HELMUT NEWTON – THE BAD AND THE BEAUTIFUL

Er war zweifellos einer der begabtesten Fotografen seiner Zeit und darüber hinaus. Helmut Newton besaß eine scharfe Beobachtungsgabe und ein Talent zur Inszenierung. Anlässlich seines 100. Geburtstags erzählt der bekannte Autor, Journalist und Regisseur Gero von Boehm in seinem Dokumentarfilm HELMUT NEWTON – THE BAD AND THE BEAUTIFUL nicht nur die berührende Lebensgeschichte des in Berlin geborenen und dort auch begrabenen Fotografen. Er wirft dabei einen ganz besonderen Blick auf das Zentrum von Newtons Werk: die Darstellung des weiblichen Körpers.

Arena, New York Times © Foto: Helmut Newton, Helmut Newton Estate / Courtesy Helmut Newton Foundation

Sicher, sie sind schön, die Frauen, doch ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich die Fotos empfinden soll – auch nicht nach diesem Film. Selbst wenn der Autor des Dokumentarfilms erklärt, dass man die Zeit im Blick haben sollte, die prägend für diese Aktfotos ist. Die sexuelle Befreiung der Frau und die Macht, die Frauen auf Männer ausüben, in einigen Fotos kommen sie zum Ausdruck. Denn noch nie zuvor hatten Frauen auf Fotos in Glamour-Magazinen und in der Mode-Werbung derartige Posen eingenommen. Nun aber gab es plötzlich dominante Frauen, die mit großen Hunden, auf nächtlichen Straßen, mit Messern, in Männerkleidung oder als Nymphomaninnen posierten. Manche Fotos stilisieren und reduzieren Frauen jedoch eher zu reinen Sexobjekten.

Gero von Boehm & Grace Jones © Pierre Nativel, LUPA FILM

Waren die starken Frauen wirklich so stark und selbstbewusst, wie manche Fotos sie zeigen? Die und andere Fragen beantworten im Film die Frauen selbst – es kommen nämlich ausschließlich Frauen zu Wort – vor allem seine Wegbegleiterinnen aus Film und Mode: Charlotte Rampling, Isabella Rossellini, Grace Jones, Anna Wintour, Marianne Faithfull, Hanna Schygulla, Claudia Schiffer, Nadja Auermann, Sylvia Gobbel, Carla Sozzani, Arja Toyryla und nicht zuletzt seine Ehefrau June Newton, aber auch kritische Stimmen wie die von Susan Sontag.

Nadja Auermann © Foto: Sven Jakob-Engelmann, LUPA FILM
Nadja Auermann dagegen wollte sich nicht nackt fotografieren lassen, das hat Newton ihr übelgenommen.

Gero von Boehm ist ein sehr unterhaltsamer Dokumentarfilm gelungen. Er zeigt Helmut Newton und „seine“ Frauen in unterschiedlichen Lebens- und Schaffensphasen, bei seiner Arbeit und in seinem Umfeld. Der Regisseur konnte auf Newtons umfassendes Bildarchiv zurückgreifen und so alle Facetten des Fotografen zeigen.

HELMUT NEWTON – THE BAD AND THE BEAUTIFUL ab morgen in den Kinos

Titelfoto: Selbstporträt, Monte Carlo, 1993 © Foto: Helmut Newton, Helmut Newton Estate / Courtesy Helmut Newton Foundation

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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