The Penguin CAFÉ Orchestra UNION CAFÉ

UNION CAFÉ war das letzte und einzige Komplettalbum, das das Penguin Cafe Orchestra in den 1990er Jahren aufnahm. Aus Anlass des 20. Todestages seines Gründers, des Multiinstrumentalisten, Komponisten und Arrangeurs Simon Jeffes, hat das Label Erased Tapes das Album heute in einer neu abgemischten Version herausgebracht. Neben der CD-Fassung ist UNION CAFÉ zudem zum ersten Mal auch auf Vinyl erhältlich.

Das Penguin Cafe Orchestra war keine Band im strengen Sinne, sondern eher eine lose Vereinigung verschiedener klassisch ausgebildeter Musiker, die der exzentrische Brite je nach Bedarf zu den einzelnen Aufnahmen ins Studio rief. Jeffes Musik, eine wohlklingende Avantgarde- und Kaffeehausmelange, angereichert mit Elementen afrikanischer, asiatischer oder südamerikanischer Folklore, Soul, Jazz und ein wenig Pop, wurde von der zeitgenössischen Kritik kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen oder mit tiefer Verachtung gestraft.

Die Plattenhüllen der PCO-Alben zierten häufig große Zauberwesen mit Pinguinköpfen, die gut zu den surrealen Tagtraum-Songs von Jeffes passten, die viele Regisseure von Tom Tykwer bis Oliver Stone gerne für ihre Filme nutzten, oder mit denen leider auch schon mal Kekse, Zeitungen oder Telefontarife beworben wurden.

Anders als das 1987 erschienene Album SIGNS OF LIFE, das gemeinhin als das künstlerisch ernsthaftes Werk des Ensembles gilt, kehrt UNION CAFE zu der lässigen Verspieltheit und Leichtigkeit der frühen Werke zurück. Schon der Song „Scherzo and Trio“, eine mitreißende Boogie-Woogie-Nummer, mit der das Album eröffnet, offenbart pure Spielfreude. Andere Stücke erinnern an einige der bekanntesten PCO-Stücke: der übermütige, gleichwohl streng disziplinierte Jig „Organum“ ist unverkennbar ein musikalischer Abkömmling von „Music for the Found Harmonium“.

Der eher experimentelle Song „Pythagorus on the Line“ wirkt wie ein Hybrid der Stücke „Telephone and Rubber Band“ und „Pythagorus‘s Trousers“. Mit dem leicht verstörenden „Cage Dead“, das eine einzige Phrase für die Dauer des gesamten Stücks zu wiederholen scheint, ohne jemals monoton-repetitiv zu klingen, bekennt sich das Ensemble demgegenüber zu seinen minimalistischen Wurzeln. Der Song „Vega“ wiederum ist ein großartiges, erhabenes, melancholisches zehnminütiges Epos, das in seinem stimmigen Zusammenspiel von Klang, Gefühl und Farbe wie ein kühner Vorgriff auf die Neoklassik erscheint, die mit Komponisten wie Ludovico Einaudi, James Horner und Max Richter ihren Siegeszug erst Anfang des 21. Jahrhunderts antreten sollte.

Leider war UNION CAFE das letztes Album des Penguin Cafe Orchestra, da Simon Jeffes am 11. Dezember 1997 an einem unheilbaren Gehirntrauma verstarb. So ist das Album ein bleibendes Zeugnis seines musikalischen Vermächtnisses und seiner Visionen. Ein „Must Have“ für alle Liebhaber unkonventioneller Musik.

Artist: Penguin Cafe Orchestra
Album: Union Cafe

LABEL: Erased Tapes   
Vertrieb: Indigo/ Finetunes 

VÖ: 1. Dezember 2017

Standardbild
Hans Kaltwasser
Artikel: 430

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