Lisa Stansfield – DEEPER

Keine Sängerin hat den britischen Soul so entscheidend geprägt wie Soul-Ikone Lisa Stansfield.  Mit Hits wie „Around the World“ und „People Hold On” feierte die in Manchester gebürtige Musikerin jahrelang weltweite Erfolge. Doch dann zog sie sich aus dem Musikgeschäft zurück, arbeitete als Schauspielerin, legte eine Kreativpause ein. 2014 meldete sich die „Königin des Weißen Souls“ mit ihrem Album „Seven“ zurück. Ihr kürzlich erschienenes Album DEEPER ist eine gelungene Mischung aus Soul, Club-Musik und berührenden, intimen Balladen.

Schon beim flüchtigem Hineinhören wird deutlich, dass das Aufspringen auf allerlei modische Trends oder das Bemühen, ihre Musik radio- und chartstauglicher zu machen, Stansfields Sache nicht ist. Klar, man kann sich gut vorstellen, dass ihre nuancenreiche Stimme gut zu dem einen oder anderen Tropical-House-Song passen würde. Doch Stansfield hat sich stattdessen ihre unverwechselbare Identität bewahrt, die sie zu dem Star gemacht hat, der sie ist.

Die meisten Songs von DEEPER klingen so, wie es ihre Fans wahrscheinlich von ihr erwartet oder erhofft haben. Der Titel „Twisted“, der von dem schalen Gefühl erzählt, wie es ist, wenn man von jemandem um den Finger gewickelt wird, kombiniert sanfte Latin Grooves mit markantem Soulgesang, während „Billionaire“ ein schnörkelloser Pop-Titel mit bissigem Text ist. Mit „Desire“ unternimmt Stansfield einen Abstecher in Richtung Dancefloor. Der Song „Love of My Life“, der viel Persönliches enthält, ist mit einem durchgängigen funkigen Groove unterlegt, der sofort ins Ohr geht und da gar nicht wieder raus will.

Mit dem Track „Hole in My Heart“ hat das Album einen seiner stärksten Momente. Die gefühlvolle, unter die Haut gehende Pianoballade macht noch einmal deutlich, dass Stansfields kräftige, ausdrucksstarke Stimme nichts von ihren Qualitäten verloren hat und sie auch im dritten Jahrzehnt ihrer Karriere zu Recht immer noch als eine der besten weißen Soulsängerinnen der Welt gilt.

Was man an DEEPER ein wenig vermissen mag, ist mehr Mut zum Risiko. Der eine oder andere Titel, der das sichere Terrain der Rückkehr zu dem Sound, der einst ihren Erfolg begründete, verlässt und neue musikalische Wege beschreitet, hätte dem Album sicher gutgetan. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau und dürfte Stansfields große Fangemeinde nicht beeindrucken. Wahrscheinlich sind ihre Fans sogar erleichtert, dass die „Mancunian“ bei dem bleibt, was sie am besten kann: tanzbarer Soul mit viel Groove.

DEEPER erfindet das Rad gewiss nicht neu und versucht dies erst auch gar nicht, sondern ist eine grundsolide Sammlung prächtiger Songs, die es lohnen, immer wieder gehört zu werden.


LISA STANSFIELD – LIVE 2018

01.05. Philharmonie , München (DE)
02.05 Ottakringer Brauerei, Wien (AT)
04.05. Haus Auensee, Leipzig (DE)
05.05. Mehr!Theater, Hamburg (DE)
06.05. Friedrichstadtpalast, Berlin (DE)
08.05. Theaterhaus, Stuttgart (DE)
10.05. Alte Oper – W Festival, Frankfurt (DE)
11.05. Capitol Theater, Düsseldorf (DE)
13.05. Theater Am Aegi, Hannover (DE)

Standardbild
Hans Kaltwasser
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