Das Foyer der Berliner Festspiele füllte sich schnell mit Frauen, vereinzelt waren auch Männer zu sehen; die Autorin Katherine Angel las aus ihrem Buch: Ungebändigt. Über das Begehren, für das es keine Worte gibt. Ein Thema, das insbesondere auch Männer interessieren sollte? Warum nicht? So tauchte in der ersten Passage, die Angel vorlas, die erstaunte Feststellung des Liebhabers auf, “Du bist ja gar keine Feministin”.
Muß man Feministin sein, wenn man über das Begehren, die Sexualität der Frau schreibt? Drückt ja doch der Begriff “Begehren” schon ein darüberhinausragendes und lebendiges Gefühl aus, das zu einer Person gehört, natürlicherweise auch zu einer weiblichen.
“Diese Begierden, die lärmend in mir randalieren – wessen Begierden sind das? Es sind meine und deine und die aller anderen”.*
Und als die Moderatorin, die Schriftstellerin Ulrike Dräsner, fragte, wie es zu der literarischen Form des Buches gekommen sei , wurde das Anliegen der Autorin nochmals deutlich. Die Form sei zuerst einfach passiert und habe doch eine tiefere Bedeutung. Die Lücken und leeren Seiten im Roman drücken einmal mehr aus, dass die Frau in ihrem Begehren und ihrer Sexualität durch fragmentarische Klischees noch seltsam perforiert ist. Die Frau und ihr Begehren dürfen nicht zum Objekt der Begierde verkommen, sondern müssen offen und ohne feste Rollenzuschreibungen sein.
Dass dieses Buch geschrieben wurde, ist auch der feministischen Bewegung geschuldet. Doch, dass es heute geschrieben wurde, bedeutet eine immer noch bestehende Notwendigkeit, über das Begehren der Frau zu schreiben.
Eine schöne Veranstaltung, zu der nicht zuletzt auch die Moderatorin und Schriftstellerin Ulrike Draesner und die Schaulspierin Regina Gisbertz beigetragen haben.
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13.Internationales Literaturfestival
* S. 212 Ungebändigt. Über das Begehren, für das es keine Worte gibt