Melodys Baby

„Ich hatte keine Ahnung, ich wollte nur ein Kind“ – wird Emily (Rachael Blake) an einer Stelle des Films „Melodys Baby“ sagen, dem zweiten Spielfilm des Regisseurs Bernard Bellefroid, der 2006 mit seinem schockierenden Dokumentarfilm GACACA – TÄTIGE BUßE NACH DEM VÖLKERMORD IN RUANDA (2006) –  erstmals international für Aufmerksamkeit sorgte. Aber rechtfertigt der Wunsch einer Frau nach einem Kind, ihn unter allen Umständen wahr werden zu lassen?

Zwei unterschiedliche Wünsche zweier Frauen bilden das Gerüst, auf dem sich der Film aufbaut. Emily möchte ein Kind, und die junge Frisörin Melody (Lucie Debay), einen eigenen Frisörsalon. Das Geld dafür will sie sich mit der Leihmutterschaft verdienen. Beide Frauen sind von ihren so unterschiedlichen Lebensumständen geprägt: Melody ist ständig unterwegs auf der Suche nach Kundinnen. Sie hat keine feste Wohnung, schläft bei Freunden und Bekannten. Es ist hart für sie, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Emily hat als leitende Angestellte in einem Großkonzern keine finanziellen Sorgen. Sie ist erfolgreich, aber ohne Partner und kinderlos. Sie bestimmt, wo es lang geht.

Kurz nach dem die beiden Frauen wissen, das Melody schwanger ist, besuchen sie gemeinsam ein Schwimmbad
Kurz nachdem die beiden Frauen wissen, das Melody schwanger ist, besuchen sie gemeinsam ein Schwimmbad

Wie treffen sich diese unterschiedlichen Frauen? Über das Internet, in dem Emily eine Leihmutter sucht und Melody mit einer nicht ganz korrekten Biografie sich dazu bereit erklärt. Und die Frauen werden sich schnell einig. In der Ukraine soll die Insemination, die künstliche Befruchtung vor sich gehen. Sie verläuft auch erfolgreich – und die Frauen müssen sich in die Situation einfinden.

Der Regisseur vermittelt diesen Prozess über ruhige und lange Einstellungen, zeigt die Zweifel, aber auch den ersten glücklichen Moment in Melodys Gesicht, als ihr bewusst wird, hier ist ein Kind in mir – mein Kind?

Dagegen bleibt Emily außen vor, obwohl sie sich mit aller Kraft und allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einbeziehen will. Ihr Wissen, dass Melody Geld braucht, ist nicht wirklich beruhigend für sie. Kann Emily sich sicher sein, dass sie nicht einer Betrügerin aufgesessen ist? Und wird sie am Ende ihr Kind bekommen?

Kurz-vor-der-Entbindung
Kurz vor der Entbindung kommen die Frauen sich emotional näher

 

„Eure Kinder sind nicht eure Kinder (…) Sie kommen durch euch, aber nicht von euch (…) und obwohl sie mit Euch sind, gehören sie euch nicht.“ heisst es in EURE KINDER von Kahlil Gibran.

Und wie ein roter Faden zieht sich die Frage, wem gehört ein Kind, durch den Film. Ob er darauf auch eine Antwort gibt, lässt sich nur individuell beantworten. Der Schluss jedoch ist sehr überraschend.

Ein sehr beeindruckender Film mit zwei außergewöhnlich starken Schauspielerinnen, die einen vergessen lassen, dass es eine Fiktion und nicht die Realität ist. Rachael Blake und  Lucie Debay wurden im vergangenen Jahr auf dem 38. World Film Festival in Montreal gemeinsam mit dem Preis für die beste Darstellerin ausgezeichnet.

Der Film spielt in England, in dem Leihmutterschaft unter strengen Auflagen erlaubt ist, sowie in Frankreich, wo Frauen anonym gebären dürfen.

Seit 14. Mai im Kino

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Fotos: MFA+ Filmdistribution

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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