Elena Ferrante – Die Geschichte des verlorenen Kindes

Im letzten Band der vierbändigen Romanreihe über die Frauenfreundschaft zwischen Lina und Elena, trennt sich Elena von ihrem Mann Pietro. Sie geht mit ihren Töchtern nach Neapel zurück. Ihre Jugendliebe Nino ist der eigentliche Grund, der sich zwar nicht endgültig für Elena entscheidet, sondern seine Ehe mit Eleonora aufrechterhält. Jedoch lebt er mit Elena zusammen, die ihn sehr liebt und glaubt, dass er sich bald ganz für sie entscheiden wird.

Lila genießt mittlerweile im Rione den Ruf einer sehr einflussreichen, erfolgreichen und gefürchteten Unternehmerin, die weiß, wie die Dinge hier laufen und auch, dass Elena zurück ist. Sie will den Kontakt zu ihr wieder aufnehmen und versteht es, die Freundin erneut an sich zu binden. Beide werden nochmals Mutter und bekommen Töchter, die sie nach ihren Müttern benennen.

Doch anders als erwartet erweist sich Nino nicht als treuer Lebensgefährte. Elena trennt sich von ihm, zieht in das Viertel ihrer Kindheit zurück und bezieht eine Wohnung direkt über Linas.

Während  Elena weiter schreibt, eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin ist und Lesereisen unternehmen muss, betreut Lila oft deren Töchter. Fast sieht es so aus, als ob ihre Freundschaft erneut eine stabile Basis erhalten hätte.

Doch nicht zuletzt sind es die mafiösen Strukturen, die im Rione das Leben mitbestimmen und auch das der Freundinnen. Besonders Lila muss das auf ganz schreckliche und schmerzhafte Weise erleben – ihre Tochter ist plötzlich verschwunden.

Noch deutlicher als in den vorherigen Bänden beleuchtet die Autorin eindringlich und mit erzählerischer Kraft, die sozialen und politischen Hintergründe und Bedingungen, die das Leben infiltrieren und bestimmen. Waren sie bereits bedeutsam bei der Sozialisation der beiden Frauen, so haben sie bis zum Schluss weitreichende Konsequenzen. Die Freundinnen akzeptierten auf ihre je verschiedene Weise, die Bedingungen ihrer sozialen Lage nicht. Ihren Mädchentraum, den Rione zu verändern, müssen jedoch beide begraben.
Eine vielschichtige unterhaltsame Romantetralogie, die begeistert und nachhaltig im Gedächtnis bleibt – betrüblicherweise jedoch keine Fortsetzung mehr finden wird.

Elena Ferrante – Die Geschichte des verlorenen Kindes
Band 4 der Neapolitanischen Saga

(Reife und Alter)

Aus dem Italienischen von Karin Krieger

Erschienen: 02.02.2018
Verlag: Suhrkamp
Gebunden, 614 Seiten
ISBN: 978-3-518-42576-3
Auch als eBook erhältlich

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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