A Perfect Week of Music I/III – EMA

Wie könnte ein Konzert in die Hose welches mit „Satellites“, dem letzten Stück von EMA’s zweiter Platte „The future’s void“ furios beginnt? Eigentlich eine ganze Menge, wenn das Restmaterial nicht so gut wäre, wie das von EMA.

Die blonde Miss Anderson mit dem leicht verdrogten, bekifften Blick, optisch so eine Art Gothik-Punk Scarlett Johansson begann ihr Zürich Konzert also mit dem „Future“ im Titel, einem Stück Zukunftsmusik wie Goldfrapps „Utopia“. Normalerweise bin ich froh, wenn eine Band nicht mit meinem Lieblingssong beginnt, weil sie im Normalfall noch nicht auf Betriebstemperatur ist, aber was EMA stimmlich abliefert war von Ton eins weg ziemlich wuchtig. Den verführerischen Sexappeal ihrer Stimme spürte man von Anfang an. Das kratzige, reibeisige des Grunge im Refrain von Song zwei (So blonde) sitzte auch perfekt.

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Mehr als auf ihren Aufnahmen verblüffte mich, dass jeder Song durch und durch ein EMA Song ist und trotz Allem hört sich jeder von ihnen einzigartig an. Sie hat eine Vision und setzt diese mit aller Konsequenz um. Sie ist nicht einfach ein Punk, sie ist nicht einfach eine Rockgöre. Sie ist nicht einfach eine Popdiva. In manchen Momenten erinnert sie mich an Marylin Manson in seiner Mechanical Animal Phase wie im Song „Smoulder“. Und die industriehallen-Düsternis wirkt nicht mal aufgesetzt, weil sie nicht böse wirkt. EMA ist kein böses Mädchen sondern eher eines, dass eine ausgeprägte dunkle Seite hat. Sie hat etwas Anziehendes, Verführerisches, Zerstörerisches. Und ihre wuchtig aufspielende Band bildet den perfekten Rahmen dafür. Vielleicht auch weil der Sound perfekt in das Gewölbe des Viadukts passt und nichts zu laut abgemischt war. Das Schlagzeug war präsent und ab und an dominierend, doch wenn es sein musste stach neben Erika’s Stimme die E-Geige oder wie im grossartigen Ende von „Cthulu“ der Weltuntergangs-Synthesizer heraus. Was für ein grossartiger, lauter und allesdurchdringender Moment. Als würde die Erde in Trümmer versinken und neu erschaffen werden. Einer von vielen perfekten Momenten an diesem Abend.

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Als EMA gegen Ende zu ihrem Solo-Song ansetzte dachte ich bereits „bitte nicht…“, weil öfters als nicht, ist es eine unnötige Konzert-Pause. Aber auch hier merkte man, wie intensiv Erika sein kann. Auch nur mit Gitarre ausgerüstet kann sie den Zuhörer komplett in ihren Bann ziehen, weil sie sich durch die Lieder kämpft wie ein Löwe. Stolz und selbstbestimmt.

Selten passt alles an einem Konzert. EMA und der Bogen F lieferten eines der besten Konzerte 2014.

Nachtrag: Colleen Green eröffnete den Abend. Eine E-Gitarre und eine Beat-Box. Dazu einige wunderbare Gesangsmelodien zu juvenilen Texten über die Liebe im Jugendalter. Vielleicht ist sie mit Weezer gross geworden. Das hatte Charme. Die Break-losen Beats würden einem 1.5 Minuten Lied aber mehr Leben einhauchen als einem 3 Minuten Song denn im Verlaufe von fast jedem Song wird einem der Beat ein wenig genug. Dem Lo-Fi Charme ist dies jedoch nur dienlich und es ist klar, dass sie diese DIY-Attitüde total liebt.

Weil sie selbst Comics zeichnet „The real Shit daily“ und sie dies als Merchandising vertickt, hat sie aber sowieso gewonnen. Es geht zwar bei all den kleinen Geschichtchen mehr oder weniger um’s Kiffen… aber hey, erwachsen werden kann man ja später.

Fotos: Holger Salach (www.holgersalach.ch)

 

Standardbild
UrsHoesli
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