„It’s all over now“ – Der erste Nr. 1 Hit der Rolling Stones

Heute vor 50 Jahren hatten die Rolling Stones mit „It’s all over now“ ihren ersten Nr. 1 Hit in den britischen Charts. Anders als die Titelzeile vermuten lässt, markierte der Song für die Stones freilich keineswegs das Aus, sondern war Auftakt zu einer einzigartigen musikalischen Karriere.

Heute vor 50 Jahren hatten die Rolling Stones mit „It’s all over now“ ihren ersten Nr. 1 Hit in den britischen Charts. Anders als die Titelzeile vermuten lässt, markierte der Song für die Stones freilich keineswegs das Aus, sondern war Auftakt zu einer einzigartigen musikalischen Karriere.

Anfang Juni 1964 befanden sich die Rolling Stones auf ihrer ersten US-Tournee, die sie in fünf Städte führte. In New York, ihrer letzten Station, waren sie nach dem Konzert live zu Gast in der Radioshow des skurrilen DJ Murray the K, wo sie drei Stunden lang herumblödelten, sich gegenseitig um Zigaretten anschnorrten und dumme Werbetexte vorlasen. Am Ende der Show spielte Murray the K. den Stones einen Song vor und empfahl ihnen, die Nummer zu covern: „It’s all over now“. Der kürzlich verstorbene Bobby Womack hatte das Stück um einen notorisch betrogenen Liebhaber gemeinsam mit seiner Schwägerin geschrieben und erst wenige Wochen zuvor mit seiner Band The Valentinos für Sam Cookes Label SAR Records aufgenommen.

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Doch der Titel floppte in den US-Charts. Die Stones, damals noch als Coverband stets auf der Suche nach guten Songs, waren elektrisiert. Schon neun Tage nachdem sie den Titel gehört hatten, standen sie im legendären Chess Studio in Chicago und nahmen das Stück auf. Freilich hat das Stones-Cover mit dem Original nicht mehr viel gemein. Die Valentinos spielen den Song als eingängige, locker-beschwingte Nummer mit Country mäßigen Gitarren und Glockenspiel. Womacks Gesang gibt dem Stück dabei schon fast einen komischen Touch. Hier klagt ein alternder Tölpel, dass er von seiner wesentlich jüngeren Geliebten schamlos ausgenommen wird und die ganze Stadt lacht über ihn. Demgegenüber ist die Stones-Version roher und schmutziger. Jaggers Stimme ist böse und gehässig. Voller Verachtung dekliniert er die einzelnen Verfehlungen seiner Geliebten herunter, um im Refrain triumphierend zu verkünden: Ja, es war Liebe von meiner Seite. Doch jetzt ist Schluss, endgültig! – „Because I used to love her. But it’s all over now.“

Der Stones-Song enthält dabei bereits alle Elemente, die den unverkennbaren Sound der Band prägen sollten: eingängige Riffs, ein tiefer, dichter und rhythmischer Bass, ein schier ewig treibender Snare/Hi-Hat-Groove, fast ohne Becken und Tom-Toms gespielt, und ein beständig ineinander greifendes Spiel von Lead- und Rhythmusgitarre, das hier im überlangen Outro zu einem um die Aufmerksamkeit des Publikums wetteifernden Duell zwischen Keith Richards und Brian Jones gerät. Über allem thront die markante Stimme Jaggers, die immer irgendwie böse und aggressiv klingt.

Rätsel gibt indessen bis heute eine Textzeile in der zweiten Strophe auf, bei der Jagger das Spiel seiner Geliebten entweder als „high-ass games“ – was in 60ziger Jahren sehr gewagt gewesen wäre – oder „high-class games“ nuschelnd beschimpft. Sei’s drum. Die DJs der altehrwürdigen BBC haben es entweder überhört oder nicht hören wollen und durch wochenlanges Rauf- und Runterspielen des Songs dazu beitragen, dass die Stones mit „It’s all over now“ ihren ersten Riesenhit hatten.

Foto: Cover single „its all over now“

Standardbild
Hans Kaltwasser
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