A Most Wanted Man

A Most Wanted Man ist ein Agententhriller nach dem Roman Marionetten von John le Carré

Hamburg im nebligen Herbst – Kulisse und Tummelplatz nationaler und internationaler Geheimdienste, die nicht nur gefährliche Terroristen jagen, sondern sich auch gegenseitig belauern und ins Handwerk pfuschen. Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle, spielt mit starkem deutschen Akzent den Agenten Günther Bachmann, Leiter einer halboffiziellen deutschen Antiterror-Einheit. Er ist nicht der mit Muskeln bepackte, kernige Agent, sondern eine kettenrauchender, Kaffee und Whisky in sich hineinkippender Spion der alten Schule, der in der Welt herumgekommen ist, Erfolge und Misserfolge zu verzeichnen hatte und sich darüber eine sehr eigene Sicht der Welt und seines Berufes zulegte.

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Den terror-verdächtigen Issa Karpow möchte er als Köder benutzen, um an die großen Fische, die Finanziers des internationalen Terrorismus, heranzukommen, denen er schon lange auf der Spur ist. Dazu muss er den Bankier Tommy Brue, der das Vermögen von Issas Vater verwaltet, und die idealistische Menschenrechtsanwältin Annabel Richter, die für Issas Aufenthalt streitet, für seine Zwecke instrumentalisieren. Vor allem braucht er dafür aber Zeit, die ihm die anderen deutschen Dienste und die CIA-Agentin Martha Sullivan nicht geben wollen. Sie setzen auf den kurzfristigen Erfolg und nutzen ihrerseits Günther Bachmann als Köder, um Issa Karpow festzunehmen. Alle wollen aus politischen oder persönlichen Motiven die Welt „besser“ oder „sicherer“ gestalten, alle haben ihre Tricks und ihre Schwächen, und alle spielen mit verdeckten Karten.

 

Der niederländische Regisseur Anton Corbijn hat den Roman „Marionetten“ von John le Carré, dem britischen Altmeister des intelligenten Polit-Thrillers, packend und souverän verfilmt und bleibt dem Stil der Vorlage treu. Die Genre-Erwartungen werden gut bedient, obwohl der Film weniger auf äußere Action denn auf Charakterzeichnung und Atmosphäre setzt. Locations und Ausstattung betonen den Kontrast zwischen der kühlen Eleganz der Machtzentralen und den nächtlich dunklen Straßen und Hinterhöfen, in denen ein Großteil der Handlung stattfindet. In diesen Szenen ist die Handkamera den Protagonisten dicht auf den Fersen und zieht den Zuschauer in das Geschehen hinein. Insgesamt zeichnet sich Benoit Delhommes Bildgestaltung aber durch gedämpfte, düstere Farben aus, wobei die gekonnte Ausleuchtung interessante Akzente setzt. Dieser Look lässt Hamburg herbstlich kalt und nass erscheinen und trägt wesentlich zur melancholisch-mysteriösen Stimmung des Thrillers bei. Die von Herbert Grönemeyer komponierte Filmmusik unterstreicht diese Atmosphäre, treibt aber gleichzeitig die Handlung voran.

Der Film ist hochkarätig besetzt – neben Philip Seymour Hoffman mit Willem Dafoe, Rachel McAdams und Robin Wright , den deutschen Schauspielern in kleinen und kleinsten Rollen. Nina Hoss als Günther Bachmanns Assistentin,. Daniel Brühl (der wortlos und mit Kopfhörern im Ohr Monitore beobachtet), Kostja Ullmann, Martin Wuttke, Rainer Bock und Herbert Grönemeyer. Sie verleihen den Figuren Kontur und halten die komplexe Geschichte mit ihren vielen Verästelungen und Ränkespielen bis zum Schluss spannend.

Am 11. September kommt A Most Wanted Man in die deutschen Kinos.

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

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Ingrid
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