Elefant – Buchtipp

Jetzt ist es soweit, denkt Schoch, als er in seiner Höhle plötzlich einen kleinen rosa Miniaturelefanten sieht. Der obdachlose Alkoholiker glaubt, er halluziniert statt weißer Mäuse einen kleinen Elefanten, der in der Dunkelheit rosa zu leuchten beginnt. Setzt nun das gefürchtet Delirium ein?

Doch bald schon beruhigt sich Schoch, es ist keine Halluzination, sondern tatsächlich ein Elefant in Kleinformat, der ihn ängstlich anschaut. Nur, wie ist er in seine Höhle gekommen und was soll mit ihm geschehen?

Die Genforschung hat schon einige grün oder gelb leuchtende Tiere hervorgebracht, doch dass der Genforscher Roux mit seinen Experimenten noch einen weiteren Coup gelandet hat, einen Elefanten in Kleinformat zu erschaffen, war nicht mit Absicht geschehen. Sein Forschungsergebnis war reinster Zufall, aber mit großem Potenzial, insbesondere finanziellem. Nur wurde er getäuscht und muss den tot geglaubten rosa Elefanten schnellsten wiederfinden.

Derweil hat sich Schoch an die Tierärztin Valerie gewandt, die die Tiere der Obdachlosen betreut. Beide sind sich einig, der kleine Elefant muss rund um die Uhr betreut werden, und er ist in Gefahr. Schoch, der es mittlerweile nicht mehr gewohnt ist, Verantwortung zu übernehmen, stellt sich dieser Aufgabe und als zusätzliches Plus eröffnet sich ihm die Chance, endlich trocken zu werden.

Martin Suter verknüpft in seinem Roman zwei nahezu unvereinbare Welten, die der Genforschung und die der Obdachlosen.  Und er tut das mit Humor und Weitsicht.  Die Entschlüsselung des Erbguts ist heute schon Routine; genetische Datenbanken ermöglichen vielleicht in naher Zukunft die Herstellung nicht nur kleiner Lebewesen, sondern auch biogenetischer Waffen, die passgenau auf verschiedene Bevölkerungsgruppen zugeschnitten werden können. Warum sollten Obdachlose demnächst nicht auch kleine rosarote Elefanten halluzinieren, wenn sie bald als Spielzeug für Kinder Reicher zu kaufen gibt?

Eine wunderbar erzählte geistreiche Geschichte – einfach Su(p)ter!

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Elefant
Martin Suter

Januar 2017
Verlag: Diogenes

978-3-257-60782-6

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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