Kill It Kid im Interview

East–Side Hotel, Berlin 30.Mai 2014  Nachdem Der-Kultur-Blog die britische Band Kill It Kid live in der Kantine am Berghain in Berlin erleben konnte, traf  er die Bandmitglieder  Chris Turpin (g/voc) und Stephanie Ward (kb/voc) am nächsten Morgen zu einem Interview im East-Side Hotel in Berlin.
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DKB: Wie seid ihr denn auf den Bandnamen  Kill It Kid gekommen, der ja so ein bisschen wie ein Spitzname klingt?
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Chris: Der stammt aus einem alten Song von Blind Willie McTell. Das ist ein Song, der meines Wissens bei seiner letzten Recording Session aufgenommen wurde. Blind Willie McTell ist ein amerikanischer Bluessänger aus den 1920zigern. Kill It Kid war auch wohl ein Spruch von ihm, den er immer rief, wenn er auf die Bühne ging. In manchen Gegenden in den USA ist er offenbar immer noch gebräuchlich.
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Kill it Kid beim Interview
Chris und Stephanie von den Kill It Kid beim Interview mit Der-Kultur-Blog

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DKB: Wie habt ihr euch kennengelernt und seid als Band zusammengekommen? Habt ihr in anderen Bands gespielt oder etwas alleine gemacht?
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Steph: Ja, wir haben jeder für sich etwas gemacht, da wir ja auch noch sehr jung waren. Und dann gingen wir nach Bath und studierten Musik, d.h. einige studierten Musik. Ich hab‘  so’n bisschen Jazz gemacht, Klavier gespielt und dazu gesungen. Chris sah mich spielen, und sah ich Chris spielen. Er spielte alleine Blues mit Fußstampfen und so. Also, das war richtig toll. Ich hatte sogar sein Poster an meiner Wand…
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DKB: …damals schon?

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Steph (lacht): Ja, ich war ein großer Fan von ihm! Na ja, und dann sah Marc auch Chris spielen. Dann haben wir uns getroffen und wussten sofort, dass wir eine Band gründen wollten. Chris hat sich dann ja auch mit uns wohl das Beste aus Bath herausgesucht.
DKB: Ihr spielt ja eine Mischung aus Delta Blues, Roots, ganz am Anfang sogar ein bißchen Ragtime. Wie habt ihr eure Wurzeln entdeckt und was gefällt euch so sehr an diesem musikalischen Erbe?
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Chris: Mich hat die Blues-Szene, die so vor 10 oder 15 Jahren aus Detroit kam, sehr interessiert. Diese Bands in ihren frühen Anfängen. Ich habe dann in einem Interview die Namen Blind Willie McTell, Robert Johnson und andere gelesen. Ich bin damals immer losgezogen und habe mir CDs gekauft. Für 5 Pfund Sterling gab es bei uns im Music Store z.B. den ganzen Back-Katalog von Robert Johnson, und den habe ich dann rauf unter runter gespielt. Also, so etwas Kraftvolles von einem einzigen Typen gespielt, das hatte ich noch nie gehört. Ich glaube, dass war das Spannendste, was ich jemals gehört habe. Da komme ich also musikalisch her. Aber heute gehen wir die Sache etwas anders an. Wir haben ja so’n bisschen mit Country angefangen. Aber als wir dauernd auf Tour waren, hat sich der Sound entwickelt. Er wurde schwerer, härter, roher. Und heute sehen wir uns, ich sage einmal, als Protagonisten des britischen Blues. Das ist so ein Teil der Rock ‘n Roll-Tradition, die in der Boulevardpresse heute schon mal gerne übersehen wird. Es geht um Bands wie die Stones, Beatles, Led Zeppelin, Fleetwood Mac, die Bluesbreakers und John Mayal. Die haben den Blues ganz wesentlich mit geprägt. Und viele britische Gruppen, die dafür gewürdigt werden, was wir tun, gibt es, ich sage jetzt einmal im Vergleich zu den Black Keys, nicht. Der Blues ist eben etwas typisch Amerikanisches, scheint etwas Traditionelles zu sein, wohingegen er in Wirklichkeit mindestens ebenso sehr ein Teil der britischen Musikkultur ist wie der amerikanischen.
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DKB:Stephanie, und du magst den Jazz und bist als Jazzsängerin auch schon aufgetreten?
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Steph: Ja, genau, damals als ich anfing, habe ich Jazz gesungen und Klavier gespielt. Mir gefiel Diana Krall unheimlich gut, da war ich wohl so um die 15. Ich glaube, ich war wohl die Einzige in der Schule. Und dann habe ich natürlich etwas später eher Bluessongs gesungen, Bessie Smith, die großen Gospelsängerinnen wie Mahali Jackson, um nur ein paar zu nennen.
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DKB: “You’re in my blood” ist eines meiner Lieblingsstücke von euch. Ich weiß ja, dass ihr viel musikalisches Talent im Blut habt. Ist euch das eigentlich in die Wiege gelegt worden, oder habt Ihr Musik studiert?
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Steph (lacht): Na ja, ich glaube, bei mir war es wohl beides. Meine Mama stammt aus Nordirland und hat uns früher, als wir noch klein waren, oft irische Lieder vorgesungen und dazu Gitarre gespielt. Ja und später hat sie uns zum Klavierunterricht geschickt.
Chris: Ich komme auch aus einer sehr musikalischen Familie. Da wurde oft gemeinsam gesungen. Ich selbst habe, als ich größer war, im Kirchenchor gesungen. Und meine Mama war Musiklehrerin. Aber Klavier, also das war das Letzte, was ich lernen wollte. Ich habe es da eher mit meinem Papa gehalten und Gitarre gelernt.
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DKB: Ihr werdet ja häufig mit Bands wie den Black Keys, White Stripes, Led Zeppelin und anderen verglichen. Das ist ja einerseits ganz schön schmeichelhaft. Aber seid ihr vielleicht manchmal andererseits solche Vergleiche leid, weil ihr euch nicht nur vor einer großen Tradition verbeugt, sondern diese auch modernisiert und dabei seid, euren eigenen Sound zu kreieren?
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Chris: Na ja, das ist jedenfalls unser Ziel. Es ist schon manchmal frustierend. Man wird da wohl ziemlich leicht in irgendwelche Kategorien gepackt, was dann auch so ein bisschen suggeriert, dass das,was du machst, Müll ist. Wir hatten ja ganz schnell einen Plattenvertrag, nachdem wir die Band gegründet hatten. Aber wir haben ziemlich lange gebraucht, um einen Sound zu entwickeln, der ganz unverwechselbar unser eigener ist. Und für uns ist das ganz wichtig. Aber kaum sagst du, dass du Blues spielst, kommen sofort jede Menge scheinbar passender Klischees irgendwelcher tragischer Bluesmusiker, in die du einfach rein gepresst wirst. Und wir sagen ja noch nicht einmal, dass wir eine Bluesband sind. Der Blues, das ist nur eine Grundlage, auf der wir unsere eigene Musik entwickeln.
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DKB:: Ihr habt zwei Alben herausgebracht, das Debütalbum und das Riesenalbum “Feet fall heavy”. Für beide Alben gab es ja viel Anerkennung. Fühlt man sich da unter Druck, dass das nächste Album noch besser als das vorherige werden muss und wenn ja, wie geht ihr damit um?
Steph: Ich weiß nicht, ob wir uns gestresst fühlen. Seit wir von dem Indie-Label weg sind, sind wir wohl natürlich ein bisschen größer geworden. Klar, da gibt es immer einen gewissen Druck. Für unsere aktuelle Platte hatten wir etwa 14 Tage Zeit im Studio.
Chris: Bei uns ist das schon ein bisschen anders gelaufen, weil wir bei einem Indie-Label angefangen haben. Wir hatten deshalb die Chance, uns als Band zu entwickeln, größer zu werden. Es war nicht so, als wären wir gleich zu ganz viel Geld gekommen. Es ging bei unserer ersten Platte auch nicht um alles oder nichts. Wenn es deshalb bei uns nicht gleich geklappt hätte, wäre das kein Beinbruch gewesen. Wir haben uns also auf natürliche Weise weiterentwickelt, was du meiner Meinung nach ganz, ganz selten in der Musikindustrie findest. Wir haben es geschafft, uns irgendwie über Wasser zu halten. Deshalb war die nächste Platte für uns wichtiger. Aber es muss immer ungezwungen sein. Wir haben nie versucht, irgend jemand anderem außer uns selbst zu gefallen. Klar war da Druck da, gab’s da Stress. Aber umzukommen, wäre viel, viel schlimmer gewesen.

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DKB: Wie schreibt ihr eigentlich eure Songs? Arbeitet ihr gemeinsam oder schreibt einer den Text und der andere die Musik?
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Chris: Im Augenblick schreibe ich die meisten Songs. Das heißt Steph schreibt mehr als die anderen bisher. Es gibt also auf dem Album ein paar Sachen, die wir gemeinsam gemacht haben.
DKB: Eure Songs sind sehr vielfältig. Da gibt es eher persönliche Sachen wie “Send Me An Angle Down” und dann eher stimmungsmäßig düstere Songs wie “Wild and Wasted Waters”. Woher kommt die Inspiration für euer Material, und wie stark ist sie den eigenen Erfahrungen entlehnt?
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Chris: Ziemlich stark, gelinde gesagt. Du musst schon etwas von dir selbst in jeden Song stecken, den du schreibst. Ansonsten kannst du ihn nicht jeden Abend singen und es ödet dich dann einfach an, ihn zu singen. Und bedeuten, tut er dir nichts. Und wenn er dir nichts bedeutet, bewegt er dich auch nicht. Aber du musst als erster bewegt sein, bevor er für irgend jemand anderen einen Sinn hat. Also die beiden Songs, die du erwähnt hast, sind beide sehr stark im Blues verwurzelt. Bei “Send me an Angle” handelt es sich, was den Text angeht, um einen Gospelsong, um einen alten Blues. Ich habe ihn bloß ein bisschen umgestaltet und anders arrangiert, damit er zu der Situation passte, in der ich mich damals befand. “Wild and Wasted Waters” wiederum war eine Melodie, die ich ganz schnell hatte, bei anderen dauert das manchmal Wochen oder gar Monate. „Wild and Wasted Waters” entstand in fünf oder zehn Minuten. Und es sollte so was wie ein alter Western Song werden. Also, die Inspiration zu den Songs bekomme ich von überall her.
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DKB: Ihr seid ja eine unglaublich gute Live Band, und es macht euch auch ja offenbar großen Spaß, vor Publikum zu spielen. Songs aufnehmen ist ja da wohl etwas ganz Anderes. Was gefällt euch denn besser, auf Tour zu sein oder die Arbeit im Studio an der nächsten Platte?
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Steph: Mir gefällt beides sehr gut. Ich bin eigentlich sehr gerne im Studio und liebe es, mir die Zeit für bestimmte Parts nehmen zu können. Also ich arbeite immer gerne das aus, woran wir gerade sitzen. Und dann wiederum live auf der Bühne, das ist etwas völlig Anderes. Für den Musiker sind das total verschiedene Dinge. Live heisst, du spielst die selben Songs. Da geht es um die Atmosphäre, um den Augenblick, während die Arbeit im Studio, na ja, da beißt du dich richtig in den Song fest, bis es eben passt. Ich bevorzuge da keines von beiden, weil es eben zwei verschiedene ganz tolle Erfahrungen sind.
Chris: Es war schon ein Stück Arbeit für uns, weil wir eine Live Band waren, die ja dauernd irgendwo unterwegs war. Davor hatten wir nie viel Zeit, um eine Schallplatte zu machen. Ich meine, “Feet Fall Heavy” war in einer Woche, vielleicht in zehn Tagen fertig. Das heißt, wir haben das Aufnehmen von Songs nicht wirklich als etwas Anderes als das Live-Spielen behandelt. Bei unserem letzten Album war das völlig anders. Wir hatten etwa einen Monat Zeit. Und es war wirklich spannend, weil wir immer tiefer gingen, um den Sound zu formen und zu gestalten. Ich bin auf das nächste Album schon jetzt echt gespannt. Live, das ist, wie Steph sagte, was völlig Anderes. So ein bisschen wie oben auf der Welle surfen. Wenn du es vermurkst, ist es vorbei und dann du musst damit eben klar kommen. Live spielen, das gehört für mich zu den spannendsten Dingen der Welt.
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DKB: Chris and Stephanie, wenn ich die Gelegenheit hätte, einmal in eurer Schallplatten- oder CD-Sammlung zu stöbern, was würde ich da wohl finden?
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Steph: Bei mir sehr viel Verschiedenes. Auf alle Fälle viele Bluessängerinen , viel Gospel und dann natürlich jede Menge von Free. Auf die kommen wir eigentlich immer wieder zurück.

Chris: Ja, alles Mögliche. Viele Songwriter. Die leiseren Canyon Songs. James Taylor – ob du es glaubst oder nicht. Aber auch modernere Sachen. Auf alle Fälle die großen Songwriter.
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DKB: Und zu guter Letzt, ich habe gelesen, ihr arbeitet an eurem dritten Album. Wann kommt es denn raus, und verratet ihr uns, was die Fans erwarten können? Oder ist das streng geheim?
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Chris (beide lachen): Nein, es kommt im August raus. Es kommt hier raus, wo wir größer sind als sonstwo. Und weil das Büro hier uns liebt. Die Fans können etwas Ähnliches erwarten wie “Feet fall heavy”. Aber es hat sehr viel länger gedauert, bis wir die Songs zusammen hatten. Wir mussten eine Auswahl aus 30 Songs vornehmen. Die Songs sind größer, der Sound ist viel wuchtiger und sauberer. Ehrlich gesagt haben wir etwa ein Jahr an dem Album gesessen. Ich habe keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Ich habe es so oft gehört und bin jetzt gespannt, wie die Leute es finden.
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DKB: So, das wär’s. Chris und Stephanie, herzlichen Dank, dass ihr euch die Zeit für uns genommen habt und viel Glück für euer Album. Und schöne Grüße an Marc und Dom.

 

Konzertkritik

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Standardbild
Hans Kaltwasser
Artikel: 430

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