumpert, die noch vor dem Fall der Mauer entstanden waren und dieses geschichtliche Ereignis künstlerisch vorwegnahmen (01.11.).
Eng mit der Festivalgeschichte des Jazzfest Berlin verbunden ist der Schlagzeuger Daniel Humair.
Er begleitete im Gründungsjahr des Festivals 1964 die Swingle Singers am Schlagzeug und war insgesamt bei 14 Festivalausgaben zu Gast. Im Jubiläumsjahr des Festivals präsentiert er sein Quartett „Sweet & Sour“ mit zwei New Stars der französischen Szene, dem Saxofonisten Emile Parisien und dem Akkordeonisten Vincent Peirani (01.11.).
Ihr Debüt beim Festival feiert die Schlagzeugerin Eva Klesse mit ihrem Quartett (30.10.). Außerdem zum ersten Mal dabei sind: die Band Get The Blessing aus Bristol mit Hip-Hop, Dub and Lo-Fi durchtränkten Jazz-Grooves (31.10.), die Schweizerin Sarah Buechi mit ihrem Projekt „Flying Letters“ (30.10./31.10.), die norwegische Gitarristin Hedvig Mollestad mit ihrem Trio (01.11.) und – ähnlich klangintensiv – das großformatige Fire! Orchestra aus Schweden – ein Projekt des Saxophonisten Mats Gustafsson, der außerdem mit dem Trio The Thing auftritt (02.11.).
Johanna Borchert wird ihre aktuelle CD „Desert Road“ live im A-Trane präsentieren und – wie schon 2010 mit „Little Red Suitcase“ – die Grenzgebiete zwischen Jazz, Pop und Avantgarde ausloten (01.11./02.11.). Mindestens so unorthodox sind das Trio Feral aus New York (31.10.) und das Trio Free Nelson Mandoomjazz, das einen dritten Weg zwischen Free Jazz und Heavy Metal, Black Sabbath und Albert Ayler sucht – ein Geheimtipps aus Schottland (30.10.)! Zum Festivalfinale bringt Brass Mask aus England mit ihrem Bläsersound den Klang der Marching Bands von New Orleans ins Festspielhaus (02.11.).
30. Oktober bis zum 2. November 2014
Spielorte: Haus der Berliner Festspiele, A-Trane, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und Akademie der Künste
Lange Jazzfilmnacht
Im Rahmen des Jazzfest Berlin 2014 wird die Yorck Kinogruppe am 28. Oktober ab 17.30 Uhr im Delphi Filmpalast eine Lange Jazzfilmnacht veranstalten – zu sehen sind: „Play Your Own Thing: A Story of Jazz in Europe“ von Julian Benedikt (D 2006), „Bird“ von Clint Eastwood (USA 1988) und „’Round Midnight“ von Bertrand Tavernier (Frankreich/USA 1986)
Der Kartenvorverkauf des Jazzfest Berlin 2014 hat am 19. September begonnen unter: www.berlinerfestspiele.de/tickets oder +49-30-254 89 100
Kartenpreise von 10 bis 55 Euro
Mehr Infos: www.berlinerfestspiele.de/jazzfest