Siril Malmedal Hauge – SLOWLY SLOWLY

Die norwegische Jazzsängerin Siril Malmedal Hauge ist hierzulande noch nahezu unbekannt. In ihrer Heimat ist sie mittlerweile zu einer der gefragtesten Sängerin geworden. 2019 erhielt die Musikerin beim renommierten Molde International Jazz Festival die Auszeichnung „Jazz Talent of the Year“. Im selben Jahr brachte sie ihr von der Kritik hochgelobte Debütalbum „Unchartered Territory“ heraus.

Siril stammt von der westnorwegischen Insel Suda, studierte später Jazzgesang in Trondheim und lebt heute in Oslo. Sie performte mit zahlreichen Bands, mit dem Gitarristen Jacob Young war sie häufig auf Tournee und veröffentlichte sie zwei gefeierte Duo-Alben. 

Mit SLOWLY SLOWLY legt Siril jetzt ihr zweites Album unter eigenem Namen vor, das mit seiner Mischung aus minimalistischem Jazz, dezentem Pop, Folk und funkigem Blues an seinen Vorgänger anknüpft.

Die zehn Songs, allesamt von Siril geschrieben, erforschen viele Themen, nicht zuletzt die Rückbesinnung auf den eigenen Platz in der Welt und welche Art von Welt das ist, in der wie leben oder wie sie beschaffen sein sollte. Häufig beschreiben sie metaphorisch oder poetisch, teils in rätselhaft anmutenden Wendungen, Wahrnehmungen und skurrile Beobachtungen.

„Scent of Lilac“ beschreibt das Dröhnen in der Brust, wenn man auf dem Fahrrad bergab den Lenker loslässt. „Wooden Hotel“ zelebriert Rückzug aus der lärmenden Stadt in die Beschaulichkeit der Natur.

Der Titel „Albatross“ zitiert Coleridges Ballade „The Rime of the Ancient Mariner“ als Traum, wobei sie den Abschuss des mythischen Riesenvogels aus der Perspektive des Tieres beschreibt. Beim Song »Featherlight« präsentiert die Sängerin ihr ganzes vokales Talent vom Alt bis zum Sopran und widmet sich sämtlichen Zwischentönen, lässt sie mal samtig angehaucht schmeicheln, mal glockenklar erstrahlen. 

Begleitet wird Siril von versierten Musikern, mit denen sie bereits ihr Debütalbum eingespielt hatte und die reichlich Raum haben, um ihre Talente zu entfalten. Das Quintett ist im coolen Jazz („Wanderlust“) ebenso souverän zu Hause wie im minimalistischen Pop, gefühlvollen Soul („Magic Fruit“) oder Club-tauglichem Blues („Tonight“).

Auch für Überraschungen ist die Band immer wieder gut. „Slowly“ beginnt als sanfte Klavierballade und entwickelt sich dann zu einem uptempo Jazz-Stück mit dezenten Pop-Splintern. Der Song fordert uns auf, zu entschleunigen, die Zeit nur für ein paar Sekunden zu verbiegen, um die kurzen Momente größer zu machen.

Das sanfte, von einem säuselnden Saxofon untermalte „When Will“ explodiert im Mittelteil förmlich mit avantgardistischen Klängen.

Mit ihrem Album SLOWLY SLOWLY festigt Siril Malmedal Hauge ihren Ruf als ein Ausnahmetalent. Bleibt zu hoffen, dass die Jazz-Fans in Deutschland dieses Juwel entdecken.

Siril Malmedal Hauge “Slowly Slowly”

Release: 23. Juli 2021
Label: Jazzland Recordings/Edel

Standardbild
Hans Kaltwasser
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