Buchtipp: Hallo, ich bin Erik.

Ein eigener Kosmos aus Gesprächen über das Leben, über gutes Design und gute Designer.

Das Buch über Deutschlands bekanntesten Grafikdesigner: Erik Spiekermann

 

Er gehört zu den Menschen, die jeder kennt, ohne zu wissen, wer sie wirklich sind: Erik Spiekermann, Typograf, Designer und Autor. Jeder, der schonmal mit einem Nokia-Mobil telefoniert hat und seitdem das Firmenlogo auch nur aus dem Augenwinkel erkennt – jeder der schon einmal Bahn in Berlin gefahren ist, und jeder, der für die täglichen Facebook-Eskapaden seinen Firefox Browser benutzt, hatte schon einmal Kontakt mit ihm.

Denn die Gestaltungsideen, die unsere Wahrnehmung von diesen Firmen und Projekte prägen, stammen federführend von Spiekermann. Sich selbst einen Typomanen nennend, ist der 68-jährige Spiekermann inzwischen operativer Kopf der Agentur Edenspiekermann. Und folgt damit seinen Jahren bei der Medienagentur MetaDesign, die er als Mitbegründer nach internen Konflikten im Jahre 2000 verließ.

Mit MetaDesign war er unter anderem mit verantwortlich für die Gestaltung des Fahrgastinformationssystems des öffentlichen Verkehrs in Berlin. Biografie mit Abriss über Schriftgestaltung Um dem vielseitigen Schriften-Nerd auf die Spur zu kommen, bietet sich das 2014 erschienene katalogähnliche Buch „Hallo ich bin Erik“ an. Herausgeber ist Johannes Erler, Weggefährte Spiekermanns und selbst erfolgreicher Kommunikationsdesigner. „Hallo ich bin Erik“ ist Biografie, Werkschau und schneller Ritt durch die Designgeschichte und Schriftgestaltung zugleich. Und das in herrlich leichtem Plauderton: Bonmots aus Spiekermanns Leben wechseln mit fachlichen Interviews, Kurzeinführungen über Schriftgestaltung ergänzen lexikalische Textschnipsel über einzelne Fonts aus der Spiekermann-Familie.

Durchmischt mit vielen Bildern von Plakaten, Anzeigen, Skizzen und Schriftschnitten und anderen Designs Spiekermanns. Ergänzt mit privaten Portraits: Spiekermann, seine Familie, seine Arbeitsteams – oder sein NSU Ro 80 – die Luxuslimousine, die er sich nach der Trennung von seiner ersten Frau selbst schenkte. Spiekermann, die Plaudertasche Zu Wort kommen neben Johannes Erler auch zahlreiche Stimmen aus Spiekermanns Umfeld: Seine frühere Ehefrau Joan, mit der er 1989 den legendären FontShop, das Versandhaus für Schriften, eröffnet.

Oder seine derzeitige Ehefrau Susanna, Gründungspartnerin der Agentur Edenspiekermann. Dazu der inzwischen verstorbene Wally Olins, weltweit anerkannter Experte für Corporate Branding und einer seiner ersten Förderer. Oder Typograf Stefan Sagmeister und Jürgen Siebert, Begründer des Page-Magazins – die Liste der Namen erstreckt sich über 320 Buchseiten. Und so unterschiedlich die Menschen aus Spiekermanns Umfeld auch sind: sie alle beschreiben ihn doch auf die gleiche Art und Weise: als umtriebigen, neugierigen 24/7—Kreativen, sympathisch-verpeilten Erfolgsunternehmer und fundierten Ideengeber. Und als regelrechte „Mitteilungsmaschine“, wie ihn Andrej Kupetz, Hauptgeschäftsführer des Rat für Formgebung, liebevoll nennt, weil Spiekermann schon an seinen schlechten Tagen 223 Wörter in der Minute rede.

Mit „Hallo ich bin Erik“  ist Erik Spiekermann ein leichtfüßiges Buch über ein Schwergewicht der internationalen Designszene gelungen.

Aufgrund seiner Fülle ist es schwer, es in eine Kategorie einzuordnen. Es ist ein Buch, wie Spiekermann selbst – ein eigener Kosmos aus Gesprächen über das Leben, über gutes Design und gute Designer. Und informierende Inspirationsquelle für jeden, der sich mit Typografie befassen möchte.

Hallo, ich bin Erik: Erik Spiekermann, Schriftgestalter, Designer, Unternehmer von Johannes Erler Verlag: Gestalten, 2014 320 Seiten

Standardbild
Nina Schmulius
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