„Ohne Kunst & Kultur wird’s still“

Till Brönner hatte es auf den Punkt gebracht. Kultur ist ein Menschenrecht und spült dem Staat regelmäßig hohe Summen in die Steuerkasse. Nun haben mit einer besonderen Aktion Künstler, Kulturschaffende und Kreative nachgezogen und machen auf ihre jetzige Situation aufmerksam: „Ohne Kunst & Kultur wird’s still“ lautet der Titel der Aktion, die Bewusstsein für die Kunst- und Kulturszene schaffen soll, die aktuell bedingt durch die Pandemie und den Lockdown fast komplett zum Stillstand gekommen ist.

Die Krise bedroht tausende Existenzen, Selbstständige und Firmen und die kulturelle Vielfalt im Land. Um ein deutliches Zeichen zu setzen, unterstützt Universal Music gemeinsam mit den Labels Chapter One, Walk This Way, AIRFORCE1 Records, Deutsche Grammophon, Electrola, Family Entertainment/Karussell, Napalm Records, Polydor/Island, Virgin Records und Vertigo/Capitol und über hundert Künstlern aus allen Genres – von HipHop bis Schlager – die Aktion „Ohne Kunst & Kultur wird’s still“.

Künstler, Bands und Kreative, die bei der Aktion dabei sind, veröffentlichen heute ihren Song zum Thema. Es geht ihnen darum, ein Statement zu setzen für die Kunst und Kultur sowie Flagge zu zeigen für die Branche. Eine laute Aktion, die leise Töne anschlägt und unterstreichen soll, wie wichtig Kunst und Kultur für das Land, die Wirtschaft und für jeden einzelnen sind – auf und hinter der Bühne.

https://youtu.be/YbTeNUun10c

OHNE KUNST & KULTUR WIRD’S STILL
VÖ 06.11.2020

Mehr als 100 erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler – von Anne-Sophie Mutter, Sarah Connor, Nico Santos, David Garrett und Selig, Beatrice Egli über Megaloh und Die Orsons bis Wincent Weiss, Michelle, Santiano und Howard Carpendale – erklären sich durch diese Aktion solidarisch mit Künstlern und Crew-Mitgliedern, die vor dem wirtschaftlichen Aus stehen. Auf der Website https://www.ohnekunstundkulturwirdsstill.de/ kommen auch einige der vielen betroffenen Menschen zu Wort, die sonst immer hinter den Kulissen dafür sorgen, dass die Show reibungslos abläuft, der Sound stimmt und so vieles mehr. Mit der Aktion „Ohne Kunst und Kultur wird es still“ wollen die Künstler ein Signal an Gesellschaft und Politik senden, die Vielfalt, aber auch den wirtschaftlichen Aspekt hinter der Szene nicht als selbstverständlich zu sehen – und jetzt zu handeln! Denn die Kultur- und Kreativwirtschaft beschäftigt mehr als 1 Million Menschen in Deutschland und liegt in puncto Bruttowertschöpfung gleichauf mit dem Maschinenbau.

Frank Briegmann, CEO & President UNIVERSAL MUSIC Central Europe und Deutsche Grammophon: „Kultur ist existentiell – für die Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffenden, die davon leben, genauso wie für unsere Gesellschaft. Wir unterstützen deshalb diese Aktion für mehr Aufmerksamkeit zu diesem Thema in der Politik und der Öffentlichkeit. Neben akuten Hilfen ist die schnelle und wortgetreue Umsetzung des geltenden europäischen Urheberrechts in deutsches Recht ein weiterer wichtiger Beitrag zur Unterstützung der Kreativen. Wenn es Deutschland jetzt nicht gelingt, die Kreativen, die faktisch seit Monaten nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können, einerseits finanziell zu stützen und andererseits ihre Position im Urheberrecht zu stärken, dann wird’s in den kommenden Jahren wirklich sehr still.“

„Kunst und Kultur ist nicht selbstverständlich. Kunst und Kultur muss gesehen, gelesen, gehört werden. Kunst und Kultur muss sich in der Politik Gehör verschaffen“, so Patrick Thiede, General Manager Chapter ONE und Initiator dieser Aktion.

OHNE KUNST & KULTUR WIRD’S STILL
3Plusss, Achtabahn, AK Ausserkontrolle, Alina, Alvaro Soler, Anne-Sophie Mutter, Anton, Argonautiks, Baseballs, Beatrice Egli, Ben Zucker, Betterov, Beyond The Black, BLVTH, David Garrett, Die Orsons, DIKKA, DJ Herzbeat, EL Cartel (Juan Daniel), Elen, Eule (findet den Beat), Fabian Wegerer, Faroon, Francine Jordi, Frida Gold, FiNCH ASOZiAL, Glasperlenspiel, Gestört aber GeiL, Gil Ofarim, Gucci Qzi, herrH, Horst Wegener, Howard Carpendale, In Extremo, Jeanette Biedermann, Jellina, Julia Engelmann, KAYEF, Kerstin Ott, Lord Of The Lost, Maeckes, Malsha, Markus Becker, Max Mutzke, Megaloh, Mia Julia, Michelle, Mickie Krause, Mr. Hurley & die Pulveraffen, MusicStarter (Thomas Krüger, ONAIR, Mia Weber), Nadine Sieben und die Zwerge, Nico Santos, Nessi, Nilsen, Oonagh, Papke, Patricia Kelly, Paula Douglas, Punch Arogunz, PUR, Reinhard Horn, Saibou, Saltatio Mortis, Santiano, Sarah Connor, Sarah Zucker, Sasha, Seelemann, Selig, Simon sagt, Skinny Finsta, Sonia Liebing, Sorgenkind, Sotiria, Stereoact, Subway To Sally, Sukini, Sylabil Spill, Tamas, TOCHTER, VoXXclub, Wankelmut, Wincent Weiss, Yello, Zombiez

Hier einige Künstlerstimmen zu der Aktion:

„Egal ob in Deutschland, der Schweiz, Österreich und natürlich weltweit — während der international grassierenden Pandemie müssen Kunst- und Kulturschaffende unbedingt unterstützt werden —, egal ob auf oder hinter den Bühnen, vor oder hinter dem Vorhang tätig. YELLO unterstützen daher die ‚Ohne Kunst & Kultur wird’s still‘-Aktion.“ – Boris Blank + Dieter Meier (YELLO)

„Künstler und Musiker sind natürlich von der aktuellen Situation sowohl beruflich als auch privat stark betroffen. Mir persönlich ist es aber viel wichtiger auf all die Menschen hinzuweisen, die unsere Live Konzerte überhaupt erst möglich machen. Deren Existenzen sind auf Grund der aktuellen Situation wirklich in Gefahr und benötigen dringend Unterstützung. Kultur basiert nicht alleine auf der Leistung der Künstler, sondern vor allem auf der Leistung aller Mitwirkenden vor, auf und hinter der Bühne. Der Herzschlag einer Gesellschaft ist die Grundlage unserer Kultur und für die Menschen, die diese Kultur erst möglich machen, müssen wir jetzt gemeinsam kämpfen.“ – David Garrett

„Ich finde schon, dass die Regierung mit Corona ganz gut umgegangen ist, zumindest im Vergleich zu anderen Ländern. Aber was die Maßnahmen für die Showbranche betrifft, ist es mittlerweile schon fünf nach zwölf. (…) Wenn es kurzfristig keine weiteren staatlichen Hilfen gibt, steht die LIVE-Branche mit ihren Mitarbeitern vor dem Aus, zumal es keine ausreichende Lobby für sie gibt.“ – Howard Carpendale

„Solche Aktionen sind wichtig, weil die Kulturbranche ja derzeit im Sterben liegt. Aber es geht ja nicht um die Künstler direkt, sondern um das ganze Team, mit dem man seit Jahren unterwegs ist. (..) Das sind ja komplette Familien und Existenzen, die da grade sehr gefährdet sind. Und deshalb mach ich das für mein Team! Für die Gang!“ – FiNCH ASOZiAL

„Was machen wir, wenn es still wird? So richtig? Musik ist für uns nicht nur ein Beruf sondern eine Berufung. Gibt es ein Problem, dann lösen wir es. Ein Konzert ist nicht einfach EINE Person, die auf einer Bühne steht und singt. Es gibt vor und hinter und auf und abseits der Bühne zig Menschen, die all das überhaupt erst möglich machen. Musik verbindet. Musik hilft. Musik ist eine Stütze. Jetzt haben wir aber ein Problem und wir benötigen Hilfe, bevor es wirklich ganz still wird.“ – Nessi


https://www.instagram.com/
ohnekunstundkultur_still/


https://www.ohnekunstundkulturwirdsstill.de

Unanbhängig davon, aber ebenfalls zum Thema meldet sich auch Leslie Mandoki mit einem Statement zu Wort

Wir haben kein Nachfrageproblem wie beispielsweise Lufthansa, wir haben schlicht und einfach Berufsverbot.

Kunst und kulturelle Vielfalt ist existenziell für unsere bunte Republik, wie mein Soulmate Udo Lindenberg unser Land nennt. Ich sorge mich nicht um uns etablierte Künstler. Ich sorge mich um die Existenz der jungen und innovativen Künstler, die auf die kleineren Bühnen und Festivals angewiesen sind und bereits durch den Paradigmenwechsel in der Tonträgerindustrie keine Rücklagen mehr bilden konnten.

Ich sorge mich auch um all die Techniker, Veranstalter, Caterer, Fahrer und all die Menschen, die es uns Künstlern ermöglichen, auf der Bühne zu stehen. Eine komplexe Wertschöpfungskette aus Dienstleistern steht kurz vor dem Zusammenbruch und es wäre eine Katastrophe für die Seele unseres Landes, wenn die Fülle und Vielfalt unserer Kultur dadurch drastisch ausgedünnt werden würde. Wir müssen als Gesellschaft, Kulturschaffende und auch das Publikum, gemeinsam aufstehen und uns für den Erhalt und die Vielfalt unserer Kunst und Kultur, und damit auch den Schutz unserer Demokratie einsetzen. Sonst kann unsere Gesellschaft auch nach überstandener Pandemie von der Künstlercommunity Emotionell nicht mehr aufgerichtet werden und somit wären Künstler kein sicherer, weil unabhängiger Kompass mehr.

Die Stilllegung des Kulturlebens und die Nichtbeachtung der Nöte besonders flexibelster und furchtlos ehrlicher Kreative unserer Gesellschaft mit der Kernbotschaft, dass Kunst weder system- noch humanrelevant sei, betrübt dauerhaft das Seelenwohl unseres ganzen Landes.


Die Chinesen nutzen das gleiche Wort für Krise und Chance. Diese Krise ist gewaltig und überfordert uns alle, aber sie birgt auch eine Chance.
Wir haben jetzt die Möglichkeit eine konstruktive Korrektur unseres gesellschaftspolitischen Leitbildes vorzunehmen, damit wieder die Menschen im Mittelpunkt, die Achtsamkeit über der Gleichgültigkeit und die Menschlichkeit über der Gier stehen. Es ist an der Zeit, neu zu bewerten, wer und was wirklich systemrelevant ist und die Frage zu stellen, wer gesellschaftlichen Mehrwert, Zusammenhalt und wer Solidarität schafft.
Kulturelle Vielfalt ist auf jeden Fall systemrelevant. Eine gesunde und aktive Kunst- und Kulturszene ist eine der wirkungsvollsten Profilaxen gegen das Eindringen radikalen Gedankenguts in die Mitte der Gesellschaft.

Till Brönner spricht mir hier nicht nur aus dem Herzen, wir sind nach langen und intensiven Gesprächen hierzu auch absolut und in aller Konsequenz einer Meinung.

Kunst ist immer ein Stachel im Fleisch der Gesellschaft und ein Korrektiv, was gerade in Zeiten wie diesen unverzichtbar ist.
Deswegen müssen gerade wir etablierten Künstler jetzt unsere Stimmen erheben und uns lautstark für den Erhalt dieser Vielfalt einsetzen. Es ist Zeit aufzuwachen und eine neue Bewegung in Gang zu setzen. Wake Up!

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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