Karl Ove Knausgård und Edvard Munch – eine Ausstellung im K20 in Düsseldorf

Edvard Munch, zu dem norwegischen Künstler fällt den meisten wohl sein bekanntestes Gemälde „Der Schrei“ ein. Doch der Maler hat ein sehr großes und vielfältiges Werk hinterlassen, gilt auch als Wegbereiter des Expressionismus. Gestern Abend stieß die Ausstellungseröffnung im Düsseldorfer K20 auf großes Interesse. Eine bis zum Hofgarten reichende Menschenschlange hatte sich an dem milden, aber windigen Abend vor dem Eingang des Museums versammelt. Der Ministerpräsident von NRW, Armin Laschet, und das norwegische Kronprinzenpaar eröffneten die Ausstellung, deren Exponate der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgård ausgewählt hatte.

Edvard Munch, Old Man with Naked Woman on his Lap, 1913–15, Öl auf Leinwand, 65 × 99 cm, Munchmuseet, Oslo
Foto:
© Kunstsammlung NRW

140 selten oder noch nie in Deutschland gezeigte Werke wie Gemälde, Druckgrafiken und Skulpturen hat der Schriftsteller für die kunstaffinen Düsseldorfer und vielen Touristen auserkoren. Mit seinem sechsbändigen autobiografischen Roman, der in über dreißig Sprachen übersetzt und vielfach preisgekrönt wurde, hat der Norweger inzwischen selbst Weltruhm erreicht.

Es ist ein sehr persönlicher Blick, aber auch ein frischer. Denn der Schriftsteller legt dar, wie aktuell Munchs Beschäftigung mit der Einbettung des Individuums in die Gesellschaft auch heute noch ist. Knausgård erkundete die Innenwelt des Malers und spürte den künstlerischen Überlegungen nach, die Munch beschäftigten. Dem subjektiven Zugang des Autors folgend gliedert sich die Ausstellung in vier Themenbereiche:

„Licht und Landschaft“ präsentiert Küsten und Gärten, aber auch Szenen mit Menschen bei der Arbeit auf dem Feld. Es folgt „Der Wald“ mit Ansichten von Bäumen und Feldern – einer Natur, die die Oberhand über das menschliche Handeln gewinnt. „Chaos und Kraft“ gewährt Einblick in die emotionalen und psychischen Triebkräfte der Malerei Munchs und dessen Ringen um jedes Werk.

Nach der Konzentration auf das Innere bilden den Abschluss „Die Anderen“ – Bildnisse von Freunden und Gefährten, an denen abzulesen ist, wie das Individuum die Kontrolle über die Wirklichkeit zurückerlangt.

Vinterlandskap fra Kragerø
Edvard Munch gesehen von Karl Ove Knausgård
Edvard Munch, Winter Landscape from Kragerø, 1910, Öl auf Leinwand, 94 × 96 cm, Munchmuseet, Oslo
Foto: © Kunstsammlung NRW

Besonders die Farbgebung einzelner Gemälde ist sehr ungewöhnlich und verweigert sich den damaligen Konventionen. Landschaften, deren Farben zunächst unwirklich erscheinen, aber Wahrnehmungen offenbaren, die sicher jeder schon einmal im diffusen Licht machen konnte.
Gemälde zeigen Gesichter, deren Umrisse manchmal verschwommen sind, aber oft die für Munch typische, sehr ausdrucksstarke Dreiecksform besitzen.

Mit der Ausstellung öffnen uns zwei berühmte Künstler aus Norwegen den Blick auf das Alltägliche, das uns umgibt und uns in der Kunst des Malers Edvard Munch gegenübertritt oder, wie der Schriftsteller Ove Knausgård sagt: „Entscheidend an Munchs Kunst ist, dass wir sie wiedererkennen – also dass sie ist wie wir.“ zitiert aus:

„So viel Sehnsucht auf so kleiner Fläche“ von Karl Ove Knausgård, erschienen im Luchterhand Verlag

Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen:

„Edvard Munch – gesehen von Karl Ove Knausgård“
Mit Beiträgen von Karl Ove Knausgård und Anette Kruszynski.

Herausgegeben von Susanne Gaensheimer und Anette Kruszynski für die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf und Stein Olav Henrichsen für das Munch-Museum, Oslo
184 Seiten, deutsche Ausgabe. Erhältlich zum Preis von 28,- Euro

Die Ausstellung ist vom 12.10.2019 bis 01.03.2020 im K 20 in Düsseldorf zu sehen

Titelbild: © Kunstsammlung NRW

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Ingrid
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