Portico Quartet mit neuem Album TERRAIN

An der Band Portico Quartet ist kaum etwas konventionell. Weder ihre Musik noch ihr Name, der auf eine Zeit zurückgeht, als die Gruppe noch als „buskers“ auf den Straßen im Londoner South East spielte und bei Regen mit ihren Instrumenten Schutz unter dem Dach eines Säulengangs suchte, um weiterspielen zu können.  

Nach einer kurzen Exkursion in die elektronische Musik kehren die Londoner Musiker auf ihrem neuen Album TERRAIN zu dem Sound zurück, mit dem sie berühmt wurden: einer unverwechselbaren Mischung aus Minimal Music, Jazz, Pop und gelegentlichen Klassik-Splitter, die zwischen freiem Fall und komplexer Komposition hin- und herpendelt. Erzeugt werden die Klänge mit Saxofon, Bass, Schlagzeug, Keyboard und Hangs, einem Schlaginstrument, das wie ein kleines außerirdisches Flugobjekt aussieht und dessen Klang an eine Steeldrum erinnert.

Das Album ist eine drei Sätze umfassende Suite, in deren verwirrenden, flutenden Klängen man sich richtig verlieren kann. Anklänge an Steve Reichs „Music of 18 Musicians“ sind ebenso zu hören wie Elemente der Musik des Penguin Cafe Orchestra und von Midori Takada, die mit ihrem 1983 erschienenen Album „Through a Looking Glass“ einen großen Eindruck bei dem Komponisten Jack Wyllie hinterlassen hat.

Bereits der erste Satz des Album gibt einen Vorgeschmack auf die zwischen düsteren und hoffnungsvollen Stimmungen changierenden Klangskulpturen. Sanfte Klöppelschläge locken aus den Hangs ein meditatives, sich wiederholendes Pattern aus an- und absteigenden Tönen hervor, die das einleitende Motiv bilden und das Klanggeschehen über weite Strecken strukturieren. Leise geschlagene, zarte Becken begleiten die Keyboards, die ein unheilvolles Stimmungsbild zeichnen, das von einem in den oberen Registern gespielten Saxofon noch intensiviert wird. Während die Hangs allmählich in den Hintergrund treten, mischen sich unvermittelt geräuschvoll gezupfte Saiten eines Kontrabasses in das musikalische Geschehen. Nach einer Weile tauchen die Hangs wieder auf, das Zusammenspiel der Musiker wird ruhiger, verliert an Dramatik und klingt langsam aus.

Auch der zweite und dritte Satz der Suite halten das hohe Niveau des ersten mit ihrer Mischung aus sich ständig wiederholenden melodischen und rhythmischen Figuren, die den Zuhörer in Trance versetzen können.

Das Portico Quartet hat die Zeit des Lockdowns gut genutzt. TERRAIN ist ein ambitioniertes Album voller warmer, schwermütiger Poesie, in der sich Ambient, minimalistische Klassik und Jazz zu einem klangstarken Ensemble verbinden. 

Portico Quartet / Terrain

Release: 28.05.21 www.porticoquartet.com

www.gondwanarecords.com

Foto: Hannah Collins

Standardbild
Hans Kaltwasser
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