Nils Landgren „Some Other Time“ – A Tribute to Leonard Bernstein

Leonard Bernsteins Kompositionen als Jazz-Arrangements und Posaunenspiel – geht das? „Mr. Red Horn“ alias Nils Landgren scheint keine musikalische Herausforderung zu groß, als dass er sie nicht anpacken würde. Soeben noch hatte der umtriebige schwedische Jazzer auf dem funkigen Album „Live in Berlin“ von Mo‘ Blow (ACT Music 2016) einen fulminanten Auftritt als Gastmusiker hingelegt, jetzt zieht es ihn musikalisch an den Broadway. Wie der Untertitel von Landgrens neuem Album „Some Other Time“ vermuten lässt, handelt es sich um eine Hommage an den US-amerikanischen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein. Unterstützt wird er dabei von exzellenten musikalischen Mitstreitern:

Die Vokalistin Janis Siegel von der A-capella-Formation Manhattan Transfer ist ebenso an Bord wie der in US-Jazztraditionen und impressionistischen Interpretationen gleichermaßen verhaftete Pianist Jan Lundgren, der herausragende Bassist Dieter Ilg und Deutschlands coolster Schlagzeuger Wolfgang Haffner, die zusammen das rhythmische Fundament für Landgrens Gesang und Posaune legen. Ergänzt werden sie auf einigen Tracks durch die Holz- und Blechbläser der Bochumer Symphoniker unter der Leitung von Vince Mendoza, wie zum Beispiel beim 42 Sekunden dauernden Opener „Overture: America“, der freilich den falschen Eindruck vermittelt, dass sich das Album ausschließlich auf Stücke aus Bernsteins legendärem Musical „West Side Story“ konzentriert.

Landgrens helle, sanfte und bisweilen melancholische Stimme passt hier besonders gut zu den eher romantischen Songs wie dem Stück „Cool“, das Lundgren, Ilg und Haffner mit emphatischem Spiel wunderbar unterlegen. Auf „Somewhere“ beeindruckt Landgren mit einfühlsamem Gesang, den seine Rhythmusgruppe erneut schlicht superb ergänzt. Landgrens warm timbriertes, fein akzentuiertes Posaunenspiel, ohnehin eine Klasse für sich, sorgt immer wieder für wohligen Schauer. Beim Song „Maria“, den Mendoza mit viel Gefühl und meisterhaft arrangiert hat, swingt der Schwede dagegen voller Optimismus, beim Stück „Somewhere“ ist seine rote Posaune sanft und raumgreifend. Das Solo von „Lucky To Be Me“ ist zwar nur kurz, dafür aber fröhlich und versprüht viel Charme und Esprit.

Mit Janis Siegel als Gastvokalistin hat Landgren einen guten Griff getan. Ihr Duett mit Landgren beim Song „Some Other Time“ gehört zu den Pretiosen des Albums, doch auch Siegels Soloauftritte bei den Titeln „The Story of My Life“ und „Lucky To Be Me“ gehen einfach wunderbar ins Ohr.
Hat „Some other Time“ irgendwelche Schwächen? Wenn überhaupt, mögen manche bemängeln, dass auch einige der weniger bekannten Nummern den Weg ins Album gefunden haben. Der Song „A Quiet Girl“ und das Instrumentalstück „A Simple Song“ wollen im Vergleich zum restlichen Album trotz Mendozas gekonntem Arrangement nicht wirklich zu frischem Leben erwachen. Dies tut indessen der exzellenten Gesamtqualität des Albums keinen Abbruch. Mit „Some Other Time“ zeigt Nils Landgren wieder einmal, dass er keine musikalischen Grenzen kennt und Musical Classics und Jazz wunderbar zusammengehen.

Nils Landgren „Some Other Time“ – A Tribute to Leonard Bernstein
Label: ACT/Edel Music

 

Happy Birthday – heute feiert Nils Landgren Geburtstag!

 

Foto:Janis Siegel & Nils Landgren © ACT / Lutz Voigtländer

Standardbild
Hans Kaltwasser
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