Royal Blood rocken das „Bi Nuu“ in Berlin

Während „Royal Blood“ in Deutschland noch weitgehend unbekannt sind, gilt das Duo in England bereits als der heißeste Act britischer Rockmusik. Das mag wohl der Grund dafür gewesen sein, dass das Berliner „Bi Nuu“, in dem die aus dem Bassisten Mike Kerr und Schlagzeuger Ben Thatcher bestehende Band am 6. Mai 2014 ihr deutsches Debütkonzert gab, nicht bis auf den letzten Platz ausverkauft war.

An ihrer Musik, deren Markenzeichen eine krachende Melange aus lautem, schweren Bluesrock und Grunge ist, dürfte es wohl kaum gelegen haben. Denn die hat einen Punch, dass es einem schwer fällt, auf den Beinen zu bleiben. Wer in der Nähe der Boxen stand, spürte, wie mächtige, durch Bass und Schlagzeug in den Raum geschleuderte Druckwellen selbst die feinsten Körperhärchen aufrichteten. Kaum zu glauben, dass hier bloß ein Duo auf der Bühne steht und nicht etwa eine Vier-Mann-Formation.
Der Song „Hole“, mit dem die Band an diesem Abend eröffnet, beginnt mit schnell geschlagenen, funkelnden Cymbals und Hi-hats, während Kerrs gewaltiger, grollender Bass den Saal erfüllt. Thatcher versteht es, kongenial Spannung zu erzeugen, die sich beständig weiter aufbaut, bis sich sein furioses Schlagzeugspiel explosionsartig auflöst.
Beim Stück „Come on over“ erstaunt, wie variable Kerrs Stimme ist, in den Strophen im Wechsel zwischen höhnischer Verachtung und Sanftheit modulierend, um sich im Refrain zu kraftvollen Höhen aufzuschwingen, die an den Gesang eines Robert Plants oder Jeff Buckleys erinnert. „There is no God, and I don’t really care“, schreit Kerr trotzig in den Saal zu einer manischen Musik, deren enorme Lautstärke den Himmel zum Erzittern bringen könnte.
Auch beim Song „Little Monster“, im Februar 2014 als zweite Single der Band veröffentlicht, beeindrucken gewaltige Drums und krachende Gitarrenläufe wie auch Kerrs stimmliche Variabilität, die zwischen leisen, lockenden Tönen und explosionsartig aufschreiendem Gesang schwankt: flauschiger Schmuseteddy, den die Girls am liebsten in den Arm nehmen würden, und furchterregender Grizzly, der seine Beute mit seiner Leidenschaft zu verschlingen droht, zugleich.
Mit Stücken wie „Hole“, Come on over“ oder „Out of the black” verbeugen sich Royal Blood vor ihren musikalischen Vorbildern wie „The White Stripes“, „Black Keys“, „Queens of the Stone Age“ und „Led Zeppelin“, freilich nicht allzu tief. Man spürt, dass Kerr und Thatcher dabei sind, einen Sound zu entwickeln, der unverwechselbar der eigene ist. Diese Band entfesselt eine schier unglaubliche Energie auf der Bühne, die einen sofort packt und nicht vom Haken lässt, bis die letzten Töne verstummt sind. Auch im „Bi Nuu“ konnte sich niemand dieser Wirkung nicht entziehen. „I hope you’re enjoying yourselves“, ruft Mike Kerr rhetorisch in den Saal. Das Publikum antwortet mit lauter Zustimmung und rockt begeistert vom ersten bis zum letzten Takt mit.

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Standardbild
Hans Kaltwasser
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