Was Musik alles kann

Eigentlich braucht Musik keine Promotion, sie umgibt uns in vielen Bereichen des Lebens und gehört bei den meisten jungen, aber auch älteren Menschen zum Lifestyle. Es gibt kaum Zweifel darüber, dass sie, variationsreich wie sie ist, das Leben verschönert und bereichert. Werfen wir einmal einen etwas anderen Blick auf Musik, dann kommen viele Benefits hinzu, weswegen Musik unsere zusätzliche Bewunderung verdient. Denn Neurowissenschaftler haben entdeckt, Musik hören wirkt sich direkt auf unser Belohnungssystem aus, ein ganz wichtiger Teil unseres Gehirns, der mehr Dopamin bekommt, sobald wir Musik hören. Aber auch andere Gehirnbereiche werden von Musik berührt.

Rockkonzert

Musik gehört zur Kunst, aber sie besetzt auch eine historische Rolle in vielen heilenden Ritualen. Das hat viele Wissenschaftler nicht ruhen lassen. Sie wollten deutlicher erkennen, wie Musik es zustande bringt, eine heilende und gesund bringende Bedeutung zu bekommen.
Schon der erste Atemzug eines Babys im Krankenhaus kann mit Musik begleitet werden. Sie garantiert damit einen guten Start ins Leben, und für die junge Mutter ist Musik, wenn sie ein langsames Tempo und geringe Höhen aufweist, ohne Lyrics und laute Instrumentierung daherkommt, eine wahre Wohltat bei der Geburtsarbeit.

Neugeborenes
Musik sorgt gerade in stressvollen und schmerzvollen Situationen für Entspannung. Sie besitzt manchmal mehr Kraft als die beste Medizin.

Jazz kann Ängste besiegen

Anästhesisten haben sich auch mit diesem Thema beschäftigt. Patienten, die vor einer Operation stehen, sind nicht nur ängstlich wegen der Operation, sondern haben oftmals auch Angst vor der Betäubung. Eine kleine Studie mit zufällig ausgewählten 56 Patienten, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, hat nun gezeigt, wie Musik emotionalen und körperlichen Stress vermindern kann.

Jazz

Eine Hälfte der Patienten bekam Kopfhörer aufgesetzt und war von Stille umgeben, die andere Gruppe hörte stattdessen Jazz. Alle Patienten befanden sich nach einer Operation auf einer Intensivstation. Ihre Blutdruckwerte, Schmerz- und Angstlevel wurden routinemäßig gleich nach dem Aufwachen gemessen und nochmals nach 30 Minuten. Der Herzschlag war für beide Gruppen signifikant niedriger im Vergleich zur Aufwachsituation. Nach 20 Minuten zeigten sich jedoch Unterschiede: Die Jazz-Gruppe hatte niedrigere Herzschlagwerte als die Stille-Gruppe, wobei jedoch nach zehn Minuten bei der Letzteren die Schmerzkurve niedriger war als bei der Jazz-Gruppe.
Die Wissenschaftler sind grundsätzlich davon überzeugt, dass diese kostengünstige und für Patienten angenehme Methode, Jazzmusik zu hören, in der Pflege einsetzbar ist.
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Musik hilft dem Immunsystem

IGA ist nicht der Name eines neuen Popstars, sondern wichtige Antikörper unseres Immunsystems. Sie stehen in vorderster Reihe, wenn es darum geht, schädliche Angriffe auf unseren Körper abzuwehren. Eine Studie konnte zeigen, dass Studenten, die während eines Tests für 30 Minuten Musik hören durften, einen deutlich höheren IGA–Level hatten als Studenten, die entweder von Stille umgeben waren, eine Radiosendung oder einen Klickton hören mussten. Die Wissenschaftler vermuten deshalb auch hier, die Musik ist es, die unser Immunsystem aktiviert.

Musik unterstützt das Gedächtnis

Viele Eltern sind nicht gleich überzeugt, wenn ihre Kinder bei den Schulaufgaben Musik hören wollen. Sie glauben an eine die Konzentration störende Wirkung. Doch auch hier kommen die Wissenschaftler zu einem anderen Ergebnis. Wie schon erwähnt, wird beim Musikhören Dopamin freigesetzt, und dies ist auch für die Motivation von Bedeutung. Und was ist wichtiger als Voraussetzung zum Lernen? Dass dabei auch das Erinnerungsvermögen gestärkt wird, ist ein weiterer Glücksfall, nicht nur für die Schüler.

Die dopamin-abhängigen Gehirnbereiche sind für das menschliche Überleben wichtig und gehören evolutionsmäßig zu den uralten Teilen unseres Gehirns. Das Gehirn bewertet Musik ähnlich wie die notwendigen Verhaltensabläufe Sex und Nahrungsaufnahme.

Das wussten Musikliebhaber längst – Musik gehört zum (Über)Leben.

Quellen:
The neurochemistry of music – Mona Lisa Chanda and Daniel J. Levitin Department of Psychology, McGill University, Montreal, Quebec, QC H3A 1B1, Canada

Fancourt D, Ockelford A, Belai A. The psychoneuroimmunological effects of music: a systematic review and a new model. Brain Behav Immun. 2014 Feb;36:15-26. doi: 10.1016/j.bbi.2013.10.014.
Gillen E, Biley F, Allen D. Effects of music listening on adult patients’ pre-procedural state anxiety in hospital. Int J Evid Based Healthc. 2008 Mar;6(1):24-49. doi: 10.1111/j.1744-1609.2007.00097.x.

American Society of Anesthesiologists (ASA). “Take note: Jazz and silence help reduce heart rate after surgery, study shows.” ScienceDaily. ScienceDaily, 13 October 2014

Alle Fotos: pixabay.com /

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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