Jason Aldean – neues Album „9“ erschienen // CD-Tipp

Der US-Musiker Jason Aldean ist in Deutschland noch weitgehend unbekannt, in seiner Heimat jedoch das Gesicht der Countrymusik-Industrie. Seit seinem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 2005 hat er seinen ganz eigenen Weg gefunden, Rock und Country zu einem Sound zu kombinieren, der ihn stets leicht erkennbar macht.

Außerhalb der Country-Szene erlangte Aldean Berühmtheit, nachdem Jody Rosen, damals noch Musikkritiker  beim „New Yorker“, ihn und andere Musiker wie Florida Georgia Line und Luke Bryan als Vertreter des „Bro Country“- Sound bezeichnete, eines Subgenres, das insbesondere von der tätowierten, muskulösen, partywütigen, jungen weißen amerikanischen Klientel favorisiert wird. Aldean selbst, der als Einflüsse seiner Musik häufig Merle Haggard und andere Ikonen der Outlaw-Bewegung zitiert, mag diese Zuschreibung nicht. Denn sie unterstellt, dass es in seinen Songs nur um heiße Frauen in hautengen Jeans, die vorwiegend auf der Ladefläche von Pick Ups oder im Scheinwerferlicht schummeriger Bars tanzen, Whiskey und jede Menge Bier geht. Geschadet hat sie ihm jedenfalls nicht. Mit über 14,4 Milliarden Streams und mehr als 18 Millionen verkauften Alben ist der Musiker längst ein Superstar.

„9“ heißt sein neues, heute erschienenes Studioalbum, weil die Neun seine Lieblingszahl und die Nummer seines Baseballtrikots war, als der noch in seiner Heimatstadt Macon, im ländlichen US-Bundesstaat Georgia, zur Schule ging.  Pralle 16 Songs umfasst das Album, das seinen bewährten Mix aus Country, gitarrenorientierten Hardrock, Blues und R&B fortsetzt und unterschiedliche Stimmungslagen bedient. Neben kraftvollem Southern Rock wie „We Back“, „Tattoos and Tequila“, „Talk about Georgia“ und “The Same Way” stehen einfühlsame Balladen wie “Got What I Got”.

Genau darin liegt jedoch auch ein Problem. Nach 15 Jahren hätte es Aldean vielleicht gutgetan, aus seiner bequemen Wohlfühlzone, in der er sich eingerichtet hat, herauszukommen und seine Grenzen ein wenig zu überschreiten. Songs wie „Some Things You Don’t Forget“ und „Dirt We Were Raised On” sind zweifelsohne gut gemacht und gehen ins Ohr, dürften es jedoch schwerer haben, länger im Gedächtnis zu bleiben als die einfühlsamen, mit rauem Charme vorgetragenen Balladen wie „Blame It On You“, „Keeping It Small Town“ und „Got What I Got“.

In diesen Songs zeigt sich Aldean von einer anderen, frischeren Seite, von der man sich gerne etwas mehr gewünscht hätte.  Eingefleischte Fans von Jason Aldean dürfte dies indessen nicht allzu sehr stören, weil „9“ vor allem das bietet, wofür der Musiker steht. Wer sich jedoch erhofft hatte, dass der Country-Superstar auf seinem neunten Album den Mut haben würde, seinen Sound weiterzuentwickeln, dürfte nicht mehr als ein paar Songs finden, die ihm gefallen. So hinterlässt „9“ eher einen zwiespältigen Eindruck: Das Album ist handwerklich perfekt gemacht, die Songs funktionieren, aber ein Meilenstein in der Karriere des talentierten Musikers Jason Aldean ist es nicht.

Artist: Jason Aldean
Album-Release: “9”
VÖ 22.11.19
Label: Broken Bow Records / BMG Rights Management
Formate: CD und digital

Standardbild
Hans Kaltwasser
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