Filmtipp – AVENGERS: AGE OF ULTRON

Ist die Fortsetzung des Superhelden-Stelldicheins, die mindestens noch zwei weitere Teile nach sich ziehen wird, das von Fans erhoffte Meisterwerk?

Stagnation? Oder gar Rückschritt? Nein, mit beidem können wohl die wenigsten unter uns wirklich etwas anfangen. Natürlich auch nicht die Kinobesucher – und die Vielzahl an Marvel-Fans unter ihnen, die regelmäßig in die „blockbustenden“ Comicverfilmungen geht, erst recht nicht.

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Klar, es muss eben immer irgendwie weiter nach vorne gehen!

Kein Wunder also, dass Regisseur Joss Whedon beim schon so lange mit Spannung erwarteten „The Avengers 2 – Age of Ultron“ im Vergleich zum Vorgänger noch mal eine ordentliche Schippe draufpackt. Und zwar eine Schippe, die mit nahezu allen Zutaten gefüllt ist, die den ersten „The Avengers“-Teil zu so einem erfolgreichen und beliebten Streifen gemacht haben.

So gesellen sich zum ohnehin schon eindrucksvollen Stamm-Cast um Robert Downey Jr.’s Iron Man, Mark Rufallos Hulk, Chris Hemsworths Thor, Chris Evans Captain America, Jeremy Renners Hawkeye und Scarlett Johanssons Black Widow mit unter anderem Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson), Scarlett Witch (Elisabeth Olsen) und Vision (Paul Bettany) noch weitere Superhelden. Samuel L. Jackson, Cobie Smulders, Andy Serkis, Idris Elba, Stellan Skarsgard und Don Cheadle runden die Besetzung, die wie ein Who-is-Who Hollywoods anmutet, ab. Daneben setzt Regisseur Whedon, der sich nun (vorerst?) aus dem Marvel-Franchise verabschieden wird, auch auf Action- bzw. Special-Effects-Ebene einen, nein, mehrere drauf. So werden zum Beispiel auf bombastische Art und Weise gleich mehrere Städte in Schutt und Asche gelegt. Eine davon – ein fiktiver Ort in Osteuropa – wird dabei sogar mitsamt der Grundfesten und natürlich mit ordentlich Kawumm ab in den Himmel geschickt – stark!

Avengers: Age of Ultron

Das alles ist beim Kino-Besuch in der Summe wirklich beeindruckend, ja schlichtweg gigantisch, und macht den Film auch uneingeschränkt unterhaltsam. Teils wirklich starke 3D-Effekte tun ihr übriges dazu. Allerdings werden in Sachen Action und Bombast doch ab und an Grenzen überschritten, die noch im ersten Film gekonnt gesetzt waren und für ein stimmiges Gesamtbild sorgten. So reiht sich gleich von Anfang an eine eindrucksvolle Actionsequenz beinahe nahtlos an die nächste. Verschnaufpausen für den Zuschauer sind eher rar gesät. Das macht grundsätzlich zwar erstmal Spaß, hat aber (wenn auch nur wenige) negative Seiten. Kurz: An so mancher Stelle wäre eine Prise weniger mehr gewesen, denn der Gigantismus in „The Avengers 2 – Age of Ultron“ wirkt in einigen Sequenzen schon etwas erdrückend und unübersichtlich auf den geneigten Kinogänger. Da auch der Plot zwar durchaus unterhaltend, aber nicht wirklich originell ist, lauten die Antworten auf die beiden wichtigsten Fragen, die allen „Avengers“-Interessierten sicher schon seit Monaten auf der Seele brennen, wie folgt:

Ist die Fortsetzung des Superhelden-Stelldicheins, die mindestens noch zwei weitere Teile nach sich ziehen wird, das von der Fanbase erhoffte Meisterwerk? Nein!

Ist „Avengers 2“ ein unterhaltsamer und würdiger Nachfolger des äußerst gelungenen ersten Teils? Definitiv, ja!

Dabei erfährt das Marvel-Universum während der etwa 140 Minuten Spielzeit einen weiteren Ausbau, der sich passend in die nun schon seit mehreren Einzel- und Gruppenabenteuern der Helden andauernde Entwicklung einfügt. Denn die Handlung dreht sich nicht allein um die titelgebende künstliche Intelligenz Ultron (Stimme: James Spader), die – von Tony Stark ursprünglich als Friedensprogramm vorgesehen – eine ganz eigene Vorstellung vom „Weltretten“ hat und zur Erlösung der Erde die komplette Menschheit auslöschen will. Sondern es wird auch – ausgehend von der in „Captain America 2“ zurückgekehrten terroristischen Organisation Hydra – der Plot rund um die Infinity-Steine weitergesponnen. Diese machtvollen Kleinode sind ja schon länger das große und übergreifende Thema des Gesamt-Storytwists innerhalb des Marvel-Universums (siehe z.B. „Avengers“ oder „Guardians of Galaxy“). Allerdings sorgt genau dieser Umstand umgekehrt auch für einen kleinen Nachteil, zumindest für Nicht-Kenner der vorhergehenden Filme: Sie können dem Ganzen womöglich mitunter gar nicht oder lediglich in Ansätzen folgen.

Für eine insgesamt neue wie interessante Note sorgt Whedon derweil, wenn er die telepathisch begabte Scarlett Witch, die zunächst mit ihrem ultraschnellen Zwillingsbruder Quicksilver auf Seiten der Bösewichte kämpft, dem Heldenkollektiv zusetzt, indem sie sich in deren Psyche gräbt und dort wütet. So bekommen Hulk & Co. ernsthafte Burn-Out-Symptome, Alpträume und tiefe Sinneskrisen, die die Gruppe in ihren Grundfesten zu erschüttern drohen. Eine interessante Idee, die ruhig noch hätte ein wenig weiter ausgebreitet werden dürfen.

Zumindest ein wenig ausgebreitet wurden dagegen die Hintergrundgeschichten der beiden Avengers, die bislang noch keinen Einzelfilm hatten: Black Widow und Hawkeye. Das bringt die beiden Charaktere nicht nur den Zuschauern näher, sondern sorgt auch dafür, dass sie zumindest ein wenig an der Leinwand-Dominanz ihrer mächtigen Teamkollegen kratzen können. Sicher keine schlechte Sache. In diesem Zusammenhang muss man Whedon wiederholt loben: Es gelingt ihm nämlich erneut, jeder Figur innerhalb des Star-Aufgebots genügend Leinwandzeit und angemessen große individuelle Momente zu bescheren. Ebenso positiv bleibt festzuhalten, dass der Regisseur wie schon in Teil eins seinem Gespür für das selbstironische Potenzial innerhalb der Superheldentruppe erneut genügend Momente einräumt und  der Humor auch bei Nicht-Kennern der Vorgeschichte problemlos ankommen dürfte. Allein: Dass auch Ober-Bösewicht Ultron für den einen oder anderen Gag sorgt und flotte Sprüche auf den metallischen Lippen hat, kommt dagegen eher nicht so gelungen daher. Denn „The Avengers 2 – Age of Ultron“ ist insgesamt um einiges ernster und düsterer geraten als sein Vorgänger.

Ein kleiner Tipp zum Abschluss: Dieses Mal lohnt es sich ausnahmsweise mal nicht, den gesamten Abspann des Films über sich ergehen zu lassen. Denn – wie bereits von Joss Whedon angekündigt – gibt es tatsächlich keine Post-Credit-Scene. Nach dem ersten kleinen Abspann gibt es dagegen allerdings immerhin eine kleine Szene…

 

The Avengers 2

Titel AVENGERS: AGE OF ULTRON
Originaltitel Avengers: Age of Ultron
Startdatum 23.04.2015
FSK 12 Jahre ffr.
Regie Joss Whedon
Darsteller Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Chris Evans, Scarlett Johansson, Mark Ruffalo, Jeremy Renner, Aaron Taylor-Johnson, u.v.m.
Copyright MARVEL
Standardbild
Niklas Frielingsdorf
Artikel: 38

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