Libyen kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Das an Erdöl- und Erdgasvorkommen reiche Land stand einstmals unter römischer Herrschaft, im 5. Jahrhundert suchten die Vandalen es heim, die Spanier erobert es ebenso wie die Osmanen, bis es nach dem italienisch-türkischen Krieg (1911–1912) von Italien annektiert wurde. Erst ab 1951 war Libyen ein unabhängiges Königreich – bis 1969 Muammar Al-Gaddafi durch einen Militärputsch an die Macht kam. Die Hauptstadt Tripolis im Westen und die Stadt Bengasi im Osten liegen sich fast auf gleicher Höhe gegenüber. War Tripolis das gehätschelte Lieblingskind Gaddafis, vernachlässigte der Diktator dagegen Bengasi.
Nach dem Tod Gaddafis unterhielt die US-Botschaft neben ihrem Konsulat in Tripolis auch dort eine weitere diplomatische US-Mission. Der zu dieser Zeit als US-amerikanischer Botschafter amtierende Christopher Stevens hatte es geschafft, gute Beziehungen zu libyschen Politikern, Amtsträgern und Landsleuten aufzubauen, und war auch in Bengasi häufig anzutreffen.
[su_pullquote] Am 11. September 2012 um 22:05 Uhr libyscher Ortszeit wurde ein Hilferuf ans USA- Außenministerium abgesetzt: „Die diplomatische US-Mission in Bengasi wird attackiert“. [/su_pullquote]
Genau 11 Jahre nach 9/11 wird das Gelände Angriffsziel islamischer Milizen. „13 Hours“ berichtet über diesen dramatischen Vorfall, in dessen Verlauf sechs Männer zu Schlüsselfiguren werden, die im Auftrag der US-Regierung das US-amerikanische Territorium in Libyen und die darin befindlichen US-Amerikaner schützen sollen. Ohne diese Männer hätte der Autor Mitchell Zuckoff diese Geschichte nicht erzählen können, denn es ist ihre Geschichte.
Der Aufenthaltsort dieser Elitesoldaten, die aus dem aktiven Militärdienst ausgeschieden waren und der CIA angehörten, ist der sogenannte Annex, der sich auf dem Diplomatengelände in unmittelbarer Nähe des Compounds befindet, in dem auch die Diplomatenvilla, Wohnsitz des Botschafters in Bengasi steht. Der Angriff dauert 13 Stunden und viel zu lange, bis die gut ausgebildeten Sicherheitsleute am Ort des Geschehens ankommen. Als sie endlich dort sind, müssen die Sicherheitskräfte weitgehend alleine agieren. Es ist Nacht und die Gebäude stehen nach massiven verheerenden Anschlägen in Brand, starke Rauchentwicklung beeinträchtigt die Operation der Einheit. Ein Kampf gegen die Zeit beginnt, in dem nicht klar ist, wo sich die Angreifer befinden, wo der Diplomat Steven ist und ob er gerettet werden kann…
Ein spannender und dramatischer Erfahrungsbericht, der tragisch endet und einmal mehr zeigt, dass es hundertprozentige Sicherheit nicht gibt, auch weil Politiker grenzwertige Entscheidungen treffen. Der aber auch den unerschrockenen Einsatz von mutigen Menschen beschreibt, die ihre Verantwortung ernst nehmen und schließlich selbst entscheiden und handeln.
13 Hours
Mitchell Zuckoff
Übersetzung ins Deutsche: Petra Pyka, Birgit Schöbitz
ISBN: 9783864703539
Plassen Verlag
Über den Autor: Mitchell Zuckoff ist Professor für Journalismus an der Boston University und Autor mehrerer Bücher. »Lost in Shangri-La« war ein New York Times-Bestseller. Die American Society of News Editors verlieh ihm den Distinguished Writing Award. Zuckoff publiziert unter anderem in The New Yorker und Fortune.
Das Buch wurde von »Transformers«-Regisseur Michael Bay verfilmt. Der Film kommt am 3. März 2016 in die deutschen Kinos.